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Audi-Chef: So sieht Rupert Stadlers neues Leben als Häftling aus

Audi-Chef

So sieht Rupert Stadlers neues Leben als Häftling aus

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    Schwarze Tage für Rupert Stadler: Am Montag wurde der Audi-Boss verhaftet, am Dienstag dann beurlaubt.
    Schwarze Tage für Rupert Stadler: Am Montag wurde der Audi-Boss verhaftet, am Dienstag dann beurlaubt. Foto: Andreas Arnold, dpa

    Audi hat seit Dienstag einen neuen kommissarischen Chef. Es ist der bisherige Vertriebsvorstand Abraham („Bram“) Schot, der schon am Montag als möglicher Kandidat genannt wurde. Rupert Stadler, der zu Wochenbeginn verhaftet wurde, sitzt in der JVA in Gablingen ein. Die wichtigsten Fragen im Überblick.

    Was ist nach der Verhaftung passiert?

    Am Dienstagvormittag kamen zunächst der Audi-Aufsichtsrat und dann der VW-Aufsichtsrat zusammen, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Danach wurde bekannt gegeben, dass Schot mit „sofortiger Wirkung kommissarisch die Aufgaben des Vorstandsvorsitzenden“ übertragen werden. Stadler habe zuvor den Aufsichtsrat gebeten, von seinen Aufgaben im Vorstand von Audi und im Vorstand von VW „vorübergehend entbunden“ zu werden. Wie aus Unternehmenskreisen zu erfahren war, sollen sowohl die Beschlüsse zur Beurlaubung Stadlers als auch der zur Berufung Schots einstimmig gefallen sein. Zum Schluss der Erklärung steht noch ein interessanter Satz zu Stadler: „Die Entbindung wird vorübergehend vorgenommen, bis der Sachverhalt geklärt ist, der zu seiner Verhaftung geführt hat.“

    Könnte Stadler also, wenn an den Vorwürfen nichts dran ist, wieder zurück ins Unternehmen?

    Auf Anfrage teilte ein Unternehmenssprecher dazu mit: „Diese Konstruktion folgt dem Prinzip der Unschuldsvermutung.“ Was heißt das? Erst wenn Stadler rechtskräftig schuldig gesprochen wird, könnte Audi arbeitsrechtliche Schritte gegen ihn prüfen. Wenn er unschuldig ist, stünde ihm theoretisch wieder der Weg an die Audi-Spitze offen. Das wäre allerdings ein höchst ungewöhnlicher Vorgang.

    Warum musste Stadler überhaupt in Untersuchungshaft?

    Stadler ist in der Diesel-Affäre schon länger im Visier der Staatsanwaltschaft. Ihm wird Betrug und „mittelbare Falschbeurkundung“ vorgeworfen. Er soll nach der Aufdeckung der Manipulationen in den USA von den falschen Abgaswerten auch in Europa gewusst haben, aber anders als in den USA keinen Vertriebsstopp angeordnet haben. Dass er jetzt verhaftet wurde, liegt vor allem an einem verdächtigen Telefonat. Bevor die Ermittler vergangene Woche seine Villa im Ingolstädter Westviertel durchsuchten, hatten sie seine Telefone abgehört. Und Stadler ist offenbar in die Falle gegangen. Er soll mit einem oder mehreren Audi-Kollegen über die Abgas-Affäre gesprochen haben – und zwar in einer aus Sicht der Staatsanwaltschaft äußerst verdächtigen Art. Die Ermittler folgerten, Stadler wolle das Ausmaß der Affäre vertuschen. Daher ließen sie ihn wegen Verdunklungsgefahr verhaften.

    Wann dürfen Telefone von Managern abgehört werden?

    Es gibt keine Sonderregelung für Manager. Dass vor und nach einer Hausdurchsuchung Telefongespräche belauscht werden, gehört zum Standardrepertoire der Ermittler. Sie dürfen das aber nur beim Verdacht einer schweren Straftat und mit richterlichem Beschluss. Betrug gehört neben Mord, Totschlag, Geldwäsche, Hochverrat oder Bestechung zu dieser Kategorie.

    Wie lange sitzt Stadler in U-Haft?

    Das ist im Moment noch nicht abzusehen. Ein Haftbefehl ist im Regelfall unbefristet. Die erste gesetzliche Haftprüfung erfolgt nach sechs Monaten. Derzeit wartet Stadler in der JVA Augsburg-Gablingen auf seine Vernehmung, die nach Angaben der Münchner Staatsanwaltschaft noch diese Woche erfolgen soll. Der beurlaubte Audi-Chef will nach Rücksprache mit seinem Anwalt Angaben zur Sache machen. Viel wird davon abhängen, ob Stadler den Vorwurf der Verdunkelung entkräften kann. Dazu gehört auch, dass die Staatsanwaltschaft nun möglichst rasch seine Gesprächspartner vernimmt. Dann könnte die U-Haft auch rasch wieder aufgehoben werden, wenn kein weiterer Haftgrund vorliegt.

