Keine Freiflüge mehr für Promis: Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft Air Berlin stellt zum Jahresende das langjährige Gratisflug-Programm für Prominente ein. Wie die Bild am Sonntagberichtet, konnten mit der "Counter Card Premium Plus" mehr als 100 ausgewählte Personen aus Wirtschaft, Sport, Kultur und Unterhaltung und deren Familien damit jederzeit kostenlos mit der deutschen Fluggesellschaft reisen.
Die Airline habe für die Inhaber auch die Versteuerung des geldwerten Vorteils bei Inanspruchnahme der Freiflug-Card übernommen. Das seit Jahren laufende Gratisflug-Programm für Promis geriet der BamS zufolge ins Visier der Konzernaufsicht, nachdem der langjährige Air-Berlin-Chef Joachim Hunold sein Amt niederlegte. Der Gründer der Fluglinie war zum 1. September zurückgetreten, sein Nachfolger wurde der ehemalige Bahn-Chef Hartmut Mehdorn. Die Entscheidung, das Programm einzustellen, sei vor dem Hintergrund der Neuausrichtung des Unternehmens gefasst worden, sagte Air Berlin-Sprecher Uwe Berlinghoff am Wochenende.
Wie das Unternehmen mitteilte, räumte Air Berlin sogenannten Markenbotschaftern "günstige Konditionen" ein, wenn sie mit Air Berlin fliegen. "Aus Sicht von Air Berlin unterstützen diese Beziehungen eine erfolgreiche Positionierung" des Unternehmens, betonte er in einer Mitteilung. Laut Bild am Sonntagsoll nun die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG klären, ob durch das Programm die Fluggesellschaft und damit deren Aktionäre geschädigt worden seien.
Anlegerschützer empört über Promi-Freiflüge für Air Berlin
Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) reagierte am Montag empört auf die Promi-Freiflüge."Das ist ein unfassbarer Skandal", sagte SdK-Anlegerschützer Michael Kunert der Berliner Zeitung. Er forderte Air Berlin auf, unverzüglich die Liste der Prominenten offenzulegen, die von den Gratisflügen profitiert hätten. "Die Aktionäre haben ein Recht darauf zu erfahren, wie viel das Programm gekostet hat und wie lange es existiert hat", sagte Kunert.
"Möglicherweise werden wir den Aktionären empfehlen, das Unternehmen oder Herrn Hunold persönlich auf Schadenersatz zu verklagen", sagte Kunert mit Blick auf den langjährigen Vorstandschef Joachim Hunold. Sollte sich herausstellen, dass auch Politiker von den Freiflügen profitierten, müsse von verdeckter Parteienfinanzierung ausgegangen werden.
Das Geschäft der vor 20 Jahren gegründeten Fluggesellschaft lief in den vergangenen Jahren nicht mehr so gut. Seit 2008 schreibt Air Berlin rote Zahlen. Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft will deshalb binnen eines Jahres auf rund jede zehnte ihrer Maschinen verzichten. afp/dpa/dapd