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Jeans Bartsch: "Wir hatten noch Glück"
![Helga und Joachim Bartsch sind nicht nur seit 1984 verheiratet, sondern auch Geschäftspartner und leiten gemeinsam den Laden "Jeans & Mode Bartsch" in Wertingen. Helga und Joachim Bartsch sind nicht nur seit 1984 verheiratet, sondern auch Geschäftspartner und leiten gemeinsam den Laden "Jeans & Mode Bartsch" in Wertingen.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674144167-1/ver1-0/img/placeholder/1x1.png)
Seit knapp 70 Jahren können Kunden bei Bartsch in Wertingen Kleidung kaufen. Das Hochwasser betrifft den Laden nicht so stark. Eine Tatsache bewegt den Geschäftsinhaber.
Joachim und Helga Bartsch konnten nur hilflos mit anschauen, wie sich das Wasser der Zusam im Wohngebiet und rund um das Geschäftsgebäude in der Augsburger Straße 16 in Wertingen ausbreitete. In diesem Haus befindet sich der Laden "Jeans & Mode Bartsch", den das Ehepaar Bartsch gemeinsam betreibt. Doch Joachim Bartsch winkt ab, wenn es um die Frage nach dem Schaden in seinem Laden geht. Er sagt: "Wir hatten Glück. Der Laden wurde nicht überschwemmt. Andere in direkter Umgebung hat es viel schlimmer getroffen."
Das Hochwasser in Wertingen lief in den Keller des Ladens von Bartsch
Joachim und Helga Bartsch sind nur Mieter in dem Gebäude. Dort flutete das Wasser der Zusam den Keller und beschädigte die Heizung und den Aufzug. Das Geschäftsinhaberpaar Bartsch hatte in den Kellerräumen lediglich altes Dekomaterial und Ladeneinrichtung stehen. "Das alles ist kaum der Rede wert", erklärt Joachim Bartsch. Doch die vergangenen Tage haben ihn auch staunen lassen und bewegt. "Was die Helfer und Helferinnen und besonders die Feuerwehren geleistet haben, war einfach großartig", sagt er.
![Erich und Gertrud Bartsch gründeten den Laden "Textil-Bartsch" in Wertingen. Unser Foto zeigt das Paar mit dem Motorrad vor einer Urlaubsreise. Mit diesem Gefährt war Erich Bartsch anfangs auch beim Hausieren unterwegs. Erich und Gertrud Bartsch gründeten den Laden "Textil-Bartsch" in Wertingen. Unser Foto zeigt das Paar mit dem Motorrad vor einer Urlaubsreise. Mit diesem Gefährt war Erich Bartsch anfangs auch beim Hausieren unterwegs.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674144167-1/ver1-0/img/placeholder/1x1.png)
Seit Mittwoch hat das Ehepaar den Laden wieder geöffnet. Langsam kehrt so etwas wie Normalität zurück. Die Kunden und Kundinnen kommen schon wieder vorbei. Joachim und Helga Bartsch fahren noch selbst in die Modezentren und zu den Modemessen, um die neuesten Jeansmodelle zu ordern und sich Hemden, T-Shirts sowie passende Gürtel dazu auszusuchen. „Ich muss die Ware sehen und anfassen können", sagt Joachim Bartsch, seine Frau Helga nickt dazu. Seit knapp siebzig Jahren gibt es Textilien von Bartsch in Wertingen zu kaufen, auch wenn die heutigen Inhaber dieses Alter noch lange nicht erreicht haben. „Wir fühlen uns noch zu jung, um aufzuhören, außerdem macht es uns Spaß, unseren Kunden mit einer neuen Jeans oder einem passenden T-Shirt eine Freude zu bereiten.“
Das Geschäft in Wertingen gründete Erich und Gertrud Bartsch
Joachim Bartsch ist Jahrgang 1962 und in Wertingen geboren. Schon als Kind erlebte er die geschäftlichen Aktivitäten seiner Eltern Erich und Gertrud Bartsch, die Gründer von „E. u. G. Bartsch Textilien“. Diese siedelten nach dem Krieg von Schlesien/Brandenburg ins schwäbische Oberndorf bei Rain am Lech und später nach Reatshofen um. Mit im Gepäck waren die damals ein Jahr alte Schwester Dorothee und die Großmutter. „Zuerst arbeiteten die Erwachsenen in der Wertinger Ziegelei Berchtold, wo die Familie eine Werkswohnung in der Dillinger Straße beziehen konnte. Doch mein Vater ging schon bald auch als Hausierer zu den Menschen und verkaufte hauptsächlich Arbeitskleidung“, erinnert sich der Sohn heute. „Als sogenannter Flüchtling bekam mein Vater kein Geld von der Bank, also bot sich sein Chef als „Gutständer“ für 500 Mark an, sodass er damit Ware kaufen konnte.“ Heute würde man sagen, er hat für den Vater gebürgt.
