Computerspiele sind für viele Menschen ein schöner Zeitvertreib. Inzwischen ist aber auch ein ernst zu nehmender Wirtschaftsfaktor in Deutschland daraus geworden. Und gilt nicht nur im Handel, sondern auch in der Entwicklung. Die Zahl der Unternehmen, die hierzulande Games entwickeln und veröffentlichen, ist von 622 im Jahr 2020 auf 908 im Jahr 2023 gestiegen, die Zahl der Beschäftigten nahm von 10.071 auf 11.992 zu, berichtet der Verband der deutschen Games-Branche. Dies liegt auch an Fördermitteln, die in den vergangenen Jahren bewilligt worden sind. Doch nun gerät die Hoffnungsbranche in die Bredouille: Denn im Bundeshaushalt seien zwar 33,3 Millionen an Fördergeldern für die Firmen vorgesehen. Es sei aber bis heute nicht klar, wie diese beantragt werden können oder ausgezahlt werden sollen, kritisiert Bayerns Digitalminister Fabian Mehring. Der Freie-Wähler-Politiker fordert von Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) rasche Aufklärung.
100 Millionen Euro Fördergeld für 2024 bis 2026
„Es kann nicht länger hingenommen werden, dass diese Mittel zwar im Bundeshaushalt vorgesehen sind, aber bisher nicht einmal ansatzweise an potenzielle Förderempfänger ausbezahlt worden sind“, schreibt Mehring in einem Brief an Roth. „Der Schaden, den der Games-Standort Deutschland dadurch erleidet, ist von erheblicher Tragweite“, warnt Mehring in dem Schreiben.
Der Digitalminister kritisiert, dass bisher keinerlei Details und Überlegungen bekannt seien, wie die Mittel noch in diesem Jahr genutzt werden sollen. Gleiches gelte für die Mittel, die für die kommenden Jahre 2025 und 2026 eingeplant seien. Insgesamt sollen für die Computerspiele-Hersteller 100 Millionen Euro bereitgestellt werden.
Rund 200 Unternehmen der Games-Branche in Bayern
Auch in Bayern hat sich das Entwickeln von Computerspielen zu einem Wirtschaftsfaktor entwickelt: Nach Angaben des bayerischen Digitalministeriums gibt es im Freistaat rund 200 Unternehmen in diesem Bereich mit mehreren Tausend Mitarbeitern. „Weiterer Stillstand ist inakzeptabel“, sagt Mehring deshalb. Wesentliche Entwicklungen zum Beispiel im Bereich der künstlichen Intelligenz seien der Games-Welt zu verdanken.
Auch Bayern fördert die Branche: Dem Verband zufolge stellt der Freistaat 4,4 Millionen Euro zur Verfügung.
Verband „Games“: Potenzial von 60.000 Arbeitsplätzen in Deutschland
Aus Sicht der Branche sind die Fördermittel gut angelegt: Kanada fördere bereits seit Mitte der 1990er-Jahre die Spieleentwicklung. Das Land habe zwar nur knapp halb so viele Einwohner wie Deutschland, „aber mit mehr als 32.000 beinahe dreimal so viele Beschäftigte in der Games-Branche“, berichtet der Verband in seinem Jahresbericht. „Umgerechnet bestünde danach in Deutschland ein Potenzial von bis zu 60.000 Arbeitsplätzen“, heißt es weiter. Das entspreche dem Fünffachen des bisherigen Wertes.
Auch der Verband hat bereits mehrmals auf die feststeckenden Fördermittel hingewiesen.