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Augenoptik: Sie sorgt für den Feinschliff, bis die Brille passt

Augenoptik

Sie sorgt für den Feinschliff, bis die Brille passt

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    Kurz nach der Geburt ihrer ersten Tochter hat Anita Moldovan ihren eigenen Laden aufgemacht, seither verkauft die Augenoptikerin Brillen und Kontaktlinsen in Altenmünster.
    Kurz nach der Geburt ihrer ersten Tochter hat Anita Moldovan ihren eigenen Laden aufgemacht, seither verkauft die Augenoptikerin Brillen und Kontaktlinsen in Altenmünster. Foto: Marcus Merk

    Eine Brille putzen, ohne die Gläser zu beschädigen? Das ist gar nicht so einfach. „Kein Tempotaschentuch, da ist der Holzanteil zu hoch. Und bitte – keine Brillenputztücher aus der Apotheke. Da ist zu viel Alkohol drin, das beschädigt die Entspiegelung“, erklärt Anita Moldovan einer Kundin, der sie gerade feierlich eine nagelneue Brille überreicht. „Nur Wasser mit etwas Spülmittel, lauwarm.“ Moldovan ist Augenoptikerin und führt ein Geschäft in Altenmünster im Landkreis Augsburg. In ihrem Beruf geht es um Feinschliff, um Perfektion und Zehntelmillimeter. Deshalb sei ihr die Pflege ihrer Produkte wichtig. „Wir machen hier in unserer Werkstatt alles selber. Ich liebe das“, sagt sie. Ihr Ziel: „Die Kunden sollen nicht zufrieden sein, sondern glücklich.“

    „Eine junge Frau, die weiß, was sie will“, so beschreibt Moldovans Mitarbeiter Siegfried Selig die 30-Jährige. Dabei hatte ihre Mutter damals die Idee, sie könnte Augenoptikerin werden. Moldovan erinnert sich: „Unser Nachbar ist doch Optiker, hat sie gesagt. Da könntest du mal ein Praktikum machen.“ Und am besten gleich die Ausbildung, danach den Meister. Moldovan hörte auf den Rat der Mutter. Als ihr Berufsweg begann, brauchte sie selbst noch keine Brille – dennoch gefiel ihr das Tüfteln mit Gläsern und Gestellen. „Für mich war bald klar: Ich mache das ganz oder gar nicht.“ Heute besitzt sie selbst vier Brillen, Kontaktlinsen, zwei Sonnenbrillen – einen Meisterbrief und ein eigenes Geschäft.

    Vielfältige Ausbildung

    Augenoptik sei ein weites Feld, sagt die 30-Jährige: Von Beratung, Handwerk und Mode bis hin zu Medizin und Wissenschaft. „In diesem Beruf kann ich mir aussuchen, was ich mache.“ Optiker können mit Augenärzten zusammenarbeiten, sich auf Brillenfassungen oder Linsenanpassungen spezialisieren, in Einschleifwerkstätten arbeiten oder sich mit einem Meisterabschluss selbstständig machen. So vielfältig wie die beruflichen Möglichkeiten ist auch die Ausbildung: Anatomie und Augenheilkunde stehen auf dem Lehrplan – und vor allem Mathematik und Physik. „Wenn ich das vorher gewusst hätte“, sagt Moldovan und lacht. Das seien nicht ihre Lieblingsfächer in der Schule gewesen. Dennoch: Mit Ehrgeiz, Konzentration und dem beruflichen Ziel vor Augen habe sie sich das nötige Wissen angeeignet.

    Moldovans kleiner Laden liegt an der Hauptstraße von Altenmünster, der Schriftzug „Die Optimistin“ steht über dem Eingang. Im Laden herrscht eine warme Atmosphäre, Sessel mit gold glitzernden Kissen, ein Wandbild mit grüner Waldlandschaft. Und entlang der Wand eine Galerie von Brillen. Die Optikerin setzt sich eine Sonnenbrille mit dickem Rand und Leopardenmuster auf und lächelt. Wenn sie sich an die Anfangszeit des Ladens erinnere, denke sie oft an ein besonderes Brillenmodell in Knallpink. Sie habe damals Zweifel gehabt: Ob sich so ein Gestell auf dem Land verkauft? In Altenmünster? „Doch das war dann tatsächlich die erste Brille, die ich hier verkauft habe.“

    Mitten in der Elternzeit gründete Moldovan ihr Geschäft

    Mitten in der Elternzeit, als ihre Tochter geboren wurde, gründete Moldovan ihr Geschäft. „Ich hatte es vermisst, zu arbeiten.“ So habe sie ihren Laden in einer Lagerhalle eingerichtet, die zuvor leer stand bis auf die Stahlträger. Als sie am 1. Dezember 2017 das Geschäft eröffnete, war ihre Tochter gerade acht Monate alt. In einem Nebenraum des Ladens steht heute eine Babywiege, im Verkaufsraum gibt es eine Spielecke – für die Kinder der Kunden und ihre eigenen. An ihrem Antrieb und ihrer Motivation habe sich als Mutter nichts geändert. An einem Montag im Sommer 2018 sei ihr zweites Kind auf die Welt gekommen, am Samstag sei sie wieder im Laden gestanden. Die Begeisterung für Brillen scheint sich zu vererben: „Meine Tochter liebt Brillen, sie ist eine kleine Optikerin.“

    In Moldovans Werkstatt stehen moderne Geräte bereit. Maschinen, die sanft brummen, während sie Gläser zurechtschneiden und schleifen. Auch bei sogenannten Bohrbrillen ohne Fassung hilft ein spezielles Gerät. Dazu kommen die Geräte, die Augen und Sehstärke vermessen – manche kosten mindestens 20.000 Euro. „In diesem Beruf muss man wissen, was Kunden gefällt“, sagt Moldovan. Regelmäßig präsentieren ihr Vertreter die neueste Brillenmode. Sie selbst bietet Brillenpartys an, Beratungen im Seniorenheim und Besuche im Kindergarten. Moldovan sagt, sie sei zwar ein extrovertierter Mensch – doch sie habe in ihrem Beruf erst lernen müssen, auf Kunden direkt zuzugehen. Heute bereite ihr dieser Kontakt, die Beratung und der Service die größte Freude in ihrem Job. Ihr Wissen möchte Moldovan weitervermitteln: Derzeit sucht sie nach einem Auszubildenden für ihren Betrieb.

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