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"Amazon Fresh": So will "Amazon Fresh" die Supermärkte angreifen

"Amazon Fresh"

So will "Amazon Fresh" die Supermärkte angreifen

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    Ein Wagen von "Amazon Fresh" in New York im Einsatz.
    Ein Wagen von "Amazon Fresh" in New York im Einsatz. Foto: Richard B. Levine/UPPA (dpa)

    Bei vielen Lebensmittelhändlern in Deutschland dürften heute am Donnerstag die Alarmglocken geklingelt haben. Denn mit dem Start des Lieferdienstes Amazon Fresh in Berlin und Potsdam begann der US-Internetgigant seinen lange erwarteten Angriff auf Deutschlands Supermärkte.

    Etwa 85.000 Produkte von der frischen Hühnerbrust über Erdbeeren bis zur Tiefkühlpizza bietet der Lieferdienst bereits zum Start an. Das Angebot ist damit fast zehn Mal so groß wie in einem normalen Supermarkt.

    "Mit Amazon wird sich der Wettbewerb im Lebensmittelhandel weiter verschärfen", warnte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE) Stefan Genth schon wenige Stunden nach dem Start. Die Branche ist nervös. "Alle großen Lebensmittelhändler werden extrem aufmerksam beobachten, was jetzt in Berlin passiert: Ob es Amazon gelingt, die letzte Bastion des traditionellen Handels zu stürmen, die bislang vom Onlineboom verschont blieb", meint Kai Hudetz vom Kölner Handelsforschungsinstitut IFH.

    Es geht um einen riesigen Markt. Rund 170 Milliarden Euro geben die Bundesbürger Jahr für Jahr im Lebensmitteleinzelhandel aus. Nur rund ein Prozent der Lebensmittel wird bislang online eingekauft. Doch Amazon trauen Hudetz und andere Branchenkenner zu, das zu ändern - zu Lasten der Platzhirsche Edeka, Rewe oder Aldi.

    Bestellungen von Amazon bis 12 Uhr mittags sollen noch am selben Tag zum Abendessen geliefert werden. Bei einem Auftrag bis 23 Uhr kommt die Ware am nächsten Tag in einem ausgewählten Zwei-Stunden-Fenster. Allerdings gilt das Angebot zunächst nur in Teilen von Berlin und Potsdam.

    Der Internetriese selbst zeigte sich zum Start demonstrativ bescheiden. "Die Messlatte im Lebensmitteleinzelhandel liegt sehr hoch", betonte Amazon-Manager Ajay Kavan. Das Unternehmen werde sich die Zeit nehmen, um den Service kontinuierlich zu verbessern, bevor das Angebot schrittweise auch auf andere Regionen ausgeweitet werde.

    Das kostet "Amazon Fresh"

    Ohnehin kommt Amazon Fresh allerdings mit einem Preisschild daher, das manche preissensiblen Kunden abschrecken dürfte. Erstens muss für 69 Euro im Jahr eine Mitgliedschaft im Abo-Dienst Amazon Prime abgeschlossen werden. Zweitens wird ein Aufschlag von 9,99 Euro im Monat für den Service Amazon Fresh fällig, und drittens verlangt Amazon einen Mindestbestellwert von 40 Euro, damit die Lieferung kostenfrei erfolgt.

    "Amazon Fresh wird kein Thema für die breite Masse", ist deshalb der Handelsexperte Hudetz überzeugt. "Es ist vor allem attraktiv für Zielgruppen, die mehr Geld haben als Zeit."

    Auch der Handelsexperte Mirko Warschun von der Unternehmensberatung A.T.Kearney glaubt nicht an dramatische Umwälzungen im Lebensmittelhandel in den nächsten Jahren. "Der Online-Handel wird bei Lebensmitteln auch in naher Zukunft nicht annähernd die Bedeutung haben, wie etwa bei Bekleidung oder Unterhaltungselektronik." Doch werde seine Bedeutung zunehmen. Bis 2025 dürfte sich der Online-Umsatz mit Lebensmitteln bundesweit von derzeit etwa einer Milliarde auf rund zehn Milliarden Euro pro Jahr erhöhen, schätzt er.

    Amazon werde dabei eine herausragende Rolle spielen, ist der Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein überzeugt. Er kann sich vorstellen, dass es Amazon gelingt, sich in den Metropolen fünf Prozent der Lebensmittelumsätze zu sichern. Sein Eindruck: "Der erste Riss ist da. Der Dammbruch bahnt sich an."

    Ein Selbstläufer sei der Einstieg von Amazon in den Handel mit frischen Lebensmitteln aber nicht, meint HDE-Hauptgeschäftsführer Genth. "Der Lebensmittelmarkt in Deutschland ist einer der wettbewerbsintensivsten der Welt. Die Margen sind gering, die Kunden anspruchsvoll. Das wird auch für Amazon Fresh eine Herausforderung", ist der Branchenkenner überzeugt.

    Die größten US-Unternehmen in Deutschland nach Mitarbeitern

    Viele US-Unternehmen haben Töchter in Deutschland. Allein die größten 30 stehen nach Angaben der deutsch-amerikanischen Handelskammer AmCham hierzulande für rund 330.000 Arbeitsplätze (teils geschätzt):

    1. McDonald's (inklusive Franchise) 58.000 Mitarbeiter

    2. Manpower 27.000 Mitarbeiter

    3. Ford 25.426 Mitarbeiter

    4. Adam Opel 18.160 Mitarbeiter

    5. UPS 18.000 Mitarbeiter

    6. IBM Gruppe 16.500 Mitarbeiter

    7. Johnson Controls 12.000 Mitarbeiter

    8. General Electric 11.000 Mitarbeiter

    9. Amazon 10.000 Mitarbeiter

    10. Procter & Gamble 10.000 Mitarbeiter

    AZ/dpa

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