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Abgas-Trickserei: Illegale Absprachen: Jetzt wird es für Autobauer richtig teuer

Abgas-Trickserei

Illegale Absprachen: Jetzt wird es für Autobauer richtig teuer

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    Der Auspuff eines VW Tiguan TDI: Nach den Vorwürfen der EU-Kommission zu illegalen Absprachen bei Technologien zur Abgasreinigung hat Volkswagen die Prüfung der Beschwerde angekündigt. 
    Der Auspuff eines VW Tiguan TDI: Nach den Vorwürfen der EU-Kommission zu illegalen Absprachen bei Technologien zur Abgasreinigung hat Volkswagen die Prüfung der Beschwerde angekündigt.  Foto: Karl-Josef Hildenbrand (Symbol)

    Der Vorgang ist einzigartig: Autobauer und andere Unternehmen dürften zwar zusammenarbeiten, um „die Qualität ihrer Produkte zu verbessern“, erklärte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager am Freitag. Doch die Hersteller BMW, Mercedes, Volkswagen, Audi und Porsche taten etwas ganz anderes: Sie trafen nämlich nach den bisherigen Kenntnissen der Brüsseler Kommission, „Absprachen, die genau das Gegenteil bewirken sollten, nämlich ihre Produkte nicht zu verbessern und bei der Qualität nicht miteinander in Wettbewerb zu treten.“

    Nach der „vorläufigen Auffassung“ der Kommission haben sich Vertreter der fünf Konzerne zwischen 2006 und 2014 getroffen, um die Abgasreinigung bei den sogenannten SCR-Filtern für Dieselfahrzeuge zu begrenzen. Zwischen 2009 und 2014 vereinbarten die Ingenieure, auch bei Benzin-Fahrzeugen mit Direkteinspritzung den Ausstoß der Feinstaub-Partikel nicht so zu verringern wie sie dies dem Käufer versprachen. Vestager: „Das Verhalten der Automobilhersteller zielte darauf ab, den Innovationswettbewerb bei diesen beiden Abgasreinigungssystemen einzuschränken und den Verbrauchern somit die Möglichkeit zu verwehren, umweltfreundlichere

    Audi-Manager: „Ohne Bescheißen nicht zu schaffen“

    Was ist passiert? Deutsche Medien waren den Tricksern auf die Spur gekommen und hatten aus bis dahin unveröffentlichten Unterlagen zitiert. Demnach gab es seit 2007 regelmäßige und geheime Treffen der Diesel-Experten und Motoren-Entwickler. Ihre Aufgabe: Den Selbstzünder sauberer machen. Doch die Idee, die Abgase durch ein Harnstoffgemisch mit der Bezeichnung Adblue zu reinigen, funktionierte nicht. Denn um die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte zu erreichen, hätten die Fahrzeuge bis zu 8,5 Liter Adblue auf 1000 Kilometern benötigt. Dann aber gab es andere Probleme: Die Motoren soffen ab. Das Handelsblatt zitiert aus der Mail eines Audi-Managers von 2008: „Meine Einschätzung: Ganz ohne Bescheißen werden wir es nicht schaffen.“

    So kamen die Trickser überein, den Einsatz von Adblue zu begrenzen, was die Emissionen zwar erhöhte, aber die Fahrzeuge wenigstens weiter fahren ließ. Man verständigte sich quer über alle Konzerngrenzen hinweg auf viel zu kleine Tanks für das Harnstoffgemisch – und auf eine Software, die erkannte, ob das Fahrzeug auf der Straße unterwegs war oder auf einem Rollenprüfstand. Dann wurde mehr Adblue in den Motor gepumpt und die Emissionen sanken auf die gültigen Grenzwerte. Aber eben nur dort. Ähnliche Absprachen gab es nach Angaben der Kommission dann auch bei den Partikelfiltern für Otto-Motoren. Dort sollen die Konzerne ihre Vorgehensweise koordiniert haben, um die Einführung der Filter in neuen Modellen „zu vermeiden oder zumindest zu verzögern.“

    EU-Vorwürfe: VW und Daimler als Kronzeugen?

    Am Freitag informierte die Brüsseler Behörde die Hersteller, die nun zunächst einige Monate Zeit haben, zu den Vorwürfen Stellung zu beziehen. Dann könnte

    Man habe Kenntnis über den Erlass der Beschwerdepunkte und warte auf die förmliche Zustellung, hieß es von Daimler. Darüber hinaus äußere man sich nicht, da es sich um ein laufendes Verfahren handele. Volkswagen kündigte an, die Beschwerde zu prüfen. Erst nach Auswertung der Untersuchungsakte werde man sich äußern, teilte der Konzern mit. Nach VW-Einschätzung erkennt die Kommission „grundsätzlich an, dass Kooperationen zwischen Herstellern zu technischen Fragen in der Automobilindustrie weltweit üblich sind“.

    Nicht die erste Beanstandung zu Preisabsprachen in der Autobranche

    Mögliche Verstöße gegen Umweltvorschriften seien nicht Teil des Verfahrens, hieß es von der EU-Kommission. In Brüssel war am Freitag trotzdem vom wohl größten Verfahren gegen die Kfz-Branche die Rede, nachdem die Kommission in den vergangenen Jahren schon etliche unerlaubte Preisabsprachen bei Zulieferern aufgedeckt hatte. Ob Standheizung, Anlasser, Beleuchtung, Bremssysteme, Zündkerzen oder Sitze – überall fanden die Ermittler der

    Lesen Sie auch den Kommentar: Illegale Absprachen der Autobauer: Das darf der Staat nicht zulassen

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