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Wertingen: Wertinger Festspiele: Große Gefühle bei der italienischen Opern-Nacht

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Wertinger Festspiele: Große Gefühle bei der italienischen Opern-Nacht

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    Eine furiose italienische Nacht mit (von links) Pianistin Mira Teofilova, Anton Saris (Tenor), Annika Egert (Sopran), Daniel Schliewa (Tenor), Patrick Vogel (Tenor) sowie Oleh Lebedyev (Bariton).
    Eine furiose italienische Nacht mit (von links) Pianistin Mira Teofilova, Anton Saris (Tenor), Annika Egert (Sopran), Daniel Schliewa (Tenor), Patrick Vogel (Tenor) sowie Oleh Lebedyev (Bariton). Foto: Hertha Stauch

    Oh, wie schön! Man möchte weinen vor Freude, sollte dies aber tunlichst unterlassen an diesem feucht-tropischen Abend in der Stadthalle Wertingen. Denn Tränen und Schweißperlen fließen angesichts der Hitze von selbst und Sänger und Sängerinnen rühren mit ihrem „Bel Canto“ das Herz bis in dessen höchste Leistungsstufe. Ja, die etwas schwer aus der Reserve zu lockenden Wertinger und Wertingerinnen sind tatsächlich nach diesen enthusiastischen Stunden außer sich vor Begeisterung: die Wertinger Festspiele, initiiert und organisiert von der kulturfördernden Buhl-Stiftung, sind angekommen. Im zweiten Jahr nun ist die Akzeptanz außerordentlich, denn die Halle ist am Samstag voll mit annähernd 600 Besucherinnen und Besuchern, die es genießen, sich unbeschwert und dennoch hochkarätig unterhalten zu lassen.

    Das Festival-Team mit den Stiftungs-Gründern Charlotte und Hermann Buhl, mit Eventmanagerin Karolina Wörle sowie den Gesangs-Profis Annika Egert und Daniel Schliewa zeigt das richtige Gespür für die Bedürfnisse des Publikums. „Ich tät am liebsten immer mitsingen“, ist Elisabeth Buchschuster gerührt. 90 Jahre alt, hat sie sich eine fein gemusterte Bluse übergezogen und auf in die Stadthalle gemacht. Auch sonst sieht man es funkeln und glitzern an den zierlichen Sandaletten oder am sommerlichen Top der Damen. Willkommene Gelegenheit, mal wieder die flotte Ausgeh-Garderobe aus dem Schrank zu nehmen. Neuestes, beliebtes Accessoire – der feine Fächer, mit dem man sich etwas Luft verschaffen kann in diesen heißen Tagen. An den Damen sollten sich allerdings die Herren der Schöpfung ein Beispiel nehmen. Zuweilen dicke Jeans und kariertes Hemd erweisen dem Opernabend nicht unbedingt die notwendige Ehre. Doch Sänger und Sängerinnen lassen sich nicht irritieren von vermeintlichen Nebensächlichkeiten.

    „La notte italiana“ in der Stadthalle Wertingen

    Daniel Schliewa nimmt die Zuhörerinnen und Zuhörer charmant und unter bestens improvisierten Voraussetzungen mit in eine italienische Nacht – „La notte italiana“. Mit großer Mühe ist die Stadthalle umfunktioniert zum mediterranen Opernsaal. Die monumentale Leinwand im Hintergrund liefert die Traumkulisse und somit die Illusion von der romantischen Piazza, der toskanischen Villa oder der malerischen Bucht, wo sich die Szenen abspielen. Das Orchester ersetzt in bester Manier eine außerordentliche Künstlerin. Mira Teofilowa, Konzertpianistin mit Welterfahrung, gibt in großartiger Weise den jungen Sängerinnen und Sängern das Fundament für ihren Auftritt. Mit ungeheurer Brisanz, mit bestimmenden Akzenten, führt sie diese durch die Höhen und Weiten des Bel Canto, des „schönen Gesangs“, der im Italien des 16. Jahrhunderts geprägt wurde. Dynamik, Phrasierung, Koloraturen – gesangliche Verzierungen – und Töne bis in große Höhen, die eine besondere Atemtechnik erfordern, zeichnen diese Art des Gesangs aus. Die Technik erzeugt die großen Gefühle, die den „italienischen Schmachtfetzen“, wie Daniel Schliewa die populäre Musik bezeichnet, zu eigen ist.

    Diese Gefühle umzusetzen und zu transportieren ist die eigentliche Kunst der Opernarien, die an diesem Abend nichts zu wünschen übriglässt. Dabei erobert Annika Egert, einzige Frau unter den Interpreten, die Herzen des Publikums. Vissi dárte, die berühmte Arie der Tosca aus der gleichnamigen Oper von Puccini, liefert ihr dafür die beste dramatische Vorgabe. Tosca muss sich einem Widersacher hingeben, um ihren Geliebten vor dem Tod zu retten. Die Verzweiflung, in der sie Gott anfleht, gibt Sopranistin Annika Egert mit großer gesanglicher Kunst wieder. Ebenso überzeugend und aus derselben Oper die Arie des Cavaradossi, gesungen von Tenor Daniel Schliewa. Das ewige Spiel von leidenschaftlicher Liebe und Eifersucht zieht sich durch den ganzen Abend. Aufhorchen lässt Bariton Oleh Lebedyev. Anerkennend und zu Recht bemerkt Schliewa, dass „der Bariton hier dem Tenor die Schau stiehlt“. Das weiche, dennoch kräftige Timbre von Lebedyev kommt besonders in der Arie des Figaro von Rossini zum Ausdruck. Es folgen weitere Höhepunkte aus der italienischen Opernwelt mit der Arie des Duca di Mantua aus Rigoletto, professionell interpretiert von Patrick Vogel (Tenor), oder „La mattinata“ einst für Caruso geschrieben, an dessen Vorbild sich Tenor Anton Saris orientiert.

    Am Wochenende geht es weiter mit den Wertinger Festspielen

    Gen Schluss steigert sich der Abend zu einer Opernschlager-Parade mediterraner Art, die das Publikum letztendlich von den Stühlen reißt. „O Sole mio“, „Funiculi Funicula“ oder „Nessun Dorma“ – dem ist nichts hinzuzufügen. Bleibt ein Hinweis darauf, dass sich die Festspiele am kommenden Wochenende fortsetzen. „Broadway in Wertingen“ heißt es am Freitag, 26. Juli, 20 Uhr, mit dem Pianisten Evgeny Konnov und der Bläserphilharmonie Wertingen unter Leitung von Germán Moreno López. Am Samstag, 27. Juli, 20 Uhr, dann „Sternstunden der Klassik – Stars in Wertingen“ mit Camilla Nylund (Sopran) und Anton Saris (Tenor) sowie Jobst Schneiderat (musikalische Leitung). „Großes Finale“ der Festspiele dann am Sonntag, 28. Juli, 19 Uhr mit den bekannten Interpreten und Moderatorin Désirée von Delft.

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