Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Audi: Wird es eng um Audi-Chef Rupert Stadler?

Audi

Wird es eng um Audi-Chef Rupert Stadler?

    • |
    Audi-Chef Rupert Stadler soll aufgrund der Diesel-Affäre von internen Ermittlern angehört werden. Wusste er mehr als bisher gedacht?
    Audi-Chef Rupert Stadler soll aufgrund der Diesel-Affäre von internen Ermittlern angehört werden. Wusste er mehr als bisher gedacht? Foto: Armin Weigel, dpa

    Gerhard Polt ist ein gebildeter Mann. Als er einmal gefragt wurde, was man vom bayerischen Kompliment „A Hund isser scho“ halten könne, antwortete er mit einem historischen Exkurs: Der Satz sei auf den früheren bayerischen Ministerpräsidenten Franz Joseph Strauß gemünzt gewesen, dem manche Dinge eben nicht nachzuweisen waren. Das wiederum, weiß der Humanist Polt zu schildern, gehe auf die alten Griechen zurück, bei denen List und Tücke, sogar dezenter Betrug durchaus angesehen gewesen seien, solange man damit durchkam. „Nicht erwischt zu werden war eine Tugend an sich“, dozierte der Satiriker.

    Insofern wäre Audi-Chef Rupert Stadler scho a Hund, denn trotz immer wieder anschwellender Beschuldigungen konnte ihm im Volkswagen/Audi-Abgasskandal noch keiner nachweisen, dass er frühzeitig Kenntnis von dem Betrug erlangt, ja gar die Manipulationen mit in Auftrag gegeben hat. Im

    Dokumente sollen Audi-Chef Stadler belasten

    Aber genau diese Standfestigkeit in Krisensituationen zeichne Spitzenmanager eben aus. Die Bewunderung für die gegenwärtige VW- und Audi-Politik hält sich bei dem Metzler-Mitarbeiter aber in Grenzen: „Volkswagen kommt nicht aus der

    Aus ihnen geht nach Berichten von Spiegel und Handelsblatt hervor, Stadler habe schon 2012, also früher als eingeräumt, von den Abgas-Manipulationen erfahren. Und aus internen, dem Spiegel zugänglichen Dokumenten aus dem Jahr 2008 ergebe sich zudem, dass der Abgasbetrug mit Audi-Dieselmotoren in der Amtszeit Stadlers generalstabsmäßig geplant worden sei. Nun wehrt sich der Autobauer gegen all diese Vorwürfe. Audi prüfe eine Strafanzeige gegen unbekannt wegen falscher Verdächtigung, Verrats von Betriebsgeheimnissen und Fälschung von Dokumenten, sagte gestern Abend ein Unternehmenssprecher.

    Ferdinand Dudenhöfer rechnet nicht mit Stadlers Entlassung

    Der frühere Motoren-Entwickler von Audi hat jedenfalls nach Recherchen dieser Zeitung neben drei anderen Beschäftigten inzwischen seine Kündigung erhalten. Und am Dienstag um 9.30 Uhr findet beim Arbeitsgericht in Heilbronn ein weiterer Termin in Sachen „Weiß/Audi“ statt. Anwalt Kauffeld wollte sich am Montag zur Sache nicht äußern. Er kündigte aber für heute weitere Erklärungen an. Stadler könnte durch die Aussagen unter Druck geraten. Ob er – um es bayerisch zu sagen – a Hund bleibt, wird sich zeigen.

    Deutschlands bekanntester Automobil-Experte, Prof. Ferdinand Dudenhöffer, beharrt jedenfalls auf seiner These, dass der Audi-Chef auch diese Prüfung meistern werde und erst einmal im Amt bleibe. „Sonst fällt das Volkswagen-Gebäude zusammen“, sagte er unserer Zeitung. Was die Beschuldigungen des früheren Motoren-Entwicklers gegenüber Stadler betrifft, steht für Dudenhöffer Aussage gegen Aussage. Der Auto-Kenner ist sich sicher, dass der Audi-Chef die Krise überlebt. Dafür spricht eine simple Logik der Macht: Um ihn zu schassen, müsste sich dafür eine Mehrheit im Aufsichtsrat finden.

    Gegen Hans Dieter Pötsch wird auch ermittelt

    Doch es wäre, wie Dudenhöffer glaubt, in dem Gremium nicht vermittelbar, wenn Stadler wegen der Abgas-Affäre zurücktreten müsste, der jedoch auch gehörig unter Druck stehende Aufsichtsratsvorsitzende Hans Dieter Pötsch bleiben dürfte. Letzterer war früher VW-Finanzvorstand. Gegen ihn ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Marktmanipulation. Pötsch wird vorgehalten, Aktionäre zu spät über die Abgas-Affäre informiert zu haben. Bei den VW-Eigentümerfamilien Porsche und Piëch ist der Manager hoch angesehen. Die VW-Gleichung heißt: Wenn Pötsch bleibt, muss auch Stadler gehalten werden.

    Der Zusammenhang wird in Kreisen der bei Volkswagen extrem mächtigen Gewerkschaft IG Metall bestätigt. Dort heißt es jedoch auch, der Audi-Chef habe längst nicht mehr so viel Freunde wie früher im Konzern. Mancher sähe ihn gerne fallen. So ist es letztlich doch schwer, eine Prognose über die berufliche Zukunft Stadlers zu treffen.

    Mehr zum Abgas-Skandal:

    Piëch und die VW-Krise: Unwürdige Ausflüchte eines Patriarchen

    20.000 VW-Besitzer klagen über Internetplattform.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden