Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wertingen
Icon Pfeil nach unten

Wertingen: Wertinger Unternehmer: „Ich sehe die Situation wie einen Tsunami“

Wertingen

Wertinger Unternehmer: „Ich sehe die Situation wie einen Tsunami“

    • |
    Bastian Beck von der Wertinger OMV-Tankstelle macht auf die Nöte der Unternehmer aufmerksam.
    Bastian Beck von der Wertinger OMV-Tankstelle macht auf die Nöte der Unternehmer aufmerksam. Foto: Marion Buk-Kluger

    Wertingen Getankt wird auch in Corona-Zeiten. Dennoch war der Inhaber der Wertinger OMV-Tankstelle, Bastian Beck, bei einer Demonstration auf dem Augsburger Rathausplatz dabei, um auf die Nöte der kleinen und mittelständischen Unternehmer aufmerksam zu machen. Er will, dass diejenigen nicht vergessen werden, die aufgrund der Pandemie auf der Strecke bleiben.

    Beck gehört dem Unternehmerkreis „Zukunft in Not“ an. Eigenen Angaben zufolge besteht das Bündnis aus über 500 Mitgliedern, darunter auch 22 Firmen aus dem Landkreis Dillingen – 18 davon aus Wertingen. Am Montag hatte die Interessengemeinschaft in Augsburg mit einer stillen Demonstration darauf aufmerksam gemacht, was der Lockdown für sie und ihre Branchen aktuell und künftig bedeutet.

    Wertinger Tankstelle hat eigentlich rund um die Uhr geöffnet

    Am Montag zeigten rund 200 Unternehmer auf dem Augsburger Rathausplatz, was der Lockdown für sie und ihre Branchen bedeutet. Mit dabei waren auch Unternehmer aus der Region.
    Am Montag zeigten rund 200 Unternehmer auf dem Augsburger Rathausplatz, was der Lockdown für sie und ihre Branchen bedeutet. Mit dabei waren auch Unternehmer aus der Region. Foto: Marion Buk-Kluger

    Beck erklärt seine Situation: „Ja, es wird noch getankt. Wir waren allerdings einmal eine 24-Stunden-Tankstelle. Wir schließen nun um 21.30 Uhr, die Öffnungszeiten haben sich geändert. Ich habe 15 Mitarbeiter. Ich kann noch alle halten, worüber ich froh bin. Aber wir haben deutliche Umsatzeinbußen.“ Weil immer mehr Menschen im Homeoffice arbeiten, werde weniger Kraftstoff verkauft. Das führe auch dazu, dass weniger Zeitungen, Zeitschriften oder Lebensmittel nachgefragt werden.

    Auch das Café sei geschlossen. „Ich finde es wichtig, dass auch diese unsere Unternehmerseite von der Politik gehört wird. Ich finde es wichtig, dass man Schutz betreibt, was das Virus anbelangt, aber ebenso finde ich es wichtig, hinzusehen, dass viele auf der Strecke bleiben.“

    Beck ist seit über 30 Jahren im sozialen Engagement unterwegs. Er will stellvertretend für andere, die sich nicht trauen, auf Missstände hinweisen. „Das Schöne am Unternehmerkreis ist, dass er unparteilich ist und sich keiner politischen Richtung anschließt. Wir stehen alle für den Erhalt der Wirtschaft.“ Beck glaubt, dass noch einiges auf diese zukommt, was noch nicht abgeschätzt werden könne. „Ich sehe die Situation wie einen Tsunami, der sich momentan zurückzieht, aber irgendwann wird er schlagartig kommen und über uns schwappen. Und weitere, jetzt noch weniger betroffene Branchen werden unter den Auswirkungen leiden.“

    Inhaber der Wertinger OMV hat auch den Schutz vor psychischen Problemen im Blick

    Für ihn steht, neben dem Schutz vor dem Virus, zudem auch der Schutz der Menschen vor psychischen Problemen genauso im Blickpunkt. „Es gibt derzeit viel Angst und Schrecken, die verbreitet werden. Wer macht sich Mühe, die Menschen zu motivieren, rauszugehen, sich mit anderen gemäß den Möglichkeiten zu treffen, Dinge zu tun, die guttun?“, fragt sich Beck.

    Er, der auf viele Jahre Rettungsdienst- und Kriseninterventions-Erfahrung zurückblicken kann und seit 13 Jahren Einsatzkräfte nach belastenden Ereignissen betreut sowie als Coach aktiv ist, appelliert zur Wahrnehmung der herrschenden Ängste. „Ich habe mit meinen Mitarbeitern im Lockdown eins eine Laufgruppe gegründet, in Gesprächen kamen Unsicherheiten zu Wort. Es geht nicht darum, gegen die Maßnahmen zu sein, sondern um das Wahrnehmen der vielfältigen Konsequenzen der derzeitigen Situation auf uns alle, mehr oder weniger.“

    Soziale Kontakte ebben dem Wertinger zu sehr ab

    Nicht jeder schaffe es derzeit, sich über Wasser zu halten, monetär und psychisch. Hier wünscht er sich dringend Input für positive Aktionen und mehr Selbstvertrauen. „Die sozialen Kontakte ebben mir zu sehr ab. Daher ist der Unternehmerkreis für mich zusätzlich ein Ventil, um Solidarität zu leben, wenn es mir noch gut geht.“

    Er glaubt an eine Eigenverantwortung der Menschen beziehungsweise wünscht sich Impulse für einen respektvollen Umgang untereinander sowie eine klarere Beurteilung der Erfahrung aus den vergangenen Monaten bezüglich des Infektionsgeschehens.

    Auch Gerhard und Astrid Hackenbuchner (HG Reisen) waren bei der Demonstration in Augsburg dabei. Sie erklären, dass der Aufruf von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und der Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, in diesem Jahr überhaupt nicht mehr zu reisen, ein Todesstoß für die komplette Reisebranche mit ihren über 2,9 Millionen Beschäftigten sei.

    Lesen Sie auch:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden