Für den neuen Leiter der Wertinger Polizeistation, Jürgen Böswald, ist der Einsatz bei der V-Party am Pfingstwochenende ebenfalls etwas Besonderes. Dass Tausende von Menschen in einem Riesenzelt abgelegen im Zusamtal ausgelassen feiern, gehört ja auch für einen Wertinger Polizeichef nicht zum Alltag. Nach dem Mega-Event in Zusamaltheim zieht der 48-Jährige auf Anfrage unserer Redaktion Bilanz. „Wir sind mit dem Ablauf der V-Party sehr zufrieden“, sagt Böswald und fügt hinzu: „Die Zwei am Schluss hätte es aber nicht mehr gebraucht.“ Er meint damit die Brüder, die am Ende der Veranstaltung gewalttätig wurden.
Ein Mädchen wurde unsittlich berührt
Etwa 3000 Besucher und Besucherinnen hatten am Freitag bei der V-Party gefeiert, am Samstag sollen es dann rund 4000 Menschen gewesen sein, die das Partygelände bei Zusamaltheim bevölkerten. Angesichts dieser hohen Besucherzahl sei die Zahl der Vorfälle gering gewesen, stellt Böswald fest. Ein Mädchen wurde von einem bisher Unbekannten in der Nacht zum Samstag unsittlich an den Brüsten und im Intimbereich berührt. Am Samstagmorgen um 6 Uhr schlug ein 18-Jähriger einem 25-Jährigen eine Bierflasche auf den Kopf. Der Attackierte wehrte sich wiederum mit einer Schaufel. Und am Ende der V-Party gab es dann am Morgen des Pfingstsonntags, wie Böswald feststellt, noch „eine sinnlose Aktion“ zweier Brüder. Mitarbeiter der Security hatten einen 30-Jährigen vom Party-Gelände geführt. Der schlich sich aber durch einen Zaun zurück auf das Areal. Als Polizei und Sicherheitsdienst den Mann wieder nach draußen brachten, wurde er aggressiv. Sein 27-jähriger Bruder mischte sich ebenfalls ein, und es attackierte auch noch eine Frau die Polizeibeamten. Gegen das Brüderpaar wurden Anzeigen wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte erstattet. Und der 30-Jährige muss sich zudem wegen Hausfriedensbruchs, Beleidigung und Körperverletzung verantworten.
Die starke Polizeipräsenz habe sich ausgezahlt
Dennoch: Wertingens Polizeichef sagt, die Sicherheit der Festival-Besucher sei jederzeit gegeben gewesen. Deswegen habe man auf eine sehr starke Polizeipräsenz gesetzt. Wie Böswald erläutert, waren bei der V-Party zwölf Polizeibeamte vor Ort. Und der Vorsitzende der Faschingsfreunde Zusamaltheim, Tobias Lipowsky, erläuterte, dass zusätzlich etwa 30 Mitarbeitende einer Security-Firma für Sicherheit sorgten.
Jürgen Böswald hat die Wertinger Polizeistation am 1. April übernommen. Der 48-jährige Polizeihauptkommissar aus Rögling (Donau-Ries-Kreis) ist Nachfolger von Martina Guß, die zum 1. März die Leitung der Autobahnpolizeistation Gersthofen übernommen hat. Böswald wurde 1994 im mittleren Polizeidienst eingestellt. Nach einigen Jahren bei der Bereitschaftspolizei und im Polizeipräsidium München wechselte Böswald 2003 ins Polizeipräsidium Schwaben Nord. 2004 absolvierte der Röglinger das Studium für den gehobenen Polizeivollzugsdienst, um anschließend unter anderem bei der Polizeiinspektion Augsburg 6, der Polizeiinspektion Rain und zuletzt bei der Einsatzhundertschaft und als Außendienstleiter (ADL) eingesetzt zu werden.
Der Neue hat Wertingen bereits ins Herz geschlossen
Wertingen und Umgebung habe er bereits ins Herz geschlossen, sagt Böswald. „Mir gefällt es hier sehr gut“, sagt der Polizeihauptkommissar. Die V-Party sei für ihn auch nicht der erste Einsatz mit einem größeren Besucheraufkommen in Wertingen gewesen. Auch bei Corona-Spaziergängen war Böswald beispielsweise vor Ort. Das Aufgabenfeld in der Polizeistation sei breit gefächert, die Zusammenarbeit mit der Verwaltungsgemeinschaft Wertingen und dem Landratsamt angenehm.
Es gibt vier neue Büros
In der Polizeistation Wertingen stünden Umbaumaßnahmen an, informiert Böswald. Eigentümer des Gebäudes ist die Baugenossenschaft Wertingen. Im ersten Stock habe man eine Wohnung, die frei geworden ist, anmieten können. So können nun vier neue Büros eingerichtet und der Sozialraum erweitert werden, erläutert der 48-Jährige. In der Wertinger Polizeistation verrichten derzeit elf Beamte und zwei Angestellte ihren Dienst. Im Zuge der Personalentwicklung der bayerischen Polizei sei in den kommenden Jahren mit einem Zuwachs von drei bis fünf Mitarbeitenden zu rechnen. Böswald betont: „Die Polizeistation Wertingen wird aufgewertet.“