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Augsburg: Chinesische Firma zeigt Interesse: "Kuka bleibt eine deutsche Firma"

Augsburg

Chinesische Firma zeigt Interesse: "Kuka bleibt eine deutsche Firma"

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    Roboterbauer aus Augsburg: „Kuka bleibt eine deutsche Firma“.
    Roboterbauer aus Augsburg: „Kuka bleibt eine deutsche Firma“. Foto: Julian Stratenschulte, dpa

    Das Interesse der chinesischen Firma Midea an dem Augsburger Roboterbauer Kuka führt auch in der Politik zur Sorge: Nicht nur Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hofft auf ein europäisches Gegenangebot. Auch EU-Kommissar Günther Oettinger ist skeptisch, „denn es geht um die weltweite Technologieführerschaft“, begründet er seine Einmischung in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Kuka-Chef Till Reuter betont nun gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung: „Kuka ist eine deutsche Firma, und wir bleiben eine deutsche Firma.“

    Chinesische Unternehmen kaufen sich in Firmen in Deutschland ein

    Chinesische Unternehmen kaufen sich seit einigen Jahren in Firmen in Deutschland ein. Beispiele:

    EEW ENERGY: Die chinesische Holding Beijing Enterprises gibt Anfang Februar bekannt, den Spezialisten in der Müllverbrennung EEW Energy from Waste aus Helmstedt für rund 1,44 Milliarden Euro zu übernehmen.

    KRAUSSMAFFEI: Der Spezialmaschinenbauer wurde im Januar von ChemChina, dem größten Chemiekonzern Chinas, für 925 Millionen Euro gekauft. ChemChina kam unlängst erneut in die Schlagzeilen - mit einem 43-Milliarden-Dollar-Angebot für den Schweizer Agrarchemie-Anbieter Syngenta.

    KOKI TECHNIK TRANSMISSION SYSTEMS: Das chinesische Unternehmen Avic Electromechanical Systems übernimmt 2014 den sächsischen Autozulieferer. Ein Kaufpreis wird nicht genannt.

    HILITE: Avic übernimmt 2014 für 473 Millionen Euro den deutschen Autozulieferer.

    TAILORED BLANKS: Der Industriekonzern Thyssenkrupp schließt 2013 den Verkauf seiner Tochter an den chinesischen Stahlkonzern Wuhan Iron and Steel ab. Zum Preis machen beide Seiten keine Angaben.

    KION: 2012 steigt der chinesische Nutzfahrzeugproduzent Weichai Power beim Gabelstaplerhersteller Kion ein. Die Chinesen kaufen zunächst für 467 Millionen Euro 25 Prozent an Kion und steigern 2015 ihren Anteil auf 38,25 Prozent. Außerdem erhält der Investor für 271 Millionen Euro eine Mehrheitsbeteiligung von 70 Prozent an der Hydrauliksparte Kions.

    KION: 2012 steigt der chinesische Nutzfahrzeugproduzent Weichai Power beim Gabelstaplerhersteller Kion ein. Die Chinesen kaufen zunächst für 467 Millionen Euro 25 Prozent an Kion und steigern 2015 ihren Anteil auf 38,25 Prozent. Außerdem erhält der Investor für 271 Millionen Euro eine Mehrheitsbeteiligung von 70 Prozent an der Hydrauliksparte Kions.

    KIEKERT: Der Weltmarktführer für Pkw-Schließsysteme, Kiekert, ging 2012 in chinesische Hände. Der Hersteller aus Heiligenhaus bei Düsseldorf wurde vom börsennotierten chinesischen Automobilzulieferer Lingyun übernommen.

    Reuter erklärt: „Wir freuen uns und sind auch etwas stolz darauf, dass sich so viele Leute um Kuka Gedanken machen.“ Sollten sich vonseiten der Politik neue Optionen ergeben, würde man diese ebenso ergebnisoffen prüfen wie das Angebot des chinesischen Haushaltwarenherstellers Midea. Dennoch betonte Reuter auch die Bedeutung des chinesischen Marktes für Kuka: „Wie alle deutschen Unternehmen haben wir in den letzten Jahren stark davon profitiert, dass wir in China vertreten sind.

    Es gibt verschiedenste Ideen, wie eine erfolgreiche, vorteilhafte Balance zwischen einer starken deutschen Industrie-4.0-Firma und einer chinesischen Beteiligung aussehen könnte.“ China ist nach Angaben von Reuter entscheidend für Kuka, da es bereits heute der größte Robotermarkt ist: „Momentan beträgt unser Umsatz dort 450 Millionen Euro, in den kommenden Jahren wollen wir die Grenze von einer Milliarde knacken. Unser Ziel ist es, in China Nummer eins zu werden.“ Die Gefahr, dass sensible Daten in chinesische Hände geraten könnten, sieht Reuter nicht: „Die Daten unserer Kunden bekommt niemand, unabhängig von der Aktionärsstruktur.“

    Kuka hat 15 Millionen an Forschungsgeldern bekommen

    Kuka: Das ist der Augsburger Roboterbauer

    Kuka ist ein Roboter- und Anlagenbauer mit Hauptsitz in Augsburg. In seiner Branche zählt Kuka zu den weltweit führenden Unternehmen. Bei Kuka arbeiten rund 14.256 Mitarbeiter.

