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Zusamtal: Wie mit Rattenbefall im Zusamtal umgegangen wird

Zusamtal

Wie mit Rattenbefall im Zusamtal umgegangen wird

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    In dieser Woche finden im Zusamtal wieder Rattenbekämpfungen statt.
    In dieser Woche finden im Zusamtal wieder Rattenbekämpfungen statt. Foto: Alexander Kaya (Symbolbild)

    Es ist wieder so weit. Den Ratten im Zusamtal und Umgebung geht es diese Woche an den Kragen. Ganz amtlich. Laut Mitteilung der Verwaltungsgemeinschaft Wertingen – bestehend aus der Stadt sowie den Gemeinden Binswangen, Laugna, Villenbach und Zusamaltheim – findet eine Bekämpfung statt, weshalb sich Eigentümer und Eigentümerinnen von Grundstücken, die von Ratten befallen sind, melden sollen. Eher „dürfen“, denn eine Meldepflicht für Privatleute besteht zumindest in Bayern keineswegs. Doch aus den Verwaltungen ist stets herauszuhören, dass ein rasches Handeln im eigenen Interesse steht. Absolutes Muss gibt es aufseiten der Kommunen, schon wegen der Verpflichtung zur „öffentlichen Reinlichkeit“, worauf Geschäftsleiterin Alexandra Karmann hinweist. 

    "Im Kanal sind immer Ratten", heißt es aus der Verwaltung in Buttenwiesen

    Als Leiterin des Ordnungsamts hatte sie auf die Wirksamkeit dieser in den kommenden Tagen beginnenden Einsätze hingewiesen. Zumal danach meistens keine Beschwerden mehr kommen würden. Deshalb finden ihr zufolge dreimal im Jahr pro Gemeinde im Bereich der Verwaltungsgemeinschaft Wertingen solche Termine statt. Im vergangenen Jahr seien rund 80 Meldungen eingegangen, die dann über eine auswärtige Fachfirma erledigt worden seien. „Der Anteil an Firmenmeldungen lag dabei im niedrigen einstelligen Bereich. Grund dafür ist, dass Gewerbebetriebe mit mehr als 15 Angestellten verpflichtet sind, ein eigenständiges Nagerkonzept zu entwickeln und dieses auszuführen.“ Entwarnung gibt da Villenbachs Bürgermeister Werner Filbrich, der dort „weit und breit“ keine Ratz erkennen kann. Aber nicht ausschließen möchte, dass bei der Maisfütterung in der Landwirtschaft schon mal etwas sein kann. 

    Noch weiter flussabwärts folgt eine andere Einschätzung der Nager-Lage. „Im Kanal sind immer Ratten“, weiß eine Mitarbeiterin bei der Buttenwiesener Verwaltung. Jede Woche würde sich eine Privatperson mit diesem Thema melden, alle vier Monate ein spezielles Unternehmen im unteren Zusamtal vorbeischauen. Die Notwendigkeit solcher Vorkehrungen unterstreicht das Landratsamt in Dillingen: Ratten seien „veterinärrechtlich von Relevanz, da sie Krankheitserreger übertragen können.“ Genauer gesagt geht es um über 120 Krankheiten, die von ihnen ausgehen. Etwa Salmonellen, Wurmeier, Ektoparasiten oder Tuberkulose. Viele Experten halten die kleinen, vermehrungstüchtigen Vierbeiner sogar für den Auslöser der großen Pest im Mittelalter. Die medizinischen Erkenntnisse mag die Kreisgruppe beim Bund Naturschutz (BN) zwar nicht in Zweifel ziehen, dafür aber die „Angstmache“ vielerorts kritisieren. „Ratten sind Wildtiere, vor denen man keine Angst zu haben braucht“, lautet das Argument der Umweltschützer. 

    Wie denken Tierschützer über die Rattenbekämpfung im Zusamtal?

    Das von mancher Seite am Laufen gehaltene Negativ-Image der Tiere stößt auch bei Dr. Katja von Schlippenbach auf wenig Gegenliebe. „Das hat sich über Jahrhunderte eingebrannt“, bedauert die Betreiberin der Kleintierpraxis in Zusamaltheim. Von den weltweit 65 vorkommenden Rattenarten gibt es bei uns übrigens zwei: die dunklere Haus- und die etwas größere Wanderratte. Was die im vergangenen Jahr in Bayern verbreiteten Massenzahlen angeht, kommt vom BN ebenfalls Widerspruch. „Solche Angaben sind willkürlich und fahrlässig, in unserer Region gibt es weder Erhebungen noch ein Monitoring“, so der Hinweis. Die Fachbranche gibt dagegen den bundesweiten Bestand mit rund 350 Millionen Tieren an, rechnerisch kämen damit in Deutschland auf jeden Einwohner geschätzt vier Ratten. 

    Die beauftragten Firmen in unserer Region sind mit Zahlen und Daten weit zurückhaltender oder schweigen ganz. Vor allem darüber, wie sie ihren nicht gerade positiv beleumundeten Job im wahrsten Sinne des Wortes erledigen. Experten sprechen von blutgerinnungshemmenden Wirkstoffen und anderen Substanzen. Das Berufsbild Schädlingsbekämpfer wurde schon längst als Lehrberuf anerkannt und hat sich von den alten „Kammerjäger“-Zeiten verabschiedet. Das Landratsamt legt beim Umgang mit den „Schadnagern“ großen Wert auf eine qualifizierte Ausbildung und das strikte Einhalten von Gefahrstoffvorschriften. Nur zertifizierte Betriebe dürfen den Ratten in dieser Woche an den Kragen gehen.

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