Das Ölembargo der Europäischen Union gegen den Iranwerden nach Einschätzung des ADAC auch die Autofahrer in Deutschland zu spüren bekommen. "Wenn so ein wichtiger Öllieferant ausfällt, wird das nicht ohne Auswirkungen auf den Ölpreis und die Kraftstoffpreise ausgehen", sagte ADAC-Sprecher Andreas Hölzel. Da das Embargo aber erst im Sommer greifen solle, seien die Folgen vermutlich nicht unmittelbar an
den Tankstellen zu erkennen.
Nach Ölembargo gegen Iran: Saudi-Arabien erhöht Ölfördermenge
Für die Preisentwicklung im Zusammenhang mit dem Ölembargo seien mehrere Faktoren entscheidend, betonte der Sprecher des Autofahrerclubs. Zum einen müsse abgewartet werden, wie weit der Ausfall iranischen Öls durch andere Ölförderländer ausgeglichen werde. So habe Saudi-Arabien versprochen, seine Ölfördermenge zu erhöhen. Auch Libyen reihe sich nach dem Aufstand gegen Machthaber Muammar al-Gaddafi im vergangenen Jahr möglicherweise früher als erwartet wieder in die Gruppe der Ölexporteure ein.
Gleichzeitig bleibe abzuwarten, wie sich der Atomstreit mit dem Iran nach dem Embargo weiter entwickle. "Wenn Iran die Straße von Hormus dichtmacht, sind auch andere Länder betroffen." Andererseits würde sich Iran damit "ins eigene Fleisch schneiden", sagte Hölzel. Durch die Seestraße zwischen dem Persischen Golf und dem Arabischen Meer werden 20 Prozent des weltweit vermarkteten Öls transportiert.
Nach Libyen stiegen die Preise
Schließlich spielten auch "die Psyche" und die Nervosität an den Märkten eine Rolle. "Das haben wir letztes Jahr schon an Libyen gesehen, im Verhältnis ein kleiner Lieferant, dass die Preise doch um einiges raufgegangen sind", sagte Hölzel. Während des Aufstands gegen Gaddafi war Anfang 2011 die Förderung libyschen Öls eingestellt worden.
Aus Sorge um das iranische Atomprogramm hatte die EU am Montag ihre Sanktionen gegen Teheran mit einem weitreichenden Ölembargo weiter verschärft. Mit dem Beschluss, der bis zum 1. Juli schrittweise in Kraft tritt, dürfen Rohöl und Ölprodukte aus dem Iran nicht mehr in die EU eingeführt, eingekauft, transportiert, finanziert oder versichert werden. Beschlossen wurden auch Handels- und Investitionsbeschränkungen für Irans petrochemische Industrie.
Mit über 20 Milliarden Tonnen an Erdölreserven liegt der Iran hinter Saudi-Arabien, Venezuela und Kanada an vierter Position in der Welt. Dies entspricht nach DERA-Angaben knapp 10 Prozent der Weltreserven. Im Jahr 2010 förderte der Iran gut 203 Millionen Tonnen, etwa 5,2 Prozent der Weltförderung. Weit über die Hälfte davon (112,4 Mio) exportierte er. Nur die russische Föderation (12,8 Prozent der Weltförderung), Saudi-Arabien (11,9 Prozent) und die Vereinigten Staaten (8,6 Prozent) förderten mehr.
Teheran warnt EU vor Konsequenzen
Teheran hat in einer offiziellen Reaktion auf die jüngst von der EU beschlossenen Öl-Sanktionen vor ernsten Folgen für Europa gewarnt. "Wir glauben, dass dieser Schritt schwerwiegende Konsequenzen für die Europäer haben wird", teilte das iranische Außenministerium in einer Erklärung mit, die am Dienstag von der Nachrichtenagentur Isna veröffentlicht wurde. Näher benannt wurden die Konsequenzen nicht.
Die Sanktionen seien "unvernünftig und ungerechtfertigt", hieß es weiter. Die Maßnahmen der EU - ein Ölembargo ebenso wie das Einfrieren von Konten der iranischen Zentralbank - waren am Dienstag in Kraft getreten.
Das Außenministerium bestellte zudem den dänischen Botschafter in Teheran ein, dessen Land derzeit die EU-Ratspräsidentschaft innehat. Das Ministerium warf der EU eine "feindliche Haltung" gegenüber dem Iran vor, berichtete die Nachrichtenagentur Fars.
"Die iranischen Atomprogramme sind friedlich und ausschließlich für zivile Zwecke gedacht", heißt es in der offiziellen Erklärung. "Der Iran zögert nicht, all seine Atomprogramme auch künftig transparent zu machen." Die Sanktionen würden den Iran jedoch nicht dazu bringen, seine international anerkannten Atomrechte aufzugeben. dpa/afp/AZ