Brauerei, Biergarten, Gaststätte samt Zimmer – Familie Carry prägte einst mit dem Schwanen Wertingens Stadtmitte. Gebäude und Gelände sind noch da. Das Schwanenbräu-Bier wird seit Kurzem in Unterbaar gebraut, der Biergarten ist verpachtet. Und die Gaststätte hat seit Anfang dieses Jahres ebenfalls einen neuen, innovativen Pächter, der kein Unbekannter ist. Ab sofort können in der Pension zum Schwanen Zimmer gebucht werden, mit einer speziellen App, die weit mehr als die Buchung übernimmt.
Nach zwei Jahren Corona-Einschränkungen und insgesamt 18 Jahren hat Katharina Zalog die Pizzeria Romana im April 2022 endgültig geschlossen. Damit stand die ehemalige Schwanen-Gaststätte leer. Mehr oder weniger durch Zufall habe sich jetzt eine neue Zusammenarbeit ergeben, erzählt Florian Linder. Der 39-Jährige ist Geschäftsführer der Erwin Müller Real Estate GmbH. Diese betreibt und entwickelt alle Immobilien der Lusini Group, wozu neben Firmen- und Wohngebäuden beispielsweise auch die Restaurantgebäude der Wertinger Gänsweid oder des Neuhofs am See in Gundelfingen gehören.
Mit einer selbst entwickelten App ist das Schwanen-Projekt neuartig
Doch das Schwanen-Projekt ist neuartig. Neu schon dadurch, dass die Immobilienfirma dieses Mal statt als Verpächter als Pächter auftritt. Erstmals steigt Florian Linder mit seinem Team zudem in die Hotelbranche ein. Bei all dem ist das wirkliche Kernthema die selbst entwickelte App. "Ein Pilotprojekt", erklärt Linder, "mit der Pension zum Schwanen testen wir sie, bevor wir aktiv ins Marketing gehen."
Besagte App soll künftig alles können, es den Gästen damit leicht machen. Bereits jetzt können die Besucher und Besucherinnen der Pension nach der Buchung per App die Schranke zum Hof und den Parkplätzen sowie die Haus- und Zimmertür öffnen. Künftig sollen damit zudem Heizung und Licht gesteuert sowie ein Frühstück in den nahegelegenen Cafés oder ein Essen im Restaurant gebucht werden. Auch zu allen möglichen Freizeitevents im nahen Umfeld hat der App-Besitzer Zugang.
Noch ist Florian Linder mit seinen Mitarbeitern, wie gesagt, in der Testphase. "Seit Anfang Mai vermieten wir drei Einzelzimmer", erzählt er. Die passende Technik, deren Installation und Programmierung, seien die größten Herausforderungen. So bekamen beispielsweise die Holztüren der Zimmer eine antrazitfarbene Lackierung samt integrierten digitalen Schlössern.
Ein Blick in die wieder eröffneten Zimmer der Pension zum Schwanen
Gemeinsam mit seiner Kollegin Laura Schaller gestattet Linder an diesem Tag, um die Mittagszeit, einen Blick in die wieder eröffnete Pension. Mit Code und Handy – rein digital – öffnet sich die Eingangstür. Der Weg führt direkt nach oben. Motivierende deutsche und englische Sprüche, in Bilderrahmen hinter Glas schmücken den Aufgang und die Gänge. Ein gemütlicher Stuhl steht am Übergang ins zweite Obergeschoss, mit Kissen und Bastkörben. Alles farblich aufeinander abgestimmt, einladend bunt und doch nicht überladen.
Baulich sei alles beim Alten geblieben, erzählt Linder, die massiven Holzmöbel wie die Bäder. Sie hätten alles von Grund auf gereinigt und auf Vordermann gebracht. Ergänzt mit neuen Vorhängen und Matratzen, modernen Stühlen und Lampen, darauf abgestimmter Bettwäsche und frischen kuscheligen Handtüchern präsentieren sich die Zimmer in einer gelungenen Mischung aus Urig-Altbewährtem und Modern-Innovativem.
Insgesamt stehen 14 Hotelzimmer zur Verfügung. Jedes Zimmer ist individuell, vom Standard sind alle gleich. Sobald die App alle Testphasen durchlaufen hat, sollen sie nach und nach in die Vermietung einbezogen werden. Drei Gäste werden an diesem Tag einchecken. Damit ist die Pension vorerst ausgebucht. Die Nachfrage ist da, merkt Linder bereits jetzt. Alle interessierten Gäste seien willkommen. "Von der Preisrate wecken wir sicherlich das Interesse von Radlern, Monteuren und Handwerkern", vermutet der 39-Jährige. 35 Euro kostet derzeit das Einzelzimmer festgebucht, 40 Euro bei einer möglichen Stornierung bis zu zwölf Stunden vorher.
Entwicklung der App läuft seit Längerem – jetzt wird getestet
Die Entwicklung der App läuft bereits über einen längeren Zeitraum in der Firma. Jetzt bekommt sie konkrete Formen, ist für die Gäste sowohl über den App-Store als auch über die Homepage Suite-E.com herunterzuladen. Noch kann man die Zimmer parallel dazu über booking.com buchen. Das soll in der Zukunft wegfallen. Die App vielmehr ein eigenes Format werden, dem sich andere Hotels und Pensionen anschließen. Linder: "Wir führen bereits Gespräche mit Unternehmen."
Möglichkeiten bietet das Schwanen-Gebäude auch noch in anderen Richtungen. So befindet sich im ersten Stockwerk eine Wohnung, im Erdgeschoss die ehemalige Gaststätte samt Küche und Saal. Eine Untervermietung und Zusammenarbeit mit zuverlässigen Unternehmern kann sich Linder durchaus vorstellen. "Alles kann kommen, was konkret kommt, steht im Moment noch in den Sternen."