Es geht in den Endspurt, die letzten Faschingstage brechen an und mit dem kommenden Wochenende, ab gumpigen Donnerstag – auch als Weiberfasching bekannt – wird im Landkreis Dillingen nochmals intensiv gefeiert. Umzüge, Partys und Faschingsveranstaltungen werden angeboten. Doch wie sieht es in Wertingen aus? In den vergangenen Jahren ging es hier in der närrischen Zeit eher ruhiger zu, vergleicht man das Städtle mit Faschingshochburgen im restlichen Landkreis. Gab und gibt es den Fasching auch in der Zusamstadt?
„Ja, schon vor 100 Jahren waren in Wertingen Faschingsbegeisterte mit einer besonderen Wertinger Ausprägung aktiv. Denn man lehnte sich in der Umsetzung nicht an Vorbilder anderer Faschingsbetreiber im nahen und weiten Umkreis an“, weiß Wertinger Urgestein Alfred Sigg, der sich erinnert, dass es hier einst sogar närrische Zeitungen mit politischen Spitzen, Umzüge und Prinzenpaare gab. Nach einer längeren Pause lebte das intensive Narrentum mit seinen Attributen – Tanzveranstaltungen, Hofstaat und Umzug – in den 1950er-Jahren wieder auf. Um anschließend wieder über drei Jahrzehnte zu schlummern.
Gerhard „Hacky“ Hackenbuchner brachte dann im Februar 1990 den CCD Deubachia (Carnevals Club Deubach) nach Wertingen. „Ein voller Erfolg, 1991 wurden sogar zwei Veranstaltungen durchgeführt. Leider war nach sieben Jahren Schluss“, erinnert er sich. Im Januar 2006 holte der heutige Ehrenpräsident der Faschingsvereinigung „Under oiner Kapp“ mit den UOK-Gesellschaften erneut Showgarden aus Augsburg und Umgebung ins Modehaus Schuster. Fünf Jahre später kamen mit dem ersten Ball der Gesellschaften 2011 die UOK-Vereine bis 2020 regelmäßig nach Wertingen und veranstalteten einen Showtanz-Ball in der Stadthalle.
Einen eigenen Faschingsverein samt Faschingsumzug à la Dillingen und Höchstädt gab es in der Zusamstadt ab 2005 mit den Wertinger Faschingsfreunden, später Wertinger Zusamnarren, die für ein paar Jahre existierten und sich dann wieder auflösten. Die Aktiven realisierten nach 50 Jahren ein großes Faschingsprogramm. Dazu gehörten Umzüge durch Wertingens Zentrum mit bis zu 100 Faschingswagen und mehreren tausend Zuschauerinnen und Zuschauern, Faschingspartys sowie Showtanz-Programmen.
Dem großen Aufschlag voraus gegangen war ein kleines, buntes Faschingstreiben für Kinder samt Mini-Umzug am Rosenmontag, das die Betreiberin des Cafés am Marktplatz, Hermine Wengner, und Stadtrat Karl Hurler initiiert hatten. 2004 bauten einige Faschingsfans einen Wagen unter dem Motto "Cool Runnings" für dieses Faschingstreiben. Die Mitfahrerinnen und Mitfahrer verkleideten sich dafür als Jamaikaner. Daraus entstand die Idee, einen eigenen Verein auf die Beine zu stellen, und es gründeten sich eben die Wertinger Faschingsfreunde – allerdings nur auf begrenzte Zeit, ehe die Aktivitäten wieder einschliefen.
Lebt jetzt der Fasching in Wertingen wieder auf?
Zurück in die Gegenwart: Für die Kinder in Wertingen wird es am kommenden gumpigen Donnerstag, 8. Februar, nun wieder einen Kinder-Faschingsumzug samt Faschingstreiben in der Stadthalle geben. An dem Nachmittag unter dem Motto „Schlösser, Burgen, Zauberwelt“ kann ausgiebig gefeiert werden. Um 14 Uhr geht es los.
„Zunächst treffen sich alle, Jung und Alt, am Marktplatz. Gemeinsam marschieren wir zum Schloss, um dort Bürgermeister Willy Lehmeier abzuholen. Dann geht es im gemeinsamen Narrenzug in die Stadthalle und wir erleben eine bunte Faschingsparty samt Auftritt der Band Andi und die Affenbande“, erklärt Verena Beese aus dem Rathaus. Und wer weiß, vielleicht wird damit erneut das Feuer für intensivere Faschingsaktivitäten direkt in Wertingen entzündet.