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Wertinger Bestattungsdienst Bönsel schließt

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Zu Allerheiligen stirbt der Wertinger Bestattungsdienst

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    Der Vertrag über die Bestattungsdienstleistungen am Friedhof Wertingen und einigen anderen Friedhöfen des Zusamtals wurde kurzfristig aufgelöst. Das Bestattungsunternehmen Friede übernimmt interimsmäßig. Die Firma Bönsel schließt komplett.
    Der Vertrag über die Bestattungsdienstleistungen am Friedhof Wertingen und einigen anderen Friedhöfen des Zusamtals wurde kurzfristig aufgelöst. Das Bestattungsunternehmen Friede übernimmt interimsmäßig. Die Firma Bönsel schließt komplett. Foto: Taisia Matwejew

    Am Tag vor Allerheiligen bereitet Maik König vormittags das Grab für eine Urnenbeerdigung am Nachmittag vor. Am Tag darauf wird er das Beerdigungsinstitut Bönsel in Wertingen endgültig schließen. Nach genau 50 Jahren. Dabei hatte der 41-Jährige in der Zusamstadt und einigen Orten in der Umgebung das alleinige Recht, die Beisetzungen auf den Friedhöfen vorzunehmen. Der entsprechende Vertrag läuft Ende 2024 aus. Jetzt wurde er vorzeitig aufgelöst.

    Acht Tage Zeit, um einen Menschen zu beizusetzen

    "Es ist normal, dass immer mal wieder ein Vertrag zur Auslaufzeit gekündigt wird", sagt Wertingens Bürgermeister Willy Lehmeier. Damit man sich am Markt neu orientieren könne. "Der Bestattungsdienst Bönsel hat vorgegriffen, aus eigenen Stücken." Lehmeier zeigt sich dankbar, dass das Unternehmen Frieden interimsmäßig einspringt und damit keine Lücke entsteht. "Schließlich sterben jeden Tag Menschen."

    Konkret heißt das, dass auf insgesamt zehn Friedhöfen – Wertingen, Gottmannshofen, Laugna alt und neu, Modelshausen, Osterbuch, Prettelshofen, Zusamaltheim, Villenbach und Wengen – die Beisetzungen bis auf weiteres von dem Bestattungsdienst Friede übernommen werden, während Binswangen bereits einen Vertrag mit Friede hatte. "Wir haben uns gerne bereit erklärt, das zu übernehmen, obwohl wir eigentlich ausgelastet sind", sagt Dieter Pribil. Als Betriebsleiter des Augsburger Unternehmens Friede informiert er auf Anfrage über die Sachlage. "Eventuell kann es mal eng werden, können wir einen Termin nicht innerhalb von drei bis vier Tagen vergeben." Laut Bestattungsgesetz habe man acht Tage Zeit, Verstorbene beizusetzen beziehungsweise ins Krematorium zu fahren. Das könnten sie leisten. 

    Für Wertinger Bürgermeister sind seriöse und einfühlsame Bestatter wichtig

    19 Bestattungsgehilfen arbeiten fest beim Bestattungsinstitut Friede, das neben Wertingen sechs weitere Außenstellen hat. Obwohl es seit zehn Jahren die dreijährige Ausbildung zum geprüften Bestatter gibt, arbeiteten überwiegend Angelernte. "Quereinsteiger, die irgendwann bei uns zu arbeiten beginnen", sagt Pribil, "sind erst schwer zu überzeugen, dass sie kommen, doch wenn sie da sind, bleiben sie gerne." Gräber öffnen und schließen, Pfarrer und Trauerredner einweisen, Urne und Sarg zum Grab bringen, Absenken, das Grab schließen und dekorieren – das gehöre laut Pribil zu den Arbeiten der Bestattungsgehilfen auf den Friedhöfen.

    Für Wertingens Bürgermeister Lehmeier ist wichtig, dass diese "seriös, diplomatisch und einfühlsam" sind und korrekt arbeiten. Er und seine VG-Kollegen schätzen es, wenn auf ihren Friedhöfen ein einziges Bestattungsunternehmen zu Gange ist. "Mit ihm können wir die Spielregeln ausmachen." Die Menschen suchen sich damit einen beliebigen Bestattungsdienst ihres Vertrauens aus. An der Friedhofstür übergibt dieser allerdings an die kommunale Vertragsfirma. In Wertingen war das seit Jahrzehnten die Firma Bönsel, die 1973 öffnete. Den Namen Bönsel behielt das Unternehmen auch, als Maik König es von seinem Chef Bönsel im Jahr 2014 zunächst zu 85 Prozent und 2017 ganz übernahm. Auf die Frage, warum er es jetzt schließen will, antwortet der 41-Jährige: "Aus Familiengründen, meine Frau und ich haben drei kleine Kinder, da braucht es ein sicheres Einkommen." Das sei mit dem Wertinger Bestattungsdienst in letzter Zeit nicht gewährleistet gewesen. "In letzter Zeit war es ganz ruhig, von August bis Oktober hatten wir in Wertingen nur zwölf Sterbefälle." 

    Maik König schließt den Wertinger Bestattungsdienst Bönsel zum 1. November

    Wenn er seine Firma jetzt auch zum 1. November komplett schließe, brauchten "die Leute keine Angst um ihre Vorsorgen haben", betont König. "Sie bleiben bestehen." In den kommenden Tagen würden die Menschen, die entsprechende Verträge mit ihm abgeschlossen und Geld für die Beerdigung bei ihm eingelagert hätten, Post von ihm bekommen. "Ich bin dabei, einen würdigen Nachfolger dafür zu bekommen", sagt der 41-jährige Wertinger. Bei diesem werde er selbst künftig auch arbeiten. Das Unternehmen Friede sei das nicht, erklärt er, sondern ein Bestattungsunternehmen aus dem Landkreis Dillingen. Den Namen seines neuen Arbeitgebers will Maik König im Moment noch nicht öffentlich nennen: "Wir sind in Verhandlung über die Details."

    Klar stellen will der ehemalige Wertinger Bestattungsunternehmer, dass die Menschen eine freie Wahl haben: "Sie können hingehen, wo sie wollen", betont König, "und müssen nicht alle, wie in der Pressemitteilung der Stadt Wertingen vermeldet, zum Bestattungsinstitut Friede gehen." Lediglich die Friedhofsarbeiten werde jetzt Friede statt Bönsel in den Vertragsfriedhöfen machen. 

    Der kirchliche Friedhof in Bliensbach ist ein freier Friedhof

    Daneben gibt es auch freie Friedhöfe, beispielsweise in Bliensbach. "Wir sind ein kirchlicher und freier Friedhof", erklärt Kirchenpfleger Hans Schuster. Ehrenamtlich unterstützt er bei Beerdigungen, verkauft und rechnet die Gräber ab und organisiert nebenbei den kirchlichen Waldbesitz. Am Dienstag zeigt er sich froh, dass endlich die Beerdigung mit dem Bestattungsdienst Bönsel abgewickelt werden konnte. "Drei Tage hatten die Angehörigen versucht, jemanden zu erreichen."

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