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Analyse: Steigen chinesische Investoren noch stärker bei Daimler ein?

Analyse

Steigen chinesische Investoren noch stärker bei Daimler ein?

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    Noch ist unklar, ob chinesische Investoren stärker beim deutschen Auto-, Lkw- und Busbauer Daimler einsteigen.
    Noch ist unklar, ob chinesische Investoren stärker beim deutschen Auto-, Lkw- und Busbauer Daimler einsteigen. Foto: Marijan Murat, dpa

    Knapp die Hälfte eines Zackens des Mercedes-Sterns ist schon rot, eingefärbt von zwei Investoren aus dem kommunistisch-kapitalistischen Riesenreich. So erwarb der chinesische Milliardär Li Shufu, Gründer des Autokonzerns Geely, 2018 über eine Firma namens Tenaciou3 Prospect Investment 9,7 Prozent an Daimler. Der 56-Jährige hatte sich bereits 2010 den Autobauer Volvo von Ford geschnappt und aus dem schwedischen Sanierungsfall einen erfolgreichen Fahrzeughersteller geformt. Das Wort „Geely“ bedeutet so viel wie „glückverheißendes Automobil“.

    Dem Investor begegnet Daimler mit Skepsis

    Doch in Stuttgart beäugen immer noch zahlreiche Daimlerianer skeptisch den machtbewussten Investor aus Asien, zumal mit BAIC ein zweiter Finanzier aus China bei dem deutschen Traditionskonzern eingestiegen ist. Der Autoproduzent BAIC arbeitet in China schon länger intensiv mit Daimler zusammen und hält seit 2019 fünf Prozent an dem deutschen Unternehmen. Die beiden asiatischen Investoren kontrollieren, auch wenn sie nach außen hin als Konkurrenten auftreten, zusammen knapp 15 Prozent an Daimler. Es fehlen nur noch gut zehn Prozent zu einer Sperrminorität an der deutschen Aktiengesellschaft.

    Dann könnten die Chinesen, wenn sie an einem Strang ziehen, wesentliche Entscheidungen des Managements in Stuttgart um Daimler-Chef Ola Källenius blockieren. Die drei Zacken der Marke mit dem Stern könnten also allesamt deutliche rote Farbtupfer bekommen und sich gar verbiegen, wenn es zu Konflikten über die Zukunft von Daimler zwischen Chinesen und dem Vorstand kommt. Angefacht werden derartige Spekulationen von Verantwortlichen der BAIC-Gruppe, haben sie doch immer mal wieder durchblicken lassen, gerne von fünf auf bis zu zehn Prozent bei Daimler aufstocken zu wollen. Dann befänden sich schon rund 20 Prozent in den Händen der Chinesen. Auf Hauptversammlungen, wenn ein Teil des Kapitals nicht vertreten ist, reicht das, um destruktiv tätig zu werden und ein Unternehmen zu lähmen.

    Es bleibt offen, ob Investor auch in Corona-Zeiten einsteigt

    Daher ist es kein Wunder, dass sich manch Börsenanalyst den jüngsten deutlichen Anstieg der Daimler-Aktie auch mit einem baldigen stärkeren Engagement eines oder beider chinesischer Autoproduzenten erklärt. Auch wenn ein Geely-Sprecher abwinkt, bleibt offen, ob sich nicht BAIC traut, auch in Corona-Zeiten aus lang gehegten Plänen eine glücksverheißende Gegenwart zu machen und noch einmal bei Daimler zuzuschlagen. Ein solches Manöver hätte aber ein erhebliches „Geschmäckle“, wie es in Schwaben heißt. Denn damit würde der chinesische Investor die durch die Pandemie verschärfte Krise des Daimler-Konzerns ausnützen. Und dies vor dem Hintergrund, dass sich das Coronavirus von China aus weltweit verbreitet hat. Was wäre das für ein Festessen für alle, die glauben, Peking strebe über den Zukauf von Schlüsseltechnologien zunächst wirtschaftlich und dann politisch die Weltherrschaft an.

    Mehrheitliche Kontrolle wäre Provokation gegenüber der Bundesregierung

    Sollten die Chinesen Daimler gar mehrheitlich kontrollieren, wäre das eine Provokation gegenüber der Bundesregierung. Die in Berlin einst kursierende Demarkationslinie für Peking „Bis Kuka und nicht weiter“ wäre überschritten. Bekanntlich hat der chinesische Haushaltsgeräte-Konzern Midea den Augsburger Roboterbauer auch gegen massive Vorbehalte in Deutschland geschluckt und dadurch eine intensive Debatte ausgelöst.

    Der Fall „Daimler“ könnte das Fass des China-Überdrusses in Deutschland zum Überlaufen bringen und einer Peking-Versteherin wie Kanzlerin Angela Merkel die Zornesröte ins Gesicht treiben. Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, ist skeptisch, ob die Chinesen bei Daimler deutsche Empfindlichkeiten ausreichend berücksichtigen. Unserer Redaktion sagt er: „Eines darf man nicht unterschätzen, wenn die einen Plan haben, ziehen die ihn durch, egal ob Corona ist oder nicht.“

    Daimler-Experte erwartet chinesische Anteile bis zu 20 Prozent

    Der Daimler-Experte schließt nicht aus, „dass die Chinesen auf 20 Prozent hochgehen“. Schließlich seien die Investoren bei dem Autobauer nicht eingestiegen, um sich nur knapp 15 Prozent zu sichern: „Sie wollen mehr.“ Was Peking-Skeptiker bedenklich stimmt, nimmt Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer entspannt hin. Seiner Ansicht nach „kann Daimler nichts Besseres passieren, als wenn Geely stärker einsteigt“. Man dürfe hier nicht so sehr in nationalen Kategorien denken und müsse sich fragen, wer der beste Aktionär sei. Dudenhöffer sieht Geely als perfekten Anteilseigner und verweist auf die Wiederbelebung von Volvo. Sein Appell lautet: „Keine Angst vor den Chinesen. Lasst uns die Chinesen umarmen.“ So weit geht Jürgen Pieper, Auto-Analyst des Bankhauses Metzler, nicht. Doch auch er sieht die Vorteile für Daimler, „einen leistungsfähigen Partner wie Geely an der Seite zu wissen“. Pieper meint aber auch: „Es ist für die Stuttgarter ungünstig, zwei chinesische Investoren zu haben. Und natürlich missfällt es den Daimler-Vorständen, dass ihnen der Fahrersitz nicht allein gehört.“

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