    Die Wurzeln von Kuka reichen bis ins Jahr 1898 zurück. Johann Josef Keller und Jakob Knappich gründeten damals das Acetylenwerk Augsburg. Ihr Ziel: die Produktion von kostengünstigen Haus- und Stadtbeleuchtungen. Doch bereits sieben Jahre danach weitete das Unternehmen die Produktion auf die neue Erfindung des Autogen-Schweißens aus.

    Aus den Anfangbuchstaben der Unternehmensbezeichnung "Keller und Knappich Augsburg" entstand schließlich der Name Kuka.

    Kuka wurde 1966 Marktführer bei Kommunalfahrzeugen in Europa. Auch weltweit wurden diese Fahrzeuge für Entsorgungs- und Reinigungsaufgaben bekannt. Der Kuka-Müllwagen war ein Begriff.

    1973 schrieb Kuka Geschichte als Robotik-Pionier und entwickelt den Famulus - den weltweit ersten Industrieroboter mit sechs elektromechanisch angetriebenen Achsen. Das waren die Anfänge der heute auf Roboter- und Anlagenbau konzentrierten Firma.

    Die Aufträge des Unternehmens kommen heute vor allem aus der internationalen Autoindustrie. Immer öfter liefert das Unternehmen aber auch an andere Branchen. Bei Bosch Siemens Hausgeräte in Dillingen helfen die Kuka-Roboter beispielsweise schon lange bei der Produktion der Spülmaschinen. In der Robotersparte machte die Zahl der Aufträge aus der General Industry, also allen Branchen abseits der Autofertigung, 2015 bereits mehr als ein Drittel aller Aufträge aus. Mit der neuen Tochterfirma Swisslog, die unter anderem in der Krankenhauslogistik tätig ist, will sich Kuka nach eigener Aussage noch unabhängiger von der schwankenden Autoindustrie machen.

    Roboter werden immer intelligenter und arbeiten Hand in Hand mit Menschen. Die elektronischen Helfer sind mit einer zunehmend raffinierteren Software und Sensorik ausgestattet. Kuka ist längst auch ein IT-Konzern. Die Verknüpfung von Mechanik, also Robotergehäusen mit Elektronik, Informationstechnologie und selbst entwickelten Steuerungen lassen Kuka-Chef Till Reuter auf neue Kunden hoffen. "Industrie 4.0" heißt das Schlagwort. Die Augsburger gelten hier weltweit als Pioniere.

    Für Kuka geht es seit Jahren aufwärts. 2017 betrug der Umsatz rund 3,5 Milliarden Euro, davon entfallen 1,2 Milliarden auf den Geschäftsbereich Robotics.

    Einer der wichtigsten Wachstumsmärkte von Kuka ist China. Seit 2000 ist Kuka hier präsent. Im Dezember 2013 ging eine neue Fertigungsstätte in Shanghai in Betrieb. In einem Werbespot konnte man sehen, wie sich der in China sehr bekannte deutsche Tischtennisstar Timo Boll mit einem Kuka-Roboter duelliert.

    Die Roboter von Kuka hatten auch schon einen Auftritt im Kino: im James-Bond-Film "Die Another Day".

    Chef des Unternehmens ist Till Reuter. Als er 2009 die Führung des Augsburger Roboter- und Anlagenbauers übernahm, kannte Till Reuter kaum einer in der Region. Reuter, Jahrgang 1968, hatte zuvor als Wirtschaftsjurist, Rechtsanwalt und Investmentbanker für Adressen wie die Deutsche Bank, Lehman Brothers und Morgan Stanley gearbeitet.

    Nachdem sich die Familie Grenzebach aus dem kleinen nordschwäbischen Ort Hamlar nach einer langen Phase als bestimmender Aktionär zurückgezogen hat, übernahm diese Schlüsselposition das baden-württembergische Familienunternehmen Voith. Der Investor aus Heidenheim hält 25,1 Prozent an dem Roboterbauer, besitzt also eine Sperrminorität. Gegen Voith läuft nichts bei Kuka.

    EU-Kommissar Oettinger führt dagegen an, dass es hier auch um Steuergelder geht. Seit zwei Jahren bestehe eine mit EU-Mitteln geförderte öffentlich-private Partnerschaft (Public Private Partnership, kurz PPP) zum Thema Robotics. Kuka nehme in dieser Partnerschaft eine führende Rolle ein: „Kuka Chief Innovation Officer Bernd Liepert ist der Präsident. Und Kuka alleine hat 15 Millionen an Forschungsgeldern bekommen.“ Oettingers Hauptfrage ist daher: „Wird damit der Standort Europa und unsere Technologiekompetenz gestärkt? Oder werden EU-Mittel verwendet, um Technologie aus

    Roboter spielen im Arbeitsleben eine immer zentralere Rolle. Gefragt, wie teuer Roboter im Vergleich zu ihren menschlichen Kollegen sind, antwortet Kuka-Chef Reuter: „In Europa kostet eine Roboterstunde heute fünf Euro, eine Arbeitsstunde eines Arbeiters 45 oder mehr. Zum Vergleich: Eine Facharbeiterstunde in China kostet 10 Euro. Nur über einen vernünftigen Mix zwischen Roboter und Mensch werden wir weltweit wettbewerbsfähig sein.“

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