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Analyse: Wie der Hightech-Standort München auf Bayern ausstrahlt

Analyse

Wie der Hightech-Standort München auf Bayern ausstrahlt

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    Apple hat mehrere Standorte in München. Das neue Gebäude in der Karlstraße ist derzeit noch eine Baustelle und soll bis Ende 2022 bezogen werden.
    Apple hat mehrere Standorte in München. Das neue Gebäude in der Karlstraße ist derzeit noch eine Baustelle und soll bis Ende 2022 bezogen werden.

    Dass es nach München viele Hightech-Konzerne zieht, ist längst bekannt. Google baut gerade den alten Postpalast in der Arnulfstraße in großem Stil aus. Amazon und Microsoft haben ihre Deutschland-Zentralen hier. Apple ist bereits seit 40 Jahren an mehreren Stellen vor Ort, baut seine Präsenz nun aber massiv aus und hat mit der Entscheidung, sein europäisches Zentrum für Chip-Design in der Landeshauptstadt zu entwickeln, den Tech-Standort gestärkt.

    Über eine Milliarde Euro sollen in den nächsten drei Jahren investiert, hunderte neue Mitarbeiter angeheuert werden und zu den bereits jetzt angestellten Teams mit rund 1500 Ingenieuren aus 40 verschiedenen Ländern stoßen. Schon heute ist München das größte europäische Entwicklungszentrum des kalifornischen Konzerns, künftig soll es noch größer werden.

    Ein europäisches Zentrum für Chip-Design entsteht

    Dabei geht es zum einen um „Power Management Design“, sprich um Batterielaufzeiten: Wie kann der Strom in einem iPhone oder einem MacBook so leistungsstark und effizient wie möglich verwendet werden. Zum anderen geht es um mobile Technologien, Funkmodems, um eigene Chips, damit die Apple-Geräte schneller und besser kommunizieren können, damit ein iPhone zum Beispiel Daten schneller senden und empfangen kann. Die Stichworte dazu lauten 5G und die folgenden Generationen von Mobilfunkstandards. Apple-Chef Tim Cook kennt München, vor zwei Jahren besuchte er das Oktoberfest und das bereits existierende „Bavarian Design Center“ von Apple. Er gab seinen bayerischen Mitarbeitern kürzlich mit auf den Weg: „Ich könnte nicht gespannter sein auf das, was unsere Ingenieurteams in München noch alles entdecken werden – von der Erforschung neuer Möglichkeiten in der 5G-Technologie bis hin zu einer neuen Generation von Technologien, die noch mehr Leistung, Geschwindigkeit und Konnektivität ermöglichen werden.“

    Münchens Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner: Das hat "starke Leuchtkraft"

    Bei der Stadt München ist man sehr zufrieden mit der Entscheidung des iPhone-Herstellers. Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner spricht von einer „starken Leuchtkraft“, die das Milliarden-Investment habe. Und die Wissenschaft bestätigt das. Oliver Falck, Leiter des Ifo-Zentrums für Industrieökonomik und neue Technologien, erklärt, der Standort München habe sowohl moderne Industrie wie BMW oder Siemens als eben auch Software-Firmen wie Microsoft, Google, IBM Watson und Amazon Web Services. In der Vernetzung von Maschinen in der Produktion, dem autonomen Fahren und vor allem den datenbasierten Geschäftsmodellen lägen in Zukunft enorme Potenziale. Die Kombination aus Industrie und IT sei daher für Apple „sehr interessant“ und in dieser Form auch „einzigartig“ in Deutschland. Perspektivisch könnte das bedeuten: „Wenn ein Unternehmen wie Apple einsteigt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sich viele weitere innovative Firmen in diesen Bereichen ansiedeln. Es könnte sich ein größeres Kompetenzcluster bilden, was für den Standort künftig einen Wettbewerbsvorteil begründen kann.“

    Der Präsident der Technischen Universität München, Thomas F. Hofmann, sagte unserer Redaktion: „Diese Entscheidung von Apple zeigt ganz klar die Bekenntnis eines weiteren Weltunternehmens zur herausragenden Innovationskraft und Talentschmiede des Hightech-Standorts München.“ Die Metropolregion München habe sich zu einem europaweit beispiellosen Innovationsökosystem entwickelt. Ganz wesentlich seien die wachstumsorientierten Hightech-Start-ups, von denen jährlich bis zu 80 allein aus der TU entstünden. „Das ist einmalig in Deutschland. Sie sind Technologietreiber, Sparringspartner und Auftragnehmer für die Konzerne.“ Im globalen Wettbewerb müsse der Hightech-Standort München daher kaum einen Vergleich scheuen. „Ob Sie ins Silikon Valley schauen, nach London, Singapur oder Peking: München ist hier in vielen Bereichen auf Augenhöhe unterwegs.“

    Apple arbeitet unter anderem mit Varta und Delo zusammen

    Und die Region profitiert auch von dieser Strahlkraft. Apple zum Beispiel arbeitet mit verschiedenen deutschen und bayerischen Firmen zusammen. Dazu gehören etwa der Batteriehersteller Varta und das eigentümergeführte Chemieunternehmen Delo aus Windach am Ammersee. Das liefert Klebstoff für die sogenannte „Face ID Technologie“ in Apple Produkten wie dem iPhone 12 Pro. Delo arbeitet auch mit Apples Umweltteam zusammen, um die Verwendung von schädlichen Chemikalien und den CO2-Fußabdruck zu reduzieren.

    Delos Hightech-Klebstoffe werden weltweit in Smartphones und Autos verarbeitet. Huawei, Sony, Bosch oder Siemens sind auch Kunden.

    Sabine Herold, geschäftsführende Gesellschafterin, sagt zum bayerischen Apple-Investment: „Im Kern zeigt die Ankündigung von Apple zwei Dinge: Erstens, dass Hardware weiter wichtig bleibt. Deutschland hat hier viel Kompetenz und der Mittelstand spielt auf Weltniveau. Und zweitens: Selbst wenn Premium-Geräte wie die von Apple in Asien gefertigt werden, sichern sie auch in Deutschland zahlreiche Arbeitsplätze auf allen Qualifikationslevels.“

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