1933 hat in Wertingen auf dem Marktplatz eine öffentliche NS-Kundgebung stattgefunden, es gab einen Fackelzug von NS-Anhängern und am Rathaus wurde eine Hakenkreuzfahne gehisst. All das Fakten, die in alten Zeitungsberichten nachzulesen sind, die Winfried Heppner für das Stadtarchiv sortiert und verschlagwortet hat. Darüber und über andere Tätigkeiten im Jahr 2024 berichtete Stadtarchivar Johannes Mordstein dem Stadtrat. Und auch Museumsreferent Cornelius Brandelik kam zu Wort. Beide gaben obendrein einen Ausblick auf Pläne für das kommende Jahr – von Stadtführungen bis Mitmachstationen im Heimatmuseum..
Johannes Mordstein zufolge gab es im Stadtarchiv in diesem Jahr wieder einige Anfragen zu bearbeiten, insgesamt seien es 175 gewesen. Sie befassten sich etwa mit Familien- und Heimatforschung, Erbfragen und der Klärung von rechtlichen Umständen. Eine Anfrage kam zum Beispiel auch von der Bezirksheimatpflege Schwaben, die die Lebenswelt der Sinti und Roma in der Region darstellen möchte. Die Sacharbeiterin, so Mordstein, sei sehr beeindruckt von einem Schreiben aus Wertingen in Frakturschrift gewesen, in dem es heißt: „Instruktion über die Handhabung des Sicherheitsdienstes in Bezug auf Zigeuner für das Ortspolizeipersonal und die Gendarmeriemannschaft des Bezirksamts Wertingen“. Voraussichtlich wird das Fundstück ab Frühjahr 2025 in einer Wanderausstellung zu sehen sein.
Das war 2024 in den Wertinger Museen und im Stadtarchiv los
Daneben gab es unter anderem auch ein Projekt mit dem Kindergarten „Sonnenschein“ zum 750. Stadtjubiläum. Dafür kamen die Kinder ins Archiv, wo sie Mordstein zufolge „Schätze und historische Fotos“ gezeigt bekamen und auf dieser Basis ein Stadtmodell bastelten. Darin seien die Zusam, das Schloss und die Kirche gut zu erkennen. Ein neuer Flyer mit dem Titel „Stadtrundgang Wertingen: Die Sehenswürdigkeiten im schmucken Schwabenstädtchen“ wurde herausgegeben – „lang im Sinn“ hatte man dieses Projekt, so Mordstein, doch erst 2024 wurde es realisiert. 18 Stationen samt Erklärungen sind darin zu sehen, vom Weldishofer-Haus über Seelen- und Lourdeskapelle bis hin zur Weihenbergmühle. Damit sollen Einheimische ihre Stadt besser kennenlernen können und sehen, was auf den ersten Blick unscheinbar und eigentlich doch sehr interessant ist. Obendrein soll es Anhaltspunkte für Auswärtige geben, die sich in Wertingen umschauen möchten.
Über 120 Feldkreuze und Bildstöcke im Raum Wertingen erfasst
Das Stadtarchiv sei in seiner Tätigkeit aber auch viel auf ehrenamtliche Helferinnen und Helfer angewiesen, wie Mordstein betonte. Da seien die beiden Bücher – Katrin Holys „Wertingens Weg in die Moderne“ und „Wertingen im Wandel“ mit Fotos von Johann Zolleis und Jonas Ziegler –, die 2024 veröffentlicht worden und an denen sich Ehrenamtliche zum Beispiel im Lektorat beteiligten. Oder Winfried Heppners Ordnung der Zeitungsberichte aus NS-Zeiten. Oder die Arbeit seiner Frau Verena Heppner, die über 120 Feldkreuze und Bildstöcke im Raum Wertingen einer Bestandsaufnahme unterzog. All das könnten Mordstein und sein Kollege Anton Stehle nicht alleine stemmen.
Cornelius Brandelik gab dem Stadtrat zudem einen Einblick ins Ofen-, ins Radio- und Telefon- sowie ins Heimatmuseum. Der Zeitstrahl rund um Wertingen, der zum 750. Stadtjubiläum entstand, sei bei Familien mit Kindern sehr gut angekommen. Auch eine Kindergartengruppe sei zu Besuch gewesen. Damit die Kleinen nicht immer hochgehoben werden müssen, um etwas zu sehen, wolle man sich etwas einfallen lassen, vielleicht eine Stiege vor die Ausstellung stellen. Daneben erinnerte Brandelik an verschiedene Aktionen – an ein Ferienprogramm rund um Stadtsiegel, die Wertinger Nacht und virtuelle Stadtführungen, zum Beispiel für den Seniorenkreis Gottmannshofen.
Stadtführungen durch Wertingen finden aber auch in der Realität statt und sind für 2025 wieder vorgesehen. Der „Streifzug durch Wertingen“, der etwa auf die Geschichte und Funktion alter Gebäude, aber auch auf junge Architektur blickt, findet zum Beispiel am 6. April und am 20. Juli statt. „Fachwerkbauten in Wertingen“ werden am 6. Juli Thema sein. Brandelik erklärt dazu, dass italienische Steinbauten im 18. Jahrhundert Mode wurden. Daraufhin versuchte man auch in Wertingen, die Holzbalken von Fachwerkbauten geschickt zu kaschieren und zu verputzen – wie etwa die ehemalige Druckerei der Wertinger Zeitung. Erst in den 1920er-Jahren legte man Fachwerk nach und nach wieder frei.
Eine Idee sei obendrein, im Heimatmuseum Mitmachstationen für Schülerinnen und Schüler einzurichten. Brandelik nennt ein paar Beispiele, die anschaulich verglichen werden können: eine alte Waage mit Gewichten und eine Digitalwaage, eine Kaffeemühle und eine moderne -maschine, eine Schiefertafel und ein Tablet. Neue Ideen fürs neue Jahr sind also vorhanden.
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