    Der Niederländer Bram Schot

    Bram Schot wurde am 12. Juli 1961 in Rotterdam geboren. Er studierte an der Universität Bradford in England Betriebswirtschaft.

    1986 begann er seine Karriere als Management-Trainee in der ABN-Amro-Bank, wechselte ein Jahr später zu Mercedes-Benz in den Niederlanden und war dort für den Vertrieb von Nutzfahrzeugen zuständig.

    Er wurde Landeschef von DaimlerChrysler in den Niederlanden, dann in Italien.

    2011 wechselte Bram Schott zum VW-Konzern. Ab 2012 war er Vertriebschef der Volkswagen-Nutzfahrzeuge. Seit September 2017 ist der Manager bei Audi Vorstand für Vertrieb und Marketing.

    Bram Schot ist verheiratet und hat zwei Kinder.

    Könnte der beurlaubte Audi-Chef gegen Kaution freikommen?

    Das ist schwierig beim Haftgrund Verdunkelungsgefahr, denn aus Sicht der Staatsanwaltschaft bestünde die Gefahr der Vertuschung ja in dem Augenblick wieder, in dem Stadler das Gefängnis verlässt. Grundsätzlich wird im deutschen Vollzugssystem viel seltener mit dem Mittel der Kaution gearbeitet als zum Beispiel in den USA. Die Hinterlegung einer Kaution kommt hierzulande vor allem bei Fluchtgefahr in Betracht.

    Wie sieht Stadlers Alltag als Untersuchungshäftling aus?

    Der Spitzenmanager, dessen Tage bislang streng getaktet waren, hat jetzt viel Zeit zum Nachdenken. In der JVA Gablingen wird sehr früh geweckt. Arbeiten zum Zeitvertreib darf Stadler als Untersuchungshäftling nicht. Er bewohnt eine Einzelzelle mit rund zehn Quadratmetern und spartanischer Ausstattung: Tisch, Bettpritsche, Stuhl, Schrank, Regal, kleines Badezimmer. Normalerweise müssen Untersuchungshäftlinge Anstaltskleidung tragen, die in Gablingen aus blauer Baumwolle besteht. Stadler kann beantragen, Privatkleidung tragen zu dürfen.

    Bekommt der beurlaubte Audi-Boss einen Promi-Bonus?

    Eine Sonderbehandlung gibt es nicht. Besuch darf er vier Mal im Monat für eine halbe Stunde empfangen. Die JVA Gablingen ist Bayerns modernster Knast. Im Vergleich zu deutlich älteren Haftanstalten ist es im Inneren recht hell, farbig und freundlich. Zuletzt saßen hier der Bordellbetreiber Marcus von Anhalt und der ehemalige Landtagsabgeordnete und schwäbische SPD-Chef Linus Förster ein.

    Der Diesel-Skandal bei Audi - eine Chronologie

    18. September 2015: Die amerikanische Umweltbehörde EPA deckt auf, dass der VW-Konzern bei Dieselfahrzeugen die Ermittlungen der Abgaswerte manipuliert hat. Sie geben auf dem Prüfstand geschönte Werte aus. Auch der Audi A3 ist betroffen.

    2. November 2015: Der Skandal weitet sich aus. Die EPA findet heraus, dass auch bei anderen Dieselmodellen die Abgasreinigungsanlage manipuliert wurde. Unter anderem beim Audi A6 Quattro, A7 Quattro, A8, A8L und Q5. Nun ist auch die Rede davon, dass Porsche Abgaswerte schönrechnet. Denn die Porsche-Diesel-Motoren werden von Audi entwickelt.

    4. November 2015: Nach den neuen Vorwürfen der EPA stoppen VW, Porsche und Audi den Verkauf der betroffenen Autos in den USA.

    21. November 2015: Die EPA teilt mit, dass Vertreter des VW-Konzerns eingeräumt haben, bei sämtliche Diesel-Fahrzeuge der Marken VW und Audi mit 3,0-Liter-Motoren aus den Modelljahren 2009 bis 2016 Schummelsoftware eingebaut zu haben.

    23. November 2015: Audi räumt ein, zumindest in den USA in 3,0-Liter-Diesel-Autos Betrugssoftware eingebaut zu haben.

    4. Januar 2016: Die USA verklagen VW, Audi und Porsche wegen des Einsatzes von Betrugssoftware.

    6. November 2016: Es wird bekannt, dass wohl noch mehr Audi-Modelle mit einer Betrugssoftware ausgestattet worden sind. Diesmal soll der Autohersteller auch bei den CO2-Werten geschummelt haben.

