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Wertingen: Lockdown genutzt: Vater aus Wertingen nimmt mit seinem Sohn eine CD auf

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Lockdown genutzt: Vater aus Wertingen nimmt mit seinem Sohn eine CD auf

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    "Begegnungen" heißt die erste CD, die Vater Frieder Brändle mit Sohn Paul herausgebracht haben. Corona ermöglichte den Beiden den zeitlichen Freiraum dafür.
    "Begegnungen" heißt die erste CD, die Vater Frieder Brändle mit Sohn Paul herausgebracht haben. Corona ermöglichte den Beiden den zeitlichen Freiraum dafür. Foto: Birgit Hassan

    Hut, Jeans, ein lässiges Hemd – so sitzt Frieder Brändle gelehnt an eine Holzwand, Gitarre spielend. Wer die CD umdreht, sieht Brändle im Kleinformat. Paul Brändle, auf dem Foto ein Kleinkind, das fasziniert eine Gitarrensaite anzupft und horcht. Heute ist Paul 29 Jahre, Profi-Musiker, Jazz-Gitarrist. Die Musik hat Vater und Sohn immer verbunden. Doch das Leben schmälerte die Zeit für musikalische Begegnungen. Der eine in Wertingen eingespannt als Arzt, Stadtrat und Kulturreferent, der andere unterwegs als Musiker in verschiedenen Bands. Bis zum Lockdown 2021. Der ermöglichte den beiden plötzlich Zeit und physische Nähe – und die Verwirklichung eines langjährigen Traums: eine gemeinsame CD.

    Frieder und Paul Brändle gefällt ihre CD

    Eigentlich sollte diese zum 60. Geburtstag des Vaters erscheinen. Doch aus der ursprünglichen Idee – ein paar Aufnahmen an einem Wochenende – wurde ein dreiviertel Jahr intensiver Begegnungen. "Begegnungen" heißt so auch das entstandene Werk. Eine CD mit 15 Aufnahmen. Jedes Stück ein Unikat, gespielt mit sieben verschiedenen Gitarren, arrangiert aus "Musikfetzen", die teilweise bereits seit Jahrzehnten vorhanden sind. Zumindest im Kopf von Frieder Brändle. Ihre endgültige Form haben sie erst während der Aufnahmen gefunden. Stundenlang feilten und arbeiteten sie daran – bis beide zufrieden waren.

    "Paul ist ein großzügiger Musiker", sagt Frieder Brändle mit Blick auf den mittleren seiner drei Kinder. "Da war schon viel Gutes dabei", mit diesen Worten wies der Sohn den Vater des Öfteren dezent darauf hin, dass musikalisch noch mehr geht. In bestimmten Aspekten war auch der Vater überaus kritisch, basierten die meisten Stücke doch auf seinen Grundideen. "Unsere Beziehung ist dadurch enger geworden", sagt der 29-Jährige, schaut dabei zu seinem Vater. "Wir mussten beide kritisch gegenüber einander sein, denn die Musik stand im Raum." Der 60-Jährige vergleicht die entstandene CD mit einem wertvollen Baby, das letztendlich entstanden sei. "Das Beste, was wir rausholen konnten, haben wir rausgeholt", sind sich die beiden einig, "uns gefällt die CD."

    Alle Stationen der Wertinger Musikschule durchlaufen

    Die Musik und die Gitarre verbinden die beiden bereits seit Jahrzehnten. Dabei liegt die musikalische Leidenschaft des Vaters eigentlich im Flötenspiel. In der Grundschule fing er an, Blockflöte zu spielen, als Gaststudent verfeinerte er sein Spiel mit der Querflöte. Gleichzeitig griff er immer wieder zur Gitarre, entspannte sich nach einem anstrengenden Dienst dank ihrer Klänge. Mit sechs Jahren wartet Paul abends bereits regelmäßig auf den Vater, bis er von der Arbeit zurückkehrt, dann beginnen die beiden gemeinsam zu spielen. Paul fasziniert das Gitarrenspiel. Er durchläuft alle Stationen, die ihm die Wertinger Musikschule bietet, studiert anschließend Jazz-Gitarre an der Musikhochschule in München, wo er mittlerweile selbst lehrt.

    Mehr als das Unterrichten fasziniert den 29-Jährigen das Musizieren und Komponieren. Auf mehr als zehn CDs ist sein ganz eigener Stil zu hören. "Acht Stunden im Studio, dann ist die CD fertig", erzählt der Profimusiker schmunzelnd. Damit kann und will er die Aufnahmen mit seinem Vater nicht vergleichen. "Wir haben sehr viele kleine Sessions von drei oder vier Stunden gemacht, uns die Stücke dann angehört, neue Ideen eingebracht." Bis sie zu ihrer endgültigen Form gefunden haben.

    Ein Querschnitt durch das Leben der beiden Wertinger

    Entstanden ist ein Querschnitt durch das Leben der beiden. Weiche Klänge, die zu Entspannung einladen, spielerische Varianten und interessante Auseinandersetzungen. Vielfältige Impressionen sind in die Stücke eingeflossen. Die einzelnen Titel können nur andeuten. "Sweet Allgäu – Dort wo alles begann", ist Paul beispielsweise geboren. Die Stücke erzählen vom erschossenen Braunbären Beppo, Phasen der Bewältigung im Lockdown, dem Waldsterben und vielem mehr – ohne Worte, mit Gitarrenklängen. Musikalisch finden sich Paul und Frieder Brändle in der Fingerstyle-Musik zwischen Folk, Blues und Jazz. "Mit Eric Clapton, den Rolling Stones und den Beatles bin ich aufgewachsen", erinnert sich der Sohn liebevoll. Während der Vater bei der akustischen Gitarre blieb, wechselte der Sohn zur E- und Jazz-Gitarre. Selten wirken die beiden Instrumente wie bei den Brändles zusammen, verweben sich ineinander. "Little Fire", kleines Feuer, ein schwäbisches "Brändle" sozusagen, so nennt sich das Duo.

    Das technische Know-how der Musikproduktion haben sich die beiden selbst erarbeitet, teils Utensilien ausgeliehen und am Ende einen befreundeten Profi gebeten, nochmals alles wohlklingend zu mischen. Geschnitten wurde dagegen nichts. Von Anfang bis Ende sind alle Stücke live eingespielt.

    CD wird bei Konzert in der Wertinger Grundschule vorgestellt

    Am Sonntag, 25. September, ab 17 Uhr werden Paul und Frieder Brändle ihre gemeinsame CD erstmals offiziell vorstellen, in einem Release-Konzert in der Aula der Wertinger Grundschule. Dann können sie direkt spüren, wie ihre Musik das Publikum annimmt. Erfahrungen haben sie bereits bei einzelnen Vernissagen und einer Vater-Sohn-Tour mit dem VW-Bus vor rund 15 Jahren gesammelt. Als Straßenmusiker spielten sie unter anderem in Würzburg und Nürnberg und merkten damals bereits, wie ihre Musik die Menschen anspricht. "Musik ist eine Sprache", sagt Frieder Brändle. "Wenn Behinderte und Kinder stehen bleiben, hast du gewonnen."

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