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Arbeit: Wie die Ausbildungsprämie Betrieben in der Corona-Krise helfen soll

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Wie die Ausbildungsprämie Betrieben in der Corona-Krise helfen soll

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    Damit trotz Krise die Ausbildung nicht leidet, will die Bundesregierung den Betrieben helfen.
    Damit trotz Krise die Ausbildung nicht leidet, will die Bundesregierung den Betrieben helfen. Foto: Jan Woitas, dpa

    Inzwischen hat sich sogar Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier des Themas angenommen: Durch die Corona-Krise dürften keine Ausbildungsplätze gefährdet werden, sagte er beim Ausbildungsgipfel in Berlin. Hintergrund ist der Rückgang von Lehrstellen. Denn: Im Mai gab es ein Minus von acht Prozent an offenen Ausbildungsplätzen im Vergleich zum Vorjahresmonat. Eine Ausbildungsprämie soll nun kleinen und mittelständischen Unternehmen finanziell unter die Arme greifen, damit diese weiterhin ausbilden können. Das hat das Bundeskabinett am Mittwoch beschlossen. Die Kosten werden auf 500 Millionen Euro geschätzt.  

    Das Hilfspaket soll Unternehmen helfen, weiter ausbilden zu können

    Durch die Corona-Krise sind viele Betriebe in finanzielle Not geraten. Damit die Betriebe dennoch weiter ausbilden, hat die Bundesregierung neben den Corona-Soforthilfen ein Hilfspaket geschnürt, das die Betriebe zusätzlich unterstützen soll. Bei den nun vorgesehenen Prämien geht es um kleine und mittlere Unternehmen – die traditionell am meisten junge Leute ausbilden – und die ihre Ausbildungsplätze heuer gegenüber den drei Vorjahren nicht verringern werden. Für jeden neu abgeschlossenen Ausbildungsvertrag erhält der Betrieb eine einmalige Prämie in Höhe von 2000 Euro. Und 3000 Euro winken Unternehmen, die ihre Ausbildungsplatzzahl erhöhen.

    Die Prämie gilt für jeden Azubi. Ausgezahlt wird der Betrag nach Ende der Probezeit. Hinzu kommen Zuschüsse während der Kurzarbeit und Übernahmeprämien für Azubis aus insolventen Betrieben. Die Hilfe gilt für Unternehmen mit bis zu 249 Angestellten, wenn sie in "erheblichem Umfang" von der Krise betroffen sind. An diesem Punkt setzt die Kritik der Industrie- und Handelskammer Schwaben an. Es sei für Unternehmen noch nicht eindeutig, ob sie die Hilfen in Anspruch nehmen können. "Die Eckpunkte fehlen noch", sagt Wolfgang Haschner, Leiter des IHK-Fachbereichs Ausbildung.

    Eine Umfrage zeigt das Interesse der Betriebe, weiter auszubilden

    Um genauer abschätzen zu können, wie sich die Corona-Krise in den Ausbildungsbetrieben niedergeschlagen hat, führten die Handelskammern vergangene Woche eine bundesweit repräsentative Umfrage mit rund 15 000 Betrieben durch. In Schwaben beteiligten sich daran knapp 500 Unternehmen. Das Ergebnis: 76 Prozent der Betriebe führen die Ausbildung regulär weiter. Zeitgleich aber gaben rund 30 Prozent der Befragten an, die wirtschaftliche Entwicklung derzeit nicht einschätzen zu können.

    Die Ergebnisse fielen zwar mit Blick auf die Ausbildungsbereitschaft eher positiv aus, so Haschner. Dennoch sei "die Nachfrage der Unternehmen an der nun geplanten Ausbildungsprämie hoch".

    Welche Branchen haben es derzeit besonders schwer? Besonders betroffen seien Branchen aus der Gastronomie und Hotellerie und dem Eventbereich, die zeitweise ihre Angestellten vollständig in Kurzarbeit schicken mussten. Allerdings zeigten die IHK-Ergebnisse auch, dass Betriebe trotz Corona-Krise nicht mehr Ausbildungsverträge auflösten als im Vorjahr. Ebenso gaben rund 70 Prozent an, ihren Lehrling übernehmen zu wollen. Regionale Vergleiche könnte man anhand der jüngsten Ergebnisse aber noch nicht treffen, erklärt Haschner. Dazu müssten die Umfrage erst bundesweit ausgewertet werden.

    Umfrage zeigt: Nicht mehr Ausbildungsverträge als sonst aufgelöst

    Besonders betroffen seien Branchen aus der Gastronomie und Hotelerie und dem Eventbereich, die zeitweise ihre Angestellten vollständig in Kurzarbeit schicken mussten. Darüber hinaus zeigten die IHK-Ergebnisse auch, dass Betriebe trotz Corona-Krise nicht mehr Ausbildungsverträge auflösten als im Vorjahr. Ebenso gaben rund 70 Prozent an, ihren Lehrling übernehmen zu wollen. Regionale Aussagen könnte man anhand der jüngsten Ergebnisse aber noch nicht treffen, erklärt Haschner. Dazu müssten die Umfrage erst bundesweit verglichen werden.

    Nicht nur die schwäbischen Betriebe wollen also weiterhin ausbilden, auch bundesweit zeigt sich Interesse an der Prämie, wie sich anlässlich des Ausbildungsgipfel bei Bundespräsident Steinmeier zeigte. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag fordert, wie auch die IHK Schwaben, rasch Klarheit bei der Ausschüttung der Prämie. Diese könne eine "Motivation für Betriebe sein, auch unter schwierigen Bedingungen ihre Ausbildungsanstrengungen aufrechtzuerhalten", sagt DIHK-Präsident Eric Schweitzer. Dazu müssten aber die Unternehmen schnell Informationen über die Details erhalten. Sonst, so Schweitzer, "warten Unternehmen natürlich darauf und schließen zunächst die Ausbildungsverträge nicht ab".

    Speed Dating soll Unternehmen und Bewerber zusammenbringen

    Trotz positivem Signal der Betriebe, weiterhin ausbilden zu wollen, habe die Pandemie große Auswirkungen auf die Ausbildung gehabt, betont auch der DIHK-Präsident. In fast 200.000 IHK-Ausbildungsbetrieben bundesweit sei wegen Kurzarbeit und Umsatzausfällen sowie geschlossenen Berufsschulen eine reguläre Ausbildung vielerorts sogar unmöglich gewesen. So konnten insgesamt 200.000 Abschlussprüfungen erst Wochen später Mitte Juni stattfinden. Der DIHK-Präsident betonte, neben finanziellen Anreizen komme es jetzt darauf an, in den folgenden Wochen Arbeitssuchende mit den Unternehmen in Verbindung zu bringen. Dafür haben sich die Kammern ein ungewohntes Format überlegt: virtuelles Speed Dating etwa soll beide Seiten zusammenbringen. (mit dpa)

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