Es gibt da diese Geschichte über Jeff Bezos. Sie wird immer wieder gern erzählt, denn irgendwie passt sie gut zu diesem Mann und dem Konzern, den er aufgebaut hat. Die Geschichte geht so: Als Bezos Anfang der 90er Jahre mit dem Gedanken gespielt hat, einen Online-Buchhandel zu gründen, wollte er diesen zunächst Relentless nennen, zu Deutsch: unerbittlich. Er ließ sich sogar die entsprechende Internetadresse registrieren. Am Ende waren es Freunde, die den damals 30 Jahre alten Bezos von dem doch ein wenig düsteren Namen abbrachten.
Der Rest der Geschichte ist bekannt: Bezos gab seinem Unternehmen den Namen Amazon, angelehnt an den größten Fluss der Welt. Die Adresse relentless.com führt allerdings heute noch auf die Internet-Seite des Versandhändlers.
Amazon machte Bezos zum Multimilliardär
Es scheint fast, als habe Bezos sich diese kleine Spielerei erlaubt, um zu zeigen, worauf der Erfolg Amazons zu einem großen Teil fußt. Denn unerbittlich zu sein, das wird dem Amerikaner immer wieder vorgeworfen. Unerbittlich gegenüber Konkurrenten, unerbittlich gegenüber Lieferanten, unerbittlich nicht zuletzt gegenüber Mitarbeitern. „Sind Sie faul oder nur unfähig?“, soll Bezos diese schon mal fragen.
Das Unerbittliche, das Besessene, es gehört zum Mythos Jeff Bezos. Ebenso wie die Tatsache, dass es nur wenige Menschen gibt, die ähnlich visionär, ähnlich richtungsweisend sind wie der 53 Jahre alte Mann aus dem amerikanischen Albuquerque. Bezos ist ein Macher und einer der großen Köpfe dieser Zeit. Amazon hat ihn zum Multimilliardär gemacht, das Magazin Forbes schätzt sein Vermögen auf umgerechnet rund 74 Milliarden Euro. Als der Kurs der Amazon-Aktie jüngst nach oben geschnellt ist, machte das den Gründer kurzzeitig sogar zum reichsten Mann der Welt. Nur wenige Stunden später sackte der Wert aber ab und Bezos musste den Spitzenplatz wieder abgeben – an Bill Gates.
Amazon verkauft inzwischen so gut wie alles
Wie der Microsoft-Gründer hat auch Bezos sein Unternehmen einst in seiner Garage gegründet. Anfangs lieferte er die Bücher noch persönlich aus, aber nach einigen Monaten benötigte der Aufsteiger dafür bereits Lastwagen. Innerhalb von wenigen Jahren hat der Manager seinen Konzern riesengroß und weltumspannend gemacht.
Längst verkauft Amazon nicht mehr nur Bücher, sondern auch Elektrogeräte, Kleidung und Lebensmittel, produziert eigene Serien und experimentiert mit künstlicher Intelligenz. Quasi nebenbei hat Bezos, der mit seiner Frau und den vier Kindern am Lake Washington bei Seattle lebt, die Washington Post gekauft, mit seiner Firma Blue Origin arbeitet er außerdem daran, Touristen ins Weltall zu schießen.
Schon als Kind wollte Bezos Astronaut werden, wahlweise auch Erfinder. „Ich sehe die Welt als Kiste“, hat er einmal gesagt. „Und Erfindungen als Weg hinaus. Wenn mir die Welt nicht gefällt, wie sie ist, erfinde ich etwas.“