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Audi: Audi speckt ab: 15 Prozent der Stellen in Gefahr?

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Audi speckt ab: 15 Prozent der Stellen in Gefahr?

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    Audi-Vorstandsvorsitzender Bram Schot musste am Donnerstag bei der Bilanzpressekonferenz Gewinneinbußen präsentieren.
    Audi-Vorstandsvorsitzender Bram Schot musste am Donnerstag bei der Bilanzpressekonferenz Gewinneinbußen präsentieren. Foto: Armin Weigel, dpa

    VW war am Mittwoch vorgeprescht: Bis zu 7000 Stellen sollen bei der Kernmarke gestrichen werden, bestätigte das Unternehmen. Einen Tag später, am Donnerstag, war Bilanzpressekonferenz bei der VW-Tochter Audi – und eine Frage schwebte über der ganzen Veranstaltung: Wie viele Stellen werden an den beiden deutschen Audi-Standorten Ingolstadt und Neckarsulm in den kommenden Jahren wegfallen?

    Wendelin Göbel, zuständiger Personalvorstand, wand sich in viele Richtungen. „Es wird weiterhin Einstellungen in Zukunftsfeldern geben“, sagte er. Oder: „Es wird Anpassungen entlang der demografischen Entwicklung geben.“ Oder auch: „Ingolstadt und Neckarsulm sind das Rückgrat von Audi und werden es auch bleiben.“ Der Vorstand stellte „Konsequenz“ als eines der neuen Leitmotive von Audi vor. In Sachen konkreter Zahlen zum Stellenabbau sagte man konsequent: nichts.

    15 Prozent der Stellen bei Audi in Gefahr?

    Die Jahrespressekonferenz war gerade vorbei, da meldete das Handelsblatt am Donnerstagnachmittag, dass Audi weltweit 15 Prozent der Stellen abbauen will. Das Blatt bezieht sich dabei auf Unternehmenskreise. Weltweit hat Audi derzeit insgesamt 91.477 Mitarbeiter beschäftigt. Stehen also tatsächlich rund 13.700 Stellen zur Debatte? Unternehmen und Betriebsrat kommentierten – wie bereits zuletzt bei vergleichbaren Gelegenheit – auch diese Zahl auf Anfrage nicht.

    Verschieden bezifferte Meldungen über Stellenabbau hatte es in den vergangenen Wochen immer wieder gegeben. Dass Stellen, etwa im Management, abgebaut werden sollen, ist bekannt und von Unternehmensseite kommuniziert. Um wie viel der Personalbestand aber insgesamt reduziert wird, will das Unternehmen in kommenden Monaten, wohl spätestens bis Mitte des Jahres, mit dem Betriebsrat verhandeln.

    Audi: Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern stehen an

    Die Linie ist klar: „Entlang der demografischen Grenze“. Was aber bedeutet das? Göbel erläuterte, dass es in den kommenden Jahren Jahrgänge gebe, in denen bis zu 2000 Audianer in Ruhestand oder Altersteilzeit gehen könnten. Gleichzeitig will das Unternehmen weiter ausbilden (in den vergangenen Jahren waren es je rund 800 Azubis) und – wo es notwendig wird – auch einstellen. Göbel sprach wieder und wieder von Vertrauen, das für die anstehenden Verhandlungen nötig sei. Ob es gelingt, das während und bis zum Ende der anstehenden Verhandlungen aufzubauen? Kritik an der Art wie das Unternehmen die Sparziele kommuniziert, hatte es zuletzt durchaus gegeben. In einer „Resolution der Betriebsräte“ aus Ingolstadt und Neckarsulm heißt es klar, die Unternehmensleitung müsse der Belegschaft die angestrebten Maßnahmen „zeitnah, transparent und in vollem Umfang“ mitteilen. Für die Beschäftigten in Deutschland gilt eine Beschäftigungsgarantie bis 2025. In der Resolution wird nun gefordert, diese solle bis 2030 verlängert werden.

    Bram Schot, seit einem Dreivierteljahr Audi-Chef, schwieg sich in Sachen Stellenabbau genauso beharrlich aus wie sein Vorstandskollege Göbel. Stattdessen griff er weit zurück in die Historie von Audi, um wieder an jenen „Audi Spirit“ – den Geist von Audi – zu erinnern, der die Marke einst groß gemacht hatte.

    Vor 33 Jahren fuhr ein Audi 100 die Skisprungschanze im finnischen Kaipola hoch, der Werbespot ging um die Welt. Der Quattro-Antrieb war eine Keimzelle des Erfolgs von Audi, das sich „Vorsprung durch Technik“ auf die Fahnen geschrieben hat. Angesichts der aktuellen Finanzzahlen ist dieser Audi-Geist derzeit wieder dringend vonnöten. Auslieferungen: minus 65.600 Autos (minus 3,5 Prozent). Operatives Ergebnis: minus 1,1 Milliarden Euro (minus 24,4 Prozent). Umsatzerlöse: minus 541 Millionen Euro. Nicht zuletzt spüren die Mitarbeiter die Auswirkungen im eigenen Geldbeutel. Die Mitarbeitererfolgsbeteiligung liegt in diesem Jahr bei 3630 Euro für einen Facharbeiter. Das sind 1140 Euro weniger als noch im Vorjahr. Vor sieben Jahren gab es gar über 8250 Euro im Durchschnitt.

    Audi plant 30 neue Elektroauto-Modelle

    2012 war noch vieles anders bei Audi. Damals war Rupert Stadler erfolgsverwöhnter Chef in Ingolstadt. Doch dann kam das Jahr 2015 und mit ihm die Dieselkrise. Stadler kam im Juni 2018 in Untersuchungshaft. Nicht nur das Image der Firma hat in den vergangenen Jahren gelitten. Die Dieselkrise riss auch ein gewaltiges Loch in die Audi-Kasse. Nicht nur, dass das Unternehmen im vergangenen Jahr 800 Millionen Euro Bußgeld zahlen musste, hinzu kamen auch noch 400 Millionen Euro teure Umrüstungen. „Nie wieder“, versprach Schot am Donnerstag, wird es bei Audi etwas wie die Dieselkrise geben.

    Ähnlich teuer wie das Abgas-Desaster kam dem Konzern im vergangenen Jahr die Umstellung auf WLTP zu stehen. Finanzvorstand Alexander Seitz sprach von einem „Stresstest, den wir nicht bestanden haben“. Noch immer sind nicht alle Modelle lieferbar, das Unternehmen geht von Einbußen von einer Milliarde Euro im vergangenen Jahr aus.

    Für 2019 rechnet noch niemand mit Rekordzahlen, doch danach sollen vor allem Elektro-Autos – bis 2025 sind 30 Modelle geplant – für neuen Aufschwung sorgen. 33 Jahre nach Kaipola hat man wieder einen Audi nach oben geschickt. Nicht mehr einen herkömmlichen Quattro auf eine Skischanze. Diesmal quälte sich Rennfahrer Mattias Ekström die legendäre Streif in Kitzbühel hinauf – mit dem vollelektrischen Audi e-tron. Ekström schaffte es, doch auf der Streif sind auch schon viele abgestürzt.

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