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Wertingen/Höchstädt: Viele Störche mögen das Donauried lieber als Afrika

Wertingen/Höchstädt

Viele Störche mögen das Donauried lieber als Afrika

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    Konrad Friedrich hat den Storch am Faschingssonntag auf dem Kirchturm gesichtet.
    Konrad Friedrich hat den Storch am Faschingssonntag auf dem Kirchturm gesichtet. Foto: Konrad Friedrich

    Im Donauried, in Höchstädt und in Wertingen finden es immer mehr Störche schöner als in Afrika. So könnte man die Erkenntnisse von Anton Burnhauser wohl zusammenfassen, der mit uns über Meister Adebar spricht – auf dem Wertinger Kirchturm wurde bereits das erste Exemplar gesichtet. Zu dem Wertinger Besucher stellt Burnhauser, der sich seit Jahrzehnten intensiv mit den großen Vögeln beschäftigt und einst ein Schutzprogramm für sie geleitet hat, zwei Vermutungen an. Erstens: Der Vogel ist aus der iberischen Halbinsel in die Zusamstadt geflogen. "Diejenigen

    Denn im vergangenen Jahr habe es einen erfolgreichen Brutversuch gegeben, ergänzt der ehemalige Grünen-Stadtrat und passionierte Storchenbeobachter Ludwig Klingler. Machten Störche diese Erfahrung, kämen sie immer wieder zum selben Nistplatz. Der jetzt angekommene Storch, den Klingler in den vergangenen Tagen auf dem Kirchturm sitzend und auf Wiesen nach Futter stochernd beobachtet hat, sei wahrscheinlich dabei, das Quartier vorzubereiten. Seine Partnerin komme dann erst später nach. 

    In Höchstädt hat sich eine Storchenkolonie etabliert

    Wertingen fungiert für viele Störche als eine Art Verkehrsknotenpunkt. Denn das nahe Donauried bietet für die Vögel eine nahezu ideale Landschaft zur Nahrungssuche, wie Anton Burnhauser sagt. Entsprechend viele Störche kann man dort beobachten, wie sie Jagd auf Mäuse, Würmer oder Frösche machen. Immer mehr der Tiere fliegen laut Burnhauser überhaupt nicht mehr über den Winter fort, sondern verweilen in der Heimat. "Der Storch hat sich verblüffend schnell an den Klimawandel angepasst", sagt Burnhauser. Hierzulande muss er nicht mehr so strenge Winter fürchten wie einst

    Das war in den 1980er-Jahren noch ganz anders. Da war der Weißstorch in der Region beinahe ausgestorben. In ganz Schwaben beobachteten die Expertinnen und Experten der Oberen Naturschutzbehörde, für die Burnhauser lange gearbeitet hat, zeitweise nur noch sechs Brutpaare. Zum Vergleich: Sechs Paare gibt es mittlerweile alleine in Höchstädt. Dort haben die Tiere eine sogenannte Kolonie etabliert. Sie nisten auf dem Schloss, dem Pfarrhaus und vier weiteren Gebäuden in der Innenstadt. 

    Heute sind Störche sozialer geworden

    Alles in Sichtweite voneinander. Denn das Verhalten der Vögel habe sich in bemerkenswerter Weise geändert. Noch heute kämpfen Störche öfter um Territorium und Nistplätze, aber großteils haben sie sich mit ihrer Nachbarschaft arrangiert. Mehr noch: Sie schauen sich vieles von ihren Mitstörchen ab. "Die Geschwindigkeit, mit der diese Tiere teilweise ihr Verhalten anpassen, ist außergewöhnlich", sagt Burnhauser.

    Statt weit hinein in den afrikanischen Kontinent zieht es den deutschen Storch öfter nach Spanien oder Portugal, wenn überhaupt. Manche verweilen laut Burnhauser nur am Bodensee. Denn da der Storch durch den Klimawandel weniger gezwungen ist, eisiger Kälte zu entfliehen und seine Nahrungssuche hierzulande nur noch relativ selten von Schneefall behindert wird, sparen sich immer mehr der Tiere den "höllischen" Flug über die Sahara, den etwa zwei Drittel der Jungtiere nicht schafften. Die Überlebensquote für die Jungtiere habe sich drastisch erhöht.

    Der Storch ist von den Zugvögeln einer der ersten Heimkehrer

    Noch ist der Storch aber ein Zugvogel, große Teile der Population fliegen im Winter nach Süden und kommen ab Mitte Februar in heimische Gefilde zurück. Bei der Rückkehr zählt der Storch zu den Ersten. Etwa zeitgleich mit ihm kommen Feldlerchen, Singdrossel und Kiebitz zurück. Dann folgen etwa ab Mitte März laut Burnhauser der Zilpzalp und die Mönchsgrasmücke, Schlusslicht ist der Gelbspötter, den es erst gegen Ende Mai zurück in die Heimat zieht. 

    Die Chancen stehen also gut, dass eine Storchenfamilie auch heuer wieder die Besucherinnen und Besucher von ihrer erhabenen Position heraus beobachten wird. Und diese dann zusehen können, wie kleine Storchenjunge gefüttert werden. 

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