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Augsburg: Aus für Fujitsu-Werk trifft 1800 Mitarbeiter: So geht es weiter

Augsburg

Aus für Fujitsu-Werk trifft 1800 Mitarbeiter: So geht es weiter

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    Fujitsu gibt seine Computerfertigung in Augsburg auf.
    Fujitsu gibt seine Computerfertigung in Augsburg auf. Foto: Silvio Wyszengrad

    Draußen vor dem Werkstor herrschte am Freitagvormittag lähmende Stille. Innen erfuhren die Beschäftigten eine bittere Botschaft: Der japanische Computerhersteller Fujitsu gibt sein Werk in Augsburg komplett auf. Bis spätestens September 2020 soll der Standort geschlossen werden. Betroffen sind rund 1800 Beschäftigte.

    Für die Mitarbeiter kam die Nachricht völlig überraschend. Viele reagierten bestürzt. „Wenn so etwas kommt, haut das einen um“, sagte eine Beschäftigte nach der Mitarbeiterversammlung. Die Unternehmensführung des japanischen Konzerns hatte zuvor beschlossen, einen stärkeren Fokus auf Dienstleistungen zu legen. Das Produktgeschäft will Fujitsu dabei in Japan konzentrieren. In Augsburg sind zuletzt Server, Speicher und Steuerungen hergestellt worden. Die Fertigung geht jetzt nach

    Die Arbeitnehmerseite reagierte entsetzt: „Diese Schließungsankündigung ist ein Schlag ins Gesicht der Betroffenen und aller, die sich seit Jahren für den Standort einsetzen“, sagte Augsburgs IG-Metall-Chef Michael Leppek. „Wir werden für diesen Standort kämpfen.“ Die Chancen hierfür schätzen Beobachter aber als gering ein.

    Fujitsu-Werk schließt: Treffen im Wirtschaftsministerium am Dienstag

    Bayerns CSU-Wirtschaftsminister Franz Josef Pschierer sieht in der Schließung einen herben Rückschlag für den Wirtschaftsstandort. „Dies ist ein schwerer Schlag für die Region“, sagte er unserer Redaktion. „Dem Großraum Augsburg tut dies sehr weh.“ Gerade erst hatte die Stadt zum Beispiel die Schließung des Werks des Lampenherstellers Ledvance verkraften müssen.

    Fujitsu-Standortchefin Vera Schneevoigt äußerte ihr Mitgefühl für die Lage ihrer Mitarbeiter. „Der Fujitsu-Konzern ist sich der Tragweite der Entscheidung, die Produktentwicklung und -fertigung in Japan zu konzentrieren, für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort Augsburg bewusst“, sagte sie unserer Redaktion. Das Ziel von Fujitsu sei es nun, die Folgen sozialverträglich zu gestalten. Bereits in Kürze werde man Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern aufnehmen. Wie aber könnte es für die Beschäftigten weitergehen?

    Bayerns Wirtschaftsminister Pschierer kündigte an, dass dazu am Dienstagabend in seinem Ministerium ein Treffen stattfindet. Teilnehmen werden Arbeitsministerin Kerstin Schreyer, Vertreter der Stadt, der IG Metall, von Fujitsu, der Arbeitsagentur und der Wirtschaftskammern. „Unser Ziel ist es, bestmögliche Perspektiven für die Betroffenen zu entwickeln“, sagte er.

    Fujitsu-Werk in Augsburg war letzte Computerfabrik Europas

    Mit dem Fujitsu-Werk verschwindet die letzte Computerfabrik Europas. Der frühere Siemens-Standort blickt auf eine lange, stolze Geschichte zurück. Das Werk galt zuletzt aber als „Exot“. Denn die Computer-Fertigung findet heute zumeist in Asien statt. Fujitsu in Augsburg versuchte, mit maßgeschneiderten, individuellen Produkten zu punkten. Da die Preise für Speichersysteme aber immer weiter fielen, ist dies anscheinend nicht mehr ausreichend gelungen: Die Stückzahlen in der Produktion sanken in vielen Bereichen. Fujitsu will sich nun in Deutschland auf den Vertrieb und Dienstleistungen konzentrieren. Die Firma hat auch einen Standort in München, an dem aber ebenso Stellen wegfallen.

    Eine Perspektive für die Betroffenen kann Altersteilzeit sein, heißt es aus Unternehmenskreisen. Was ist noch denkbar? Aufschluss bringt vielleicht die Schließung des Standorts Paderborn 2016. Dort erhielten die Mitarbeiter eine Abfindung, zudem bot ihnen Fujitsu an, in eine Transfergesellschaft zu wechseln.

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