Später begann dieser, zusammen mit seiner Frau, die Ware auf Märkten im süddeutschen Raum zu verkaufen. Das Geschäft lief für die Eltern so gut, dass sich die beiden entschlossen, sich einen kleinen Laden zuzulegen. Die Firmengründung war 1956, das spätere Geschäft „Textil-Bartsch“ lag in der Augsburger Straße Nummer 28. „Zunächst war nur an zwei Tagen in der Woche geöffnet, aber mit dem Einsetzen des Jeansbooms auch in Deutschland wurde dieser Laden nach und nach zum Hauptvertriebsweg.“ Den Erinnerungen von Joachim Bartsch zufolge, haben die Eltern damals schon als einer der ersten Jeansläden in der Region auf namhafte Marken wie Levi’s, Mustang und Wrangler gesetzt. Die Eltern wollten ihr Geschäft vergrößern und zogen 1974 um. Dabei blieben sie in der Augsburger Straße, wechselten aber die Hausnummer: Nr. 16. Und das ist noch immer derselbe Standort wie heute.
Die Jeans war wichtig für den Laden in Wertingen
Die Zeit ab seiner Geburt, diesen Umzug und all die Jahre danach, schildert Joachim Bartsch beredt: „Ich hatte eine behütete Kindheit und Schulzeit in Wertingen, war viel mit im Ladengeschäft und auf den Märkten mit meinen Eltern unterwegs.“ 1978 habe er dann seine Lehrzeit als Großhandelskaufmann bei Erwin Müller in Buttenwiesen begonnen. „Dort traf ich Helga Wenger aus Oberthürheim“, sagt er und lacht dabei. „Ich habe ein Jahr nach Joachim dort ebenfalls eine Lehre als Großhandelskauffrau begonnen“, erklärt diese. Es wurde eine Beziehung, die mit einer Heirat 1984 und 1993 mit Sohn Stefan besiegelt wurde. Joachim Bartsch erzählt weiter: „Nach meiner Lehr- und Angestelltenzeit in Buttenwiesen leistete ich noch 15 Monate meinen Grundwehrdienst.“ Danach sei er als Angestellter ins elterliche Geschäft eingestiegen und habe es 1984 übernommen. Helga Bartsch stieg ebenfalls ins Geschäft des Ehemanns ein. „Ich kannte ja den Laden und mir gefiel das Verkaufen und der Kontakt mit den Menschen“, sagt sie.
Dass die Mode wandelbar ist, kennen sie nur zu gut. Sie wollten sich jedoch nicht verzetteln und blieben ihren Jeans treu. Tuchhosen wurden fast vollständig aus dem Sortiment verbannt. „Wir wollten unser Angebot verjüngen und mehr den sportlichen Bereich anbieten.“ Also änderten Joachim und Helga Bartsch auch das Innenleben ihres Geschäfts im Jahr 1995. Die Verkaufsfläche wurde vergrößert, wurde hell und übersichtlich. „Jetzt haben wir ein flexibles Ladensystem, welches wir je nach Saison und Ware ändern können“, sagen sie zufrieden. Viele ihrer Kunden sind Stammkunden, „neue kommen oft auf Empfehlung“, sagt Joachim Bartsch. Anerkannt sei bei den Menschen, dass von beiden ein Blick auf den Kunden genüge und dieser bekomme die richtige Größe für die Umkleidekabine gereicht. Ein Kunde meint einmal sogar, sie hätten einen Scannerblick.
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