    15. März 2017: Während der Jahrespressekonferenz von Audi durchsuchen mehr als 100 Polizisten die Audi-Zentrale in Ingolstadt, weitere Standorte und die Wohnungen von Mitarbeitern. Grund ist ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwalt München II gegen Unbekannt wegen des Verdachts des Betrugs und der strafbaren Werbung.

    1. Juni 2017: Das Verkehrsministerium findet heraus, dass Audi auch in Deutschland illegale Abschalteinrichtungen in Autos eingebaut hat. 24000 Fahrzeuge sind betroffen.

    2. Juni 2017: Die Staatsanwaltschaft München II weitet ihr Ermittlungsverfahren gegen Audi aus. Nun geht es auch um Fahrzeugverkäufe in Deutschland und Europa

    7. Juli 2017: Bei den Ermittlungen in der Diesel-Affäre wird zum ersten Mal in Deutschland ein Beschuldigter festgenommen. Dem Ex-Audi-Manager aus Neckarsulm werden Betrug und unlautere Werbung vorgeworfen.

    4. August 2017: Die Münchner Staatsanwaltschaft leitet im Zusammenhang mit der Diesel-Affäre ein Bußgeldverfahren gegen mehrere Audi-Vorstände ein. Wegen möglicher Verletzung von Aufsichtspflichten laufe ein solches Verfahren gegen noch unbekannte Vorstände des Autobauers, teilt die Behörde mit.

    28. September 2017: Im Zusammenhang mit der Abgasaffäre gibt zwei weitere Durchsuchungen. Ein weiterer Audi-Mitarbeiter kommt in Untersuchungshaft.

    2. November 2017: Audi ruft weitere 5000 Diesel-Autos mit unzulässiger Abschalteinrichtung zurück.

    21. Januar 2018: Das Kraftfahrtbundesamt ordnet einen weiteren Zwangsrückruf an. Diesmal müssen 130 000 Audis zurück in die Werkstätten.

    6. Februar 2018: Die Staatsanwaltschaft München II durchsucht Geschäftsräume in der Audi-Zentrale in Ingolstadt und im Werk in Neckarsulm. Auch eine Privatwohnung wird durchsucht.

    8. Mai 2018: Audi stoppt die Auslieferung des A6 und A7. Bei einer Überprüfung hätte sich herausgestellt, dass eine falsche Software zur Abgasreinigung in den Wagen verbaut worden sei. Allerdings wäre dies aus Versehen geschehen und nicht zum Zweck der Manipulation, sagt der Ingolstädter Konzern.

    11. Juni 2018: Die Staatsanwaltschaft München II gibt bekannt, dass sie nun auch gegen Audi-Chef Rupert Stadler und den Beschaffungsvorstand Bernd Martens ermittelt.

    18. Juni 2018: Audi-Chef Rupert Stadler sitzt in Untersuchungshaft. Es bestehe Verdunklungsgefahr.

    Kann Stadler telefonieren und fernsehen?

    Da bei Stadler der Verdacht der Verdunkelung im Raum steht, darf er im Gefängnis momentan weder telefonieren noch das Internet nutzen. Fernsehen darf er schon. Jede Zelle hat normalerweise einen Fernseher. Stadler könnte also mit der Fußball-WM einen Teil seiner Zeit totschlagen.

    Wie gehen die Audianer mit dem Fall Stadler um?

    Nachdem sich der Audi-Betriebsrat am Tag von Stadlers Verhaftung bedeckt gehalten hatte, teilte die Arbeitnehmervertretung am Dienstag mit, man habe sich im Aufsichtsrat für die kommissarische Berufung von Bram Schot ausgesprochen. Peter Mosch, Audi-Gesamtbetriebsratsvorsitzender und stellvertretender Vorsitzender des Audi-Aufsichtsrats sagte: „Unsere Belegschaft und unser Markenimage dürfen nicht weiter unter der belastenden Situation leiden. Vor allem muss das Unternehmen handlungsfähig bleiben.“ Für die Belegschaft sei es jetzt wichtig, dass Schot Audi wieder in „ruhigeres Fahrwasser“ bringe, die Aufklärung vorantreibe und diese „konsequent“ zum Abschluss bringe.

    Was sagt die IG Metall?

    Irene Schulz, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied IG Metall und Mitglied im Präsidium des Audi-Aufsichtsrats, teilte mit, die Entbindung Stadlers bis auf Weiteres sei – auch wenn die Unschuldsvermutung für ihn gelte – die „richtige Entscheidung“. Die Belegschaft brauche eine „klare Perspektive“. Johann Horn, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ingolstadt, sagte: „Ich begrüße die Entscheidung. Es ist anständig, dass Rupert Stadler von sich aus sagt, dass er von seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender entbunden werden möchte. Für uns ist aber von großer Bedeutung, dass dies nicht von Stadler alleine kommt, sondern dass der Aufsichtsrat diesen Beschluss so gefasst hat.“

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