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Aksys muss Insolvenzantrag stellen: Vom Zorn eines Mittelständlers

Aksys muss Insolvenzantrag stellen

Vom Zorn eines Mittelständlers

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    Firma Aksys muss Mitarbeiter entlassen
    Firma Aksys muss Mitarbeiter entlassen Foto: Annegret Döring

    Krumbach - Bernd Lieberoth-Leden verstehtdie Welt nicht mehr. "Um Opel kümmert sich die ganze Welt und um unskümmert sich keiner", sagt der Geschäftsführer des AutozulieferersAksys. Dem Unternehmen, das im Landkreis Günzburg rund 700 Mitarbeiterbeschäftigt, ist das Geld ausgegangen. Nachdem die staatlicheFörderbank KfW einen Kreditantrag abgelehnt hat, regiert nun derInsolvenzverwalter.

    Lieberoth-Leden hat die Entscheidung aus den"Tagesthemen" erfahren. "Ich war völlig schockiert", sagte er amMittwoch Nachmittag. Kurz zuvor hatte er erste Gespräche mit demvorläufigen Insolvenzverwalter Tobias Hoefer über die Zukunft desUnternehmens geführt, das auf die traditionsreiche Krumbacher FirmaFaist zurückgeht.

    Der 42-Jährige hat Erfahrung mit der Sanierungvon Firmen im Automobilbereich und will am Freitag in Krumbach denBetriebsrat über seine Pläne informieren. Bis dahin wartet noch vielArbeit auf Höfer. Die Kassen jedenfalls sind leer. Aksys hatte sich biszuletzt händeringend um einen Kredit von 22 Millionen Euro bemüht. Dochdie Entscheider in Berlin blieben hart - obwohl Aksys nach eigenenAngaben Sicherheiten in dreifacher Höhe angeboten hatte. KfW-Krediteoder Mittel aus dem "Wirtschaftsfonds Deutschland", der gesundenUnternehmen durch die Krise helfen soll, wird es für den1800-Mitarbeiter-Betrieb dennoch nicht geben.

    Zu den Gründenwollte sich die staatliche Bankengruppe nicht äußern. Ein Sprecher wiesgegenüber unserer Zeitung lediglich darauf hin, dass die staatlicheHilfe nur für Betriebe gedacht sei, die erst durch die Folgen derWirtschaftskrise ins Schlingern geraten sind.

    Zwar kann man dasvon Aksys nicht behaupten, 2007 schrieb das Unternehmen rote Zahlen,seit 2008 wird das Geschäft umstrukturiert. Dennoch hat GeschäftsführerLieberoth-Leden wenig Verständnis für die Entscheidung der KfW: "Ohnedie Autokrise hätten wir keine Kredite gebraucht", betont er. Aksys istextrem abhängig von der Automobilindustrie. Rund 85 Prozent seinerGeschäfte macht das Unternehmen mit Dämmsystemen für diese Branche. Nunzittern die Beschäftigten um ihre Arbeitsplätze. Viele sind zornig,fühlen sich im Stich gelassen. Das bekommt auch Torsten Falke von derIndustriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie zu spüren. "Es entstehtganz zwangsläufig das Gefühl, dass hier mit zweierlei Maß gemessenwird. Den Großunternehmen werden Milliarden hinterhergeworfen undkleine Mittelständler treibt man in die Insolvenz. Der Fall Aksys istnur einer von vielen", kritisiert er die Politik der Großen Koalition.

    DieOpposition in Berlin sieht das ähnlich. "Die Großen rettet man, dieKleinen lässt man pleitegehen. Das ist momentan die Wirtschaftspolitikin Deutschland", sagte FDP-Chef Guido Westerwelle im Gespräch mitunserer Zeitung.

    Den 700 Aksys-Mitarbeitern in der Region sprichter damit aus der Seele. Sie hoffen nun auf Insolvenzverwalter Hoefer,der gestern unter Hochdruck an Zukunftskonzepten arbeitete. Der Ausgangder Gespräche ist offen, nur eines steht laut GeschäftsführerLieberoth-Leden fest: "Ohne Stellenabbau wird es mit Sicherheit nichtgehen."

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