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Analyse: Warum in München so viele Dax-Unternehmen sitzen

Analyse

Warum in München so viele Dax-Unternehmen sitzen

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    München ist die Dax-Hauptstadt in Deutschland.
    München ist die Dax-Hauptstadt in Deutschland. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Es ist eine stabile, eben über Jahrzehnte währende Liebesbeziehung: München und der Deutsche Aktienindex ziehen sich an, so sehr, dass sich folgern ließe, im Wappen der Stadt müsste zu Füßen des „Münchner Kindls“ eigentlich ein possierlicher Dachs sitzen.

    Acht von 30 Dax-Unternehmen kommen aus München

    Auf alle Fälle ist der wirtschaftlich unverdrossen prosperierenden Landeshauptstadt das Dax-Gen eigen. Denn mit dem 23. September stammen dank des Aufstiegs des Triebwerksbauers MTU Aero Engines acht von 30 Werten des Börsen-Oberhauses aus dem Großraum München. Auf die Welt des Fußballs übertragen wäre das so, als ob neben dem FC Bayern nicht nur die Münchner Löwen und die Spielvereinigung Unterhaching in der Bundesliga Stammplätze innehätten, sondern auch weitere Vereine sich dort festsetzen könnten.

    Doch das ist leider aus Sicht von 1860- und Haching-Fans eine Illusion. Anders verhält es sich in der Welt der Wirtschaft: Hier behaupten nicht nur Münchner Schwergewichte wie Allianz, BMW, Munich Re (ehedem Münchener Rück) und Siemens ihren angestammten Platz in der Börsen-Schickeria. Dort ist trotz aller Fusionitis auch noch der Gase-Konzern Linde, der in Pullach bei München und in der Landeshauptstadt sitzt, Mitglied. Die Traditionshäuser bekommen immer wieder Zuwachs. So ist der Halbleiterhersteller Infineon nach seiner Entlassung aus dem Schoß der Mutter Siemens im Dax heimisch geworden. Auch wenn Infineon in Neubiberg im Kreis München residiert, wird das Unternehmen gerne von der Landeshauptstadt für sich als Hightech-Aushängeschild vereinnahmt. Das mit dem „Aushängeschild“ klappt bei Wirecard, dem Spezialisten für bargeldloses Bezahlen im Internet, nicht so reibungslos, schließlich sieht sich die Firma ein ums andere Mal Kritik ausgesetzt. Das in Aschheim im Landkreis München ansässige Unternehmen wird aber in Sachen „Dax“ dennoch von der Landeshauptstadt umarmt. Denn mit den Aufsteigern sitzt nach längerer Durststrecke wieder ein Finanzhaus aus dem Dunstkreis der Metropole im Deutschen Aktienindex. Denn Wirecard ist keine klassische Bank, dafür aber umso erfolgreicher als etwa die zerzauste Deutsche Bank.

    Jüngst ist Wirecard für die Commerzbank in den Dax gekommen, nun MTU

    Und die jungen Wirecard-Wilden haben selbst die hart kämpfende Commerzbank aus dem Dax katapultiert. Einst leuchtete der Finanz- und Börsenplatz München aber heller. Zu Glanzzeiten hatten hier zwei stolze Geld-Institutionen ihren Sitz, nämlich die Bayerische Vereinsbank und die Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank, kurz Hypobank. Beide Adressen schmückten lange den Dax, bis die Bankenkrise sie nicht ganz freiwillig zur Fusion animierte und letztlich im italienischen Finanzriesen Unicredit aufgehen ließ. Das Fusionsprodukt HypoVereinsbank war übrigens ebenfalls für eine Weile Mitglied des ehrbaren Vereins der 30 bedeutendsten Börsenwerte.

    Die Dax-Geschichte Münchens ist kein Dauerleuchten, sondern weist manch düstere Kapitel auf. Das schmerzlichste ist wohl der Abgang des Maschinenbau- und Nutzfahrzeuge-Veteranen MAN aus der Börsen-Champagner-Etage in die Leberkäs-Niederungen. Den Fall hat letztlich der unlängst gestorbene Ferdinand Piëch ausgelöst, der nicht davon abzubringen war, sich die stolze MAN AG in sein VW-Imperium einzuverleiben.

    Die Münchner Börsenwunde ist bis heute nicht gänzlich verheilt, auch nicht in der MAN-Stadt Augsburg, auf die einst ein Teil des Börsenglanzes abstrahlte.

    MTU hat 10.000 Mitarbeiter - 5000 in München

    Doch das Dax-Gen kommt München nicht abhanden. Denn wiederum zieht mit MTU Aero Engines ein Industrie- und Hightech-Unternehmen in den Deutschen Aktienindex ein. Die äußerst profitable Firma mit knapp 4,57 Milliarden Euro Umsatz und etwa 10.000 Mitarbeitern, davon allein 5000 in München, entfaltet neuen Glanz. Der Konzern liefert Teile für Triebwerkshersteller, die dann vor allem Airbus und Boeing-Flieger mit kompletten Systemen bestücken.

    Dem Vernehmen nach hat sich MTU Aero Engines gegen das Berliner Immobilien-Unternehmen Deutsche Wohnen beim Kampf um den Einzug in die erste Liga durchgesetzt. Dabei verdrängen die Bayern die dauerkriselnde Thyssenkrupp AG – eine Industrie-Legende – aus der ersten Aktien-Reihe. München kontert damit eiskalt Essen aus. Wer gar eine bayerische Dax-Bilanz aufmacht, ist als Freistaat-Bewohner noch stolzer, erhöht sich doch dank der fränkischen Adidas AG die Zahl der weiß-blauen Index-Klubs von acht auf neun. Damit hängt Bayern Nordrhein-Westfalen mit noch acht Dax-Vereinen knapp ab.

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