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Augsburg: Bei Kuka könnten noch mehr Arbeitsplätze wegfallen

Augsburg

Bei Kuka könnten noch mehr Arbeitsplätze wegfallen

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    Kuka-Chef Peter Mohnen hat sich in einer Videobotschaft mit einem eindringlichen Appell an die Mitarbeiter des Roboterbauers gewendet.
    Kuka-Chef Peter Mohnen hat sich in einer Videobotschaft mit einem eindringlichen Appell an die Mitarbeiter des Roboterbauers gewendet. Foto: Ulrich Wagner (Archiv)

    Am Mittwoch hat sich Kuka-Chef Peter Mohnen in zwei Video-Botschaften an die Beschäftigten des Augsburger Roboter- und Maschinenbau-Unternehmens gewandt. Zunächst informierte der Manager in Englisch die weltweit rund 14.000 Beschäftigten des Konzerns, um sich dann an die Mitarbeiter in Deutschland, also vor allem in Augsburg, zu richten.

    Kuka in den roten Zahlen: Coronakrise macht Augsburger Konzern zu schaffen

    Am Morgen hatte die Kuka-Führung schon deutliche rote Zahlen vorgelegt. Demnach bekommt der Maschinenbauer die Folgen der schweren wirtschaftlichen Krise mit voller Wucht zu spüren. Kunden geizen mit Investitionen und verschieben geplante Aufträge. Das wirkt sich unmittelbar auf das Geschäft des Augsburger Automatisierungsspezialisten aus. Im ersten Halbjahr 2020 brach der Auftragseingang um 31,4 Prozent auf 1,24 Milliarden Euro ein, die Umsätze gingen um 24,1 Prozent auf rund 1,17 Milliarden Euro zurück. So rutschte das vom chinesischen Midea-Konzern dominierte Unternehmen deutlich in die roten Zahlen.

    Der Gewinn vor Zinsen und Steuern sank von noch deutlich positiven 45,9 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf einen Wert von minus 78,1 Millionen Euro. Daher rechnet Kuka-Chef Mohnen auch für das Gesamtjahr mit einer negativen Gewinnmarge. Für den Konzern wird die Luft also dünner. Das haben auch die Beschäftigten in Augsburg direkt von ihrem Chef erfahren. In der Video-Botschaft, deren Inhalte unserer Redaktion bekannt sind, sagte er: „Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich kann zum heutigen Zeitpunkt nicht ausschließen, dass in einzelnen Bereichen am Standort eine Reduzierung unseres Personalstandes notwendig sein wird.“

    Bei Kuka in Augsburg stehen noch mehr Arbeitsplätze auf dem Spiel

    Damit ist ein weiterer Arbeitsplatzabbau bei Kuka in Augsburg möglich. Der Manager nannte noch keine Details, verzichtete also darauf, eine Zielgröße zu offenbaren, wie viele Jobs wackeln könnten. Der Kuka-Chef sagte nur, dass man „bei Bedarf in den Dialog mit der Arbeitnehmervertretung“ gehen werde. Dabei warb er angesichts der schlechten Zahlen für Verständnis: „Keiner von uns macht so was wirklich gerne. Aber es wäre falsch, Ihnen hier etwas vorzumachen.“

    Kuka verbucht im ersten Halbjahr 2020 deutliche Verluste.
    Kuka verbucht im ersten Halbjahr 2020 deutliche Verluste. Foto: Ulrich Wagner (Archiv)

    Dabei versprach Mohnen, „bei den Maßnahmen nicht nach dem Gießkannenprinzip vorzugehen“. In den kommenden Monaten werde er sich dazu eng mit dem Betriebsrat abstimmen. Der Kuka-Chef zeigte sich bereit, neue Wege zu gehen, wenn die Kurzarbeit in Bereichen des Unternehmens einmal ausläuft. Mohnen kann sich etwa eine Reduzierung der Arbeitszeit vorstellen, um mit den Auswirkungen der Corona-Krise zurechtzukommen.

    Das Unternehmen hat in den vergangenen Jahren in Augsburg schon rund 500 Arbeitsplätze auf noch etwa 3500 Stellen abgebaut. Zuletzt wurde das Roboterzellen-Geschäft saniert. Hier fallen in Augsburg etwa 90 Jobs weg. Nach Darstellung des Unternehmens passiert das sozial verträglich, also ohne betriebsbedingte Kündigungen. Am fränkischen Standort in Obernburg am Main gehen bis zu 165 Stellen verloren. Hier konnte, wie Kuka einräumt, der Personalabbau aber nur in etwa der Hälfte der Fälle sozial verträglich erfolgen. Es kam also auch zu Kündigungen.

    Kuka-Chef Mohnen wirbt in seiner Videobotschaft um Solidarität

    Der nun im Raum stehende weitere Stellenverlust provoziert natürlich die Arbeitnehmervertreter. Augsburgs IG-Metall-Chef Michael Leppek, der auch stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des Unternehmens ist, sagte: „Man kann sich aus einer solchen schwierigen Situation nicht heraussparen. Wir müssen die guten Leute an Bord halten.“ Der Gewerkschafter warnte vor den fatalen Folgen, wenn jetzt erneut ein Personalabbau-Karussell bei Kuka in Gang käme. Leppek wünscht sich deshalb, dass sich das Unternehmen nicht zu sehr mit sich selbst beschäftigt, sondern nächstes Jahr auf großen Messen, ob in Hannover oder auf der Automatica in München, zeigt, was es drauf hat. „Denn Kuka kann als Automatisierungsspezialist nach der Krise zu den Gewinnern gehören.“ Deshalb dürften die Beschäftigten jetzt nicht weiter verunsichert werden.

    Sollten dann aber doch zusätzliche Stellen vor dem Aus stehen, pocht der Augsburger Betriebsratsvorsitzende Armin Kolb „vehement darauf, dass alles sozial verträglich, also ohne Kündigungen, abläuft“. Für ihn ist etwa Altersteilzeit wie bisher schon das Mittel erster Wahl.

    Mohnen hatte auch im Video, das sich weltweit an Kuka-Mitarbeiter wendet, eindringlich um Solidarität geworben: „Wir können schlicht und ergreifend nicht mehr ausgeben wie wir einnehmen.“ Und er fügte fordernd hinzu: „Ich erwarte von jedem Segment und jedem Team, dass sie so viele Kosteneinsparungen wie möglich erzielen.“

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Ein weiterer Stellenabbau bei Kuka wäre kontraproduktiv

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