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Wertingen: Wertingen hat ein Vandalismus-Problem

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Wertingen hat ein Vandalismus-Problem

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    Im Wertinger Stadtpark und entlang der Stadtmauer bietet sich Passanten ein beinahe abstoßendes Bild. Die Bank wurde mutwillig zerstört, Wände beschmiert, Pflastersteine herausgerissen.
    Im Wertinger Stadtpark und entlang der Stadtmauer bietet sich Passanten ein beinahe abstoßendes Bild. Die Bank wurde mutwillig zerstört, Wände beschmiert, Pflastersteine herausgerissen.

    Graffiti an Wänden, beschädigte Blumenkränze und herausgerissene Pflastersteine. Die Liste der Sachbeschädigungen, die bei der Polizeistation in Wertingen gemeldet werden, ist lang. Am Donnerstag kam eine weitere dazu. Unbekannte Täter haben die Führungsseile eines Sonnenschutzes am Fenster eines Bankgebäudes in der Josef-Frank-Straße in

    Die Schriftzüge auf den verschiedenen Wänden in Wertingen sind nicht gleich

    Martina Guß, Leiterin der Polizeistation in Wertingen, erklärt: „Momentan haben wir eine Serie. Die Vorfälle häufen sich.“ Da gebe es zu einem die Graffitis, wie beispielsweise an einer Transformatorenstation in der Industriestraße. Allerdings seien die Schriftzüge oder die Symbole auf den verschiedenen Wänden in Wertingen nicht alle gleich. Somit könne man laut Guß schwer sagen, ob es sich um einen oder mehrere Täter handelt.

    Hinzu kommen andere Taten. So seien beispielsweise im Wertinger Stadtpark eine Laterne, zwei Parkbänke sowie zwei Mülleimer und ein Baum beschädigt worden. In die Wand der evangelischen Bethlehemkirche, die in Richtung des kleinen Parks samt Brunnen zeigt, wurden zwei Löcher geschlagen. Eines davon war 80 Zentimeter lang und sieben Zentimeter tief, erklärte die evangelische Pfarrerin Ingrid Rehner. Mit brachialer Gewalt hatten unbekannte Täter Steine und Dämmung herausgerissen. Vermutlich war die Wand zuvor angekokelt worden. Doch nicht nur das. Auf einer Länge von rund zehn Metern wurde die Mauer beschmiert, teilweise mit Zahlen und Buchstaben. Diese finden sich auch auf der Wand der Landwirtschaftsschule.

    Die Polizei ist verstärkt in Wertingen unterwegs

    „Wir sind unterwegs und kontrollieren verstärkt“, berichtet Guß. Allerdings sei es schwierig, die Täter auf frischer Tat zu ertappen. Die Leiterin der Polizeistation appelliert an die Bürger und Bürgerinnen, sich zu melden, falls sie eine Sachbeschädigung beobachten. „Lieber einmal zu viel anrufen als wegschauen“, lautet ihr Appell. All diese Taten seien keine Kavaliersdelikte und sicherlich kein Spaß mehr. „Das ist eine Straftat“, stellt Guß klar.

    Auch die Schäden sind immens. So werden beispielsweise die Graffitis an der Landwirtschaftsschule von einer Malerfirma überstrichen. Laut Auskunft aus dem Rathaus wird allein dies Kosten in Höhe von rund 1500 Euro verursachen.

    Was ist los mit den Jugendlichen in der Region?

    Die Polizei geht davon aus, dass es sich bei den Tätern um Jugendliche handelt. Doch was ist los mit den Teenagern in der Region? Woher kommt die Wut, die sich auch in Schlägereien äußert? Vor kurzem kam es beispielsweise zu einer Auseinandersetzung im Stadtpark. Aus nichtigem Grund schlug ein 14-Jähriger auf einen 13-Jährigen ein und verletzte diesen leicht im Gesicht.

    Laut einer Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung hat sich die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Schulschließungen negativ auf die psychische Gesundheit von Jugendlichen ausgewirkt. Diese Erfahrung hat auch Julia Unger vom Familienbüro in Wertingen gemacht. Allerdings schränkt sie ein, dass sie selbst weniger direkten Kontakt mit den Jugendlichen habe. Über ihre Beratungsarbeit habe sie aber viel Kontakt mit Schulen und Eltern. Diese würden schildern, dass die Jugendlichen derzeit von der Rolle sind. Es gebe mehr Fälle von Kindern oder Jugendlichen, die sich zurückziehen, sich ritzen, Angststörungen oder leichte Zwänge haben. „Meiner Meinung nach hat Corona die Lage verschärft“, sagt Unger. Dass Jugendliche losziehen und Sachbeschädigungen hinterlassen, ist aber eine Ausnahme.

    Allerdings sei Corona nicht der einzige Faktor für die psychischen Belastungen. Die Pandemie habe aber viel in Bewegung gebracht – nicht nur in eine gute Richtung. Man müsse sich nur mal überlegen, dass normalerweise für Jungen und Mädchen ab einem Alter von 13 Jahren das elterliche Zuhause immer weniger zählt und die Freunde oder Clique wichtiger werden. Doch in Zeiten von Corona werden sie auf das Zuhause zurückgeworfen. Manche könnten das gut wegstecken, andere eben nicht.

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