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Abgas-Affäre: Behörden erheben neue Schummelvorwürfe gegen Audi

Abgas-Affäre

Behörden erheben neue Schummelvorwürfe gegen Audi

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    Schritt für Schritt kommen weitere Vorwürfe gegen den Ingolstädter Autobauer Audi an den Tag. Die Volkswagen-Tochter scheint ebenfalls tief in die Abgas-Affäre verwickelt zu sein.
    Schritt für Schritt kommen weitere Vorwürfe gegen den Ingolstädter Autobauer Audi an den Tag. Die Volkswagen-Tochter scheint ebenfalls tief in die Abgas-Affäre verwickelt zu sein. Foto: Ulrich Wagner/dpa

    Audi-Chef Rupert Stadler steht eine unangenehme Zeit ins Haus. Offenbar hat der Ingolstädter Autobauer, der zum VW-Konzern gehört, in der Abgas-Affäre raffinierter getrickst, als bisher bekannt war. Mehrere Zeitungen berichteten am Wochenende von dubiosen „Warmlauf-Programmen“, die in den USA und Europa auf dem Prüfstand eine Abgasreinigung simulierten, die im Straßenverkehr nicht annähernd erreicht wurde.

    Volkswagen: Die Geschichte der Abgasaffäre

    Volkswagen ist seit dem 18. September 2015 offiziell in einen Abgasskandal verstrickt. Der Skandal wird auch VW-Abgasaffäre oder Dieselgate genannt.

    Was hinter der Affäre steckt? VW hatte illegal eine Abschalteinrichtung in die Motorsteuerung aller Diesel-Fahrzeuge eingebaut. Mit der Software wollte man den Abgasnormen in den USA entgehen.

    Dieselgate wurde von der US-Umweltbehörde Environmental Protection Agency (EPA) mit aufgedeckt.

    Die Software wurde nach Angaben von Volkswagen in etwa elf Millionen Fahrzeugen mit der Motorenreihe VW EA189 weltweit eingebaut, in den USA ist demnach auch die Nachfolgereihe VW EA288 betroffen. Anderen Berichten zufolge wurde die Software allerdings für vier verschiedene Motorentypen angepasst.

    Der Skandal weitete sich auch auf Fahrzeuge von Porsche und Audi aus. Der Vorstandsvorsitzende der Volkwagen AG, Martin Winterkorn, zog die Konsequenzen aus dem Skandal und trat zurück. Sein Nachfolger wurde Matthias Müller, bislang Vorstandsvorsitzender der Porsche AG.

    Auch an Dieselfahrzeugen anderer Hersteller aus Deutschland und von internationalen Herstellern wurde nach Bekanntwerden der Abgasaffäre nachgeforscht. Häufig wurden ebenfalls überhöhte Schadstoffwerte festgestellt. Dieselgate von Volkswagen war Auslöser einer internationalen Krise der gesamten Automobilindustrie.

    Anfang 2016 soll die vom Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) angeordnete Rückrufaktion gestartet werden. In ganz Deutschland sollen bundesweit im Laufe des Jahres 2,4 Millionen Diesel-Autos in die Werkstatt. Der Start der Rückrufaktion verzögert sich.

    Die Amerikaner verklagen Volkswagen. In den USA sollen mehr als 600.000 Fahrzeuge von der Abgasaffäre betroffen sein.

    Außerdem bestätigt das Landgericht Braunschweig gegenüber dem NDR, dass 278 Aktionäre Volkswagen auf insgesamt 3,255 Milliarden Euro verklagent. Die Anleger fordern Schadenersatz als Ausgleich für die Kursverluste durch den Diesel-Skandal.

    Für Volkswagen wird allein die Aufarbeitung des Skandals in den USA immens teuer. Die Entschädigungen und Strafzahlungen sollen sich auf 14,7 Milliarden Dollar (13,3 Milliarden Euro) voraussichtlich belaufen. (AZ)

    Bayern hat als erstes Bundesland eine Klage gegen VW angekündigt. Voraussichtlich im September werde der bayerische Pensionsfonds Klage auf Schadensersatz wegen Pflichtverletzungen von Volkswagen einreichen, sagte eine Sprecherin des bayerischen Finanzministeriums. Die Vorbereitung der Klage laufe bereits. Bayern will sich mit der Klage einen sogenannten Kursdifferenzschaden zurück holen.

    Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung ist die Schummel-Software bei Diesel- und Benzin-Modellen bei bestimmten Automatikgetrieben in den USA und Europa eingesetzt worden. Betroffen sind unterschiedliche Modelle wie der A5, A6 der A8 und der Q5.

    Laut der Bild am Sonntag(BamS) funktioniert die Software mit einem Trick: Auf dem Prüfstand laufe der Motor in einem „Warm-up“-Modus mit intensiver Abgasreinigung. Im Straßenbetrieb springe das Getriebe in ein anderes Programm.

    Besonders raffiniert soll die Technologie sein, mit der der Motor die jeweilige Fahrsituation erkennt: Dabei handle es sich um einen „Lenkwinkelsensor“. Drehe der Fahrer das Steuer um mehr als 15 Prozent, laufe das weniger saubere Straßenprogramm.

    Offenbar hat Audi diese überlegene Technologie aber im Mai 2016 vom Markt genommen. Seitdem wird die Software laut der Zeitung nicht mehr eingesetzt.

    Die Abgas-Affäre bringt Audi-Chef Rupert Stadler zunehmend in Erklärungsnot.
    Die Abgas-Affäre bringt Audi-Chef Rupert Stadler zunehmend in Erklärungsnot. Foto: Ulrich Wagner

    Das Kraftfahrt-Bundesamt will nun eine Sonderprüfung bei mehreren Audi-Modellen starten. Im Fokus der neuen Untersuchungen steht nicht wie im VW-Skandal das Stickoxid. Bei Audi geht es nun vor allem um das klimaschädliche Kohlendioxid.

    Auch in den USA gerät Audi wegen der „Warmlauf-Programme“ zunehmend unter Druck. In der kommenden Woche müssen laut BamS-Recherchen Audi-Ingenieure bei der US-Umweltbehörde EPA und dem amerikanischen Justizministerium aussagen. Zuvor hatte eine Anwaltskanzlei eine Sammelklage gegen Audi eingereicht.

    Audi will sich aktuell nicht äußern

    Ein Sprecher von Audi in Ingolstadt wollte sich am Sonntag nicht zu den Entwicklungen in den USA äußern, da es sich um „laufende Gespräche“ handle. Der Sprecher bestätigte jedoch, dass Audi gegenüber dem Kraftfahrt-Bundesamt als europäischer Genehmigungsbehörde die technischen Informationen zur Verfügung gestellt habe.

    In den Vereinigten Staaten steht Audi wegen mehr als 80.000 Dieselautos mit illegaler Abgastechnik ohnehin schon unter Druck. Die Fahrzeuge sind mit 3,0-Liter-Motoren unterwegs, die laut US-Behörden mit einer speziellen Software zur Manipulation von Stickoxidwerten ausgestattet sind. Sollte keine Möglichkeit gefunden werden, diese nach US-Recht verbotenen Programme zu beseitigen, drohen teure Rückkäufe der betroffenen

    Unklar blieb am Wochenende, ob Audi-Chef Rupert Stadler tatsächlich unter Druck gerät. Der Manager muss sich in dieser Woche intern zu den Vorwürfen äußern. Die Anwälte der Kanzlei Jones Day, die im Auftrag des Volkswagen-Aufsichtsrates ermitteln, haben Stadler zum Gespräch gebeten.

    Volkswagen-Chef Matthias Müller soll nach Informationen der BamS sehr wütend geworden sein, als er vergangene Woche von den neuen Manipulationsvorwürfen erfuhr. In der Vorstandssitzung habe er von Stadler verlangt, Audi müsse nun alles offenlegen. Zudem beauftrage Müller die Konzernrevision, den Fall zu untersuchen.

    Rupert Stadler arbeitet seit 2003 im Audi-Vorstand. Seit 2007 ist er Vorstandsvorsitzender. Er beteuert, dass er von den Manipulationen nichts gewusst habe. Am Freitagabend hatte der Volkswagen-Konzern eine eventuelle Ablösung dementiert.

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