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30 Prozent weniger Betriebe: Milchbauern vor Aus - Seehofer will Merkel-Hilfe

30 Prozent weniger Betriebe

Milchbauern vor Aus - Seehofer will Merkel-Hilfe

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    Milchbauern vor Aus - Seehofer will Merkel-Hilfe
    Milchbauern vor Aus - Seehofer will Merkel-Hilfe Foto: DPA

    "Wir schätzen, dass bis zum Jahresende 25 bis 30 Prozent der deutschen Milchbauern vom Markt verschwinden werden", sagte der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM), Romuald Schaber, der Tageszeitung "Die Welt" (Montag). Im Norden und Osten ständen bereits einige Großbetriebe mit bis zu 1000 Kühen auf der Kippe. Im politischen Ringen um höhere Milchpreise fordert Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zum Eingreifen auf. "Jetzt muss

    Die Milchbauern kündigen unterdessen für die kommende Tage ausgedehnte Protestaktionen an. Die erneute Senkung des Milchpreises entgegen jeder beim Milchgipfel gemachten Absprache brauche eine klare Antwort, sagte Schaber. Er schloss trotz drohender Sanktionen vom Bundeskartellamt auch einen erneuten Lieferstreik nicht aus. "Um überhaupt kostendeckend arbeiten zu können, benötigen die Milchbauern in Deutschland je nach Region und Betriebsgröße zwischen 35 und 45 Cent pro Liter Milch." Die Auszahlungspreise lägen aber bei 20 bis 25 Cent. Mit dem realen Wert der Milch habe das nichts mehr zu tun. "Bei vielen Betrieben ist die Grenze der Belastbarkeit nun deutlich überschritten."

    Zwar gebe es mit den Banken Finanzierungsvereinbarungen bis zum Herbst. "Tritt bis dahin aber keine Besserung am Markt ein, und danach sieht es aus, kommen die Kühe ganz schnell weg", wird Schaber weiter zitiert.

    Seehofer erklärte, Milliardenbeträge seien für viele Branchen, Banken und Einzelfirmen geflossen. "Die Landwirtschaft hat es verdient, dass man auch ihr in dieser dramatischen Lage spürbar unter die Arme greift - und das geht nur mit Hilfe der Kanzlerin." Sie solle sich mit der Spitze der Landwirte treffen, um über die dramatische Lage der Bauern zu reden und Lösungen zu vereinbaren. Eine der wichtigsten Lösungsansätze sei aus seiner Sicht, dass die Direktzahlungen statt regulär erst zum Ende des Jahres zur Hälfte bereits in der Jahresmitte ausbezahlt würden, damit die Bauern die schwierige Situation überbrücken könnten.

    Bauernpräsident Gerd Sonnleitner erwartet in diesem Jahr in der Landwirtschaft auch wegen der gesunkenen Milchpreise acht Milliarden Euro Einnahmeverlust. Der wegen der Billigpreise gescholtene Handel wehrt sich und verweist auf Überkapazitäten am Markt.

    Auch Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) sagte im Deutschlandradio Kultur, aktuell sei zuviel Milch auf dem Markt. Die Politik könne aber nicht direkt auf die Preise einwirken. Die Ministerin verlangte von den in der Krise steckenden Milchbauern Anpassungsbereitschaft an den Markt. Sie bemühe sich "auf allen Ebenen", um den Landwirten zu helfen und arbeite an einem Liquiditätsprogramm mit Krediten für Bauern in Schwierigkeiten und vorgezogenen Direktbeihilfen, die sonst erst am Ende des Jahres ausgezahlt würden. Die Ministerin verwies auf die Grünlandprämie und auch auf die Förderung durch Programme wie die Weideprämie. "Ansonsten müssen sie sich natürlich zukünftig auch selbst wettbewerbsfähig aufstellen, keine Frage", sagte Aigner.

    Da Biomilch-Preise deutlich über denjenigen herkömmlicher Milch liegen, sehen viele Bauern eine Chance in einer Umstellung der Produktion. Derzeit erhalten die Landwirte für

    "Durch den Preisverfall bei konventioneller Milch ist der Preis für Biomilch auch etwas zurückgegangen", sagte Wettstein. Derzeit gebe es eine große Verunsicherung auch bei den Bio-Molkereien, die zurückhaltend reagierten. "Ungewiss ist, wie der Verbraucher reagiert, ob er wieder mehr Milchprodukte kauft."

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