Vor der Zeugnisübergabe noch einen negativen Corona-Selbsttest nachweisen und Maske auf, wie schon beim Unterricht die Wochen zuvor. Trotzdem sind keine Ehrengäste in der Landwirtschaftsschule, Abteilung Hauswirtschaft, zu finden. Der Satz von Monika Weber fasst es treffend zusammen: „In diesem Semester war vieles ganz anders.“ Von Homeschooling und Distanzunterricht spricht die Stellvertretende Semesterleiterin. Bettina Stadler löste Cornelia Stadlmayr als Stellvertretende Schulleiterin ab, weil die inzwischen zum zweiten Mal Mama geworden ist. Deren Vorgängerin Brigitte Steinle half während der Übergangszeit aus. Gleich bleibt in der Hauswirtschaftsschule jedoch, wie Monika Weber betont: „Kaum jemand von Ihnen wusste wohl vorher, wie vielfältig die Hauswirtschaft ist.“ Wenn etwas Ungeplantes komme, helfe den Absolventinnen jetzt der breit gefächerte Wissenspool.
Die 14 Frauen aus den Landkreisen Dillingen, Augsburg und Donau-Ries sind nun Fachkräfte für Ernährung und Haushaltsführung. Zehn nehmen demnächst an der staatlichen Hauswirtschaftsprüfung teil. Die Erstberufe, welche Voraussetzung sind, um die Schule besuchen zu dürfen, sind vielfältig. Unter anderem starteten eine Arzthelferin, eine Krankenschwester und Bankkauffrau, eine Bäckermeisterin und Metzgereifachverkäuferin am 16. September 2019 die Ausbildung für ihr zweites Standbein. Sechs haben einen landwirtschaftlichen Hintergrund. Und wie Bettina Stadler lobend erwähnte: „Sie haben sich 70 Dienstage und 62 Donnerstage morgens um die Familie gekümmert, sind dann zum Unterricht, zwei sind am Donnerstagmittag gleich wieder los an die Arbeitsstelle.“ Dazu vier Seminare, zwei Exkursionen – abgesagt werden musste die Aktion zum Welttag der Hauswirtschaft, wo neben Besuchern auch die Angehörigen in die Schule hätten kommen können. Außerdem haben die Frauen einen Imagefilm erstellt, um Interessierten zumindest so nahezubringen, was bei den Wertinger Hauswirtschafterinnen läuft.
Eine "1,0" geht nach Blindheim
Aber die Situation habe auch Gutes gebracht. Monika Weber sagte, sie hätte noch nie so viele Bilder bekommen aus dem praktischen Unterricht. Die leitete Semestersprecherin Anja Domagalski gesammelt weiter. So konnte Weber prüfen, ob die über die Online-Lernplattform vermittelten Inhalte verstanden wurden. Um ihren Abschluss zu schaffen, mussten die Studierenden Schulaufgaben und Stegreifaufgaben in fünf Theoriefächern und drei Praxisfächern absolvieren sowie eine praktische, fächerübergreifende Abschlussprüfung. Großen Applaus gab es für Carina Demharter aus Blindheim, die mit einer glatten 1,0 abschloss. Simone Knaus aus Deisenhofen schloss mit 1,11 ab, Anja Domagalski aus Westendorf mit 1,33 und Marion Vogler-Hochberger aus Schretzheim mit 1,37. Alle 14 können sich mit ihren Noten durchaus sehen lassen, betonte Schulleiter Magnus Mayer bei der Zeugnisübergabe.
„Ich glaube, keine von uns hat diesen Schritt bereut“, sagte die Stellvertretende Semestersprecherin Sonja Vesenmaier bei ihrem Rück- und Ausblick. „Inzwischen können wir ein ganzes Festtagsmenü zaubern, alles dekorieren und präsentieren.“ Außerdem haben sich enge Freundschaften gebildet, auch bei den Lehrkräften sei zu spüren gewesen, dass ihnen die Schülerinnen am Herzen liegen. Vor allem dankte sie der Semestersprecherin: „Anja hat alles organisiert.“
Der Schulleiter verabschiedet sich in den Ruhestand
Die wiederum bescheinigte ihren Mitstudierenden und den Lehrkräften ihre „selbstlose Hilfsbereitschaft, den Einsatz und die Kreativität“, und schob nach: „Ich find es phänomenal!“ Gemeinsam dankten die Schülerinnen auch für „Gottes Beistand“.
Schulleiter Mayer meinte, dass diese Klasse ihm wohl am besten in Erinnerung bleiben werde. Nicht nur wegen der Corona-Situation, während der viele entdeckt hätten, wie wichtig die Aufgaben der Hauswirtschaft sind, um den Alltag zu strukturieren und Wohlfühlatmosphäre zu schaffen. Persönlich sei es seine letzte Klasse gewesen, denn: „Am 1. August werde ich auch Absolvent sein, ich beende das Berufsleben.“ Er dankte dem Landratsamt als Schulaufwandsträger, das ebenso wie die Stadt Wertingen, der Bayerische Bauernverband und der Verband für Landwirtschaftliche Fachbildung Lauingen/Wertingen die Zeugnisübergabe finanziell unterstützte.
Die Absolventinnen: Carina Demharter, Blindheim; Anja Domagalski, Westendorf; Carola Holand, Rischgau; Bettina Kirner, Roggden; Simone Knaus, Deisenhofen; Gerlinde Lindemeyr, Lauingen; Annemarie Moser, Unterthürheim; Katharina Röger, Schretzheim; Kerstin Sauer, Pessenburgheim (Donau-Ries), Sandra Schwarzbart, Unterthürheim; Marina Kleiber, Medlingen; Martina Veh, Pfaffenhofen; Sonja Vesenmaier, Steinheim; Marion Vogler-Hochberger, Schretzheim.
Lesen Sie außerdem:
- Autofahrer bei Binswangen mit Alkohol im Blut erwischt
- Von Prettelshofen fließt bald noch mehr Gas weg
- Pläne für neue Gasleitung - eigentlich keine gute Nachricht