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Wertingen: WZ-Redakteur übt sich im Leistungssport mit Atemmaske

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WZ-Redakteur übt sich im Leistungssport mit Atemmaske

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    In voller Montur und mit einem schweren Schlauchkoffer geht es um das Feuerwehrhaus herum. Bei einer Übung der Wertinger Feuerwehr begibt sich WZ-Redakteur Benjamin Reif (links) in die Rolle eines Feuerwehrmannes und nimmt an einer offiziellen Übung teil.
    In voller Montur und mit einem schweren Schlauchkoffer geht es um das Feuerwehrhaus herum. Bei einer Übung der Wertinger Feuerwehr begibt sich WZ-Redakteur Benjamin Reif (links) in die Rolle eines Feuerwehrmannes und nimmt an einer offiziellen Übung teil. Foto: Dietmar Wagner/Feuerwehr Wertingen

    Als Journalist habe ich schon viele Einsätze der Feuerwehr erlebt. Doch in der vergleichsweise komfortablen Position des Beobachters konnte ich nur erahnen, welchen Belastungen die

    Altweibersommer in Wertingen

    Gesagt, getan. Ein schöner Freitagabend im Altweibersommer, angenehme Temperaturen – das perfekte Wetter, um eine anstrengende Arbeitswoche mit einem gekühlten Getränk in der Hand auf dem Balkon zu verbringen. Doch wer sich dem Ehrenamt bei der Feuerwehr verschrieben hat, der ist bereit, für die Einsatzbereitschaft auch des Öfteren mal auf solche entspannten Stunden zu verzichten. Nach und nach trudeln elf Mitglieder der Wehr in der Feuerwache ein, zehn Männer, eine Frau. Kreisbrandinspektor Uwe Neidlinger und der oberste Chef der Feuerwehr, Bürgermeister Willy Lehmeier, sind ebenfalls gekommen, um sich anzusehen, was sich Eser hat einfallen lassen, um seine Truppe fit für den Einsatz zu halten.

    Hereinspaziert: Kommandant Rudi Eser (rechts) hat eine anspruchsvolle Simulation einer Personenrettung in der Garage inszeniert.
    Hereinspaziert: Kommandant Rudi Eser (rechts) hat eine anspruchsvolle Simulation einer Personenrettung in der Garage inszeniert. Foto: Dietmar Wagner/Feuerwehr Wertingen

    Das hört sich bei der Besprechung noch vergleichsweise harmlos an. In Zweierteams soll in voller Montur zunächst ein Schlauch ausgerollt und anschließend zusammengekoppelt werden. Dann geht es in einen Hindernisparcours, in dem die Rettung einer Person aus einem völlig verrauchten Discobereich simuliert wird. Anschließend wird gerannt – mit einem in einem Tragekorb verstauten Schlauch in der Hand geht es einmal so schnell wie möglich um das Feuerwehrhaus herum. Zum Abschluss gilt es, eine ausgefahrene Feuerwehrleiter bis zum ersten Balkon des Feuerwehrturms hinaufzuklettern, aus dem Korb in den Balkon hinabzusteigen und anschließend das Treppenhaus hinunter bis zum Waschraum zu steigen.

    WZ-Redakteur fühlt Beklemmung

    Doch schon beim Ankleiden wird ersichtlich, dass es kein Spaziergang werden wird. Ist schon die mehrlagige, äußerst robuste Schutzkleidung ungewohnt, überkommt mich nach dem Überziehen der Atemmaske erst einmal ein Gefühl der Beklommenheit. Das Luftholen fällt zunächst schwer, doch als mir die Atemflasche auf dem Rücken angeschlossen wird, atmet es sich zumindest einfach. Seltsam fühlt es sich dennoch an.

    Mit insgesamt rund 20 zusätzlichen Kilos am Körper geht es also los. Der Schlauch bereitet keine größeren Probleme, doch beim Eintritt in die eingenebelte Garage steigt der Puls sofort deutlich. Von irgendwoher dröhnt ohrenbetäubende Musik, die Sicht ist praktisch null. Ohne die Wärmebildkamera, welche mein Übungspartner Johannes Friedrich in der Hand mitführt, wäre eine Orientierung unmöglich. Vorsichtig und trotzdem zügig bewegen wir uns durch den Raum, denn irgendwo soll sich eine bewusstlose Person befinden – sprich, eine 60 Kilo schwere, lebensgroße Übungspuppe. Nach etwa einer Minute kommen wir zu einer engen Röhre. Der erfahrene Feuerwehrmann und stellvertretende Kommandant

    Ein Rennen um das Wertinger Feuerwehrhaus

    Vom Adrenalin sind meine Hände schon ganz kribbelig, ich bin erleichtert, als ich wieder im Freien bin. Fürs Verschnaufen bleibt aber keine Zeit, es geht sofort weiter. Wir schnappen uns den Schlauchtragekorb und rennen um das Feuerwehrhaus herum. Und schließlich geht es noch auf die Leiter. Johannes Friedrich ist etwa dreimal so schnell wie ich auf dieser unterwegs, wartet immer wieder auf mich. Jeden seiner Schritte merke ich auch, die Leiter wippt, zwischen den Sprossen sehe ich den Boden immer weiter verschwinden. Furcht verspüre ich überraschenderweise keine, die Anspannung ist einer fokussierten Klarheit gewichen.

    15 Meter in die Höhe geht es auf der Feuerwehrleiter. Die wippt bei jedem Schritt des Vordermannes Johannes Friedrich (rechts).
    15 Meter in die Höhe geht es auf der Feuerwehrleiter. Die wippt bei jedem Schritt des Vordermannes Johannes Friedrich (rechts). Foto: Dietmar Wagner/Feuerwehr Wertingen

    Nach den letzten Metern im Treppenhaus ist es geschafft. Vollkommen durchgeschwitzt schäle ich mich aus den schweren Klamotten. Ich kann jetzt alle anderen Zweierteams beobachten, welche die Übungen sehr viel souveräner absolvieren als ich.

    Corona hat auch in Wertingen vieles verändert

    Normalerweise trainieren die Wehren im Landkreis in einem Trainingsparcours in Dillingen, in dem die verschiedenen Gefahren eines Einsatzes simuliert werden. Corona hat auch die Vorbereitungen der ehrenamtlichen Helfer verändert. Doch die Gefahren, welche auf die ehrenamtlichen Einsatzkräfte warten, müssen regelmäßig eingeübt werden, Coronakrise hin oder her. Gleichzeitig wird auch die Leistungsfähigkeit überprüft – die Menge der Atemluft, die während der Übung aus der Flasche verbraucht wurde, lässt Rückschlüsse auf die Verfassung zu. Es komme darauf an, auf die psychischen und körperlichen Belastungen bei einem Brandeinsatz gleichermaßen vorbereitet zu sein, sagt Kommandant Rudi Eser. Und während ein weiteres Zweierteam in voller Montur an ihm vorbeirennt: „Was meine Leute da machen, das ist Leistungssport.“

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