Der Unternehmer Ignaz Walter kaufte 1978 die Mehrheit der Anteile an dem Augsburger Bauunternehmen Thosti AG auf. Schrittweise erweiterte er diese zum drittgrößten Baukonzern Deutschlands.
Nach etlichen Fusionen und Übernahmen ging das Unternehmen 1992 als Walter Bau- AG an die Börse. Nach der Fusion mit der Dyckerhoff & Widmann AG hieß die Baufirma offiziell "Walter Bau-AG vereinigt mit Dywidag".
In der ganzen Welt hat die Walter Bau-AG verschiedene Großprojekte verwirklicht. Sie baute zum Beispiel die Dresdner Frauenkirche wieder auf, nachdem sie Ende des zweiten Weltkriegs im Bombenhagel in Schutt und Asche gelegt worden war. Weitere Vorzeige-Projekte der Augsburger Baufirma waren unter anderem eine Schrägseilbrücke in Kroatien, die in einer Höhe von 51 Metern über dem Wasser die Meeresbucht bei der Stadt Dubrovnik überspannt, und der Umbau des Olympiastadions in Berlin für die Fußball-Weltmeisterschaft.
Die Walter Bau-AG trieb auch viele Bauprojekte im Auftrag der Deutschen Bahn voran, so zum Beispiel Tunnel und Brücken für die ICE-Strecke Nürnberg-Ingolstadt. Nachdem die Bahn und etliche andere Kunden ihre Rechnungen nicht komplett bezahlt hatten, geriet Deutschlands drittgrößtes Bauunternehmen mehr und mehr in Zahlungsschwierigkeiten. Ende 2004 scheiterte der Bauriese am Widerstand einiger Banken mit dem Vorhaben, den Stuttgarter Konkurrenten Züblin voll zu übernehmen.
Viele Lieferanten bedienten Walter Bau nur noch gegen Barzahlung, was die Liquiditätsengpässe verschärfte, hieß es aus Finanzkreisen. Auch an den Börsen spiegelte sich die Krise deutlich wieder. Dort brachen die Stammaktien der Walter-Bau-AG um zeitweise rund 29 Prozent ein.
Sanierungskonzepte und ein harter Sparkurs sollten den angeschlagenen Konzern aus der Krise führen, konnten das Schicksal des ehemals drittgrößten Baukonzern aber nicht mehr abwenden. Am 1. April besiegelte das Gericht schließlich endgültig das Ende von Walter Bau, als das Insolvenzverfahren eröffnet wurde. Zur Begründung hieß es, das freie und nicht durch Rechte Dritter belastete Vermögen reiche zur Deckung eines Insolvenzverfahrens aus.
Gleichzeitig wurde der Verkauf von Teilen des Inlandsgeschäfts an die österreichische Strabag-Holding eingefädelt. Die betroffenen Firmen wurden in die Gesellschaften Dywidag SF- und Ing.-Bau GmbH und Dywidag Bau GmbH übergeführt. Der Aufsichtsrat der Strabag AG in Köln stimmte der Übernahme Ende März zu.