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Foto: Benjamin Reif
Foto: Benjamin Reif

Noch sitzt Dieter Nägele in seinem Büro als Geschäftsleiter der VG Wertingen im Schloss. Doch ab dem 18. Juni wird er auf dem Chefsessel des Gundelfinger Rathauses Platz nehmen.

Wertingen/Gundelfingen
26.04.2023

Der Bald-Bürgermeister – so sieht der Alltag von Dieter Nägele derzeit aus

Von Benjamin Reif

Plus Dieter Nägele sitzt derzeit noch im Wertinger Rathaus, doch sein neues Amt als Gundelfinger Bürgermeister ist ihm bereits gewiss. Wie fühlt man sich in dieser Situation?

Eine solche Situation erleben nicht viele Leute. Dieter Nägele wird am 18. Juni Gundelfingens Bürgermeister sein, so viel steht seit der Stichwahl fest, die er klar gegen seinen CSU-Mitbewerber Manuel Bahmann gewonnen hat. Derzeit ist Nägele noch Geschäftsleiter von Wertingen und wickelt alle Geschäfte ab, damit er seiner Nachfolgerin oder seinem Nachfolger einen geräumten Schreibtisch überlassen kann. 

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Vom Geschäftsstellenleiter in Wertingen zum Bürgermeister in Gundelfingen

Das sei in mancherlei Hinsicht schon eine komische Situation, sagt Nägele im Gespräch mit unserer Redaktion. Der 54-jährige Jurist wirkt entspannt und gut gelaunt. Mittlerweile habe er Gelegenheit gehabt, den Wahlsieg "sacken zu lassen". Der ungefähr sechsmonatige Wahlkampf und die Wahl plus Stichwahl seien anspruchsvoll gewesen, sagt Nägele. Er habe weiterhin voll gearbeitet und sich nur wenig freigenommen, etwa einen Tag für die Podiumsdiskussion unserer Zeitung. Diese "Doppelbelastung" habe einiges an Kraft gekostet.

Jetzt läuft privat langsam die Vorbereitung auf sein Amt als Bürgermeister an, während er noch für die Verwaltungsgemeinschaft (VG) Wertingen Arbeiten erledigt. So habe er sich bereits mit Noch-Bürgermeisterin Miriam Gruß (FDP) ausgetauscht und verfolge auch seit Beginn seines Wahlkampfes jede Stadtratssitzung, sagt der Jurist. 

Dieter Nägele hat viel gelernt für seine neue Rolle als Bürgermeister

Seit fünf Jahren ist Nägele an verantwortungsvoller Stelle im Wertinger Rathaus tätig. Zuvor war der studierte Jurist und Verwaltungswirt in der Augsburger Firma "Deutscher Atlas" im Personalwesen tätig. Erfahrung in diesen Feldern sei eine gute Vorbereitung für ein Bürgermeisteramt, glaubt Nägele. Zumal er in seinen fünf Jahren in der Zusamstadt ebenfalls sehr viel gelernt habe. 

Gleich mehrere Mega-Themen fielen in seine Amtszeit - allen voran die Corona-Pandemie, die ihm persönlich und der Verwaltung insgesamt viel abverlangt habe. "Wir wurden jeden Tag mit einer Flut an neuen Informationen konfrontiert", sagt Nägele. Erfahrungen mit einer solchen Situation gab es nicht, fast alles musste neu erprobt und improvisiert werden. So musste er unter anderem Pläne und ein Schutzkonzept für die Arbeit im Rathaus erstellen und ständig nach den gängigen Vorgaben aktualisieren. Wie viel Abstand konnten die rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Verwaltungsgemeinschaft und Stadt halten? Welche Gänge waren breit genug?

Viele große Ereignisse geschahen in seiner Amtszeit in Wertingen

Auch das Starkregenereignis vom 6. Juni 2021 wird Nägele in Erinnerung bleiben, auch wenn er es nicht vor Ort miterlebt hat, da er zu dieser Zeit nicht in Wertingen war. Der Jahrhundertregen überflutete unter anderem den neu errichteten Kindergarten "Gänseblümchen" und verzögerte somit die Inbetriebnahme erheblich. Hier war dann ebenfalls Improvisieren angesagt, um die angemeldeten Kindergartenkinder unterzubringen. Der Kindergarten sei das erste und größte Projekt gewesen, das er von Anfang an betreut hatte, so Nägele. 

Doch auch politisch konnte Nägele einiges lernen. So unter anderem beim Bürgerbegehren, das den Ärztehaus-Turm verhinderte. Dem waren unter anderem hitzige Diskussionen im Stadtrat zwischen CSU/CSW und freien Wählern vorangegangen, ebenfalls zahlreiche scharfe Leserbriefe in unserer Zeitung. 

Nägele sieht Gundelfingen und Wertingen als vergleichbare Städte

Unabhängig von dieser Erfahrung sagt Nägele: "Ich halte nichts von Parteipolitik auf kommunaler Ebene." Für ihn zählen laut eigener Aussage bestmögliche Sachentscheidungen, sonst nichts. Er ist deshalb auch nur Mitglied des Ortsverbands der Freien Wähler in Gundelfingen, nicht aber der Partei selbst. Das ist insofern ironisch, da die Freien Wähler vor rund 25 Jahren in Gundelfingen die Entscheidung fällten, als Partei auf Landesebene anzutreten. 

Gundelfingen sei in vielerlei Hinsicht mit Wertingen vergleichbar, findet Nägele. So habe es etwa eine ähnlich strukturierte Verwaltungsgemeinschaft. Die Gärtnerstadt habe aber für die Verwaltung den Vorteil, dass sie "kompakter" sei als Wertingen - Gundelfingen hat neben der Kernstadt zwei, Wertingen ganze acht Ortsteile. Auch gebe es keine vergleichbare Herausforderung wie die Verkehrsproblematik, die Wertingen immer stärker beschäftigt. 

Wer wird die Nachfolgerin oder der Nachfolger von Nägele in Wertingen?

Aufgaben gibt es trotzdem genug, etwa eine neue Kläranlage für Gundelfingen. Diese anzugehen, darauf freut sich Nägele, der außerdem hofft, dass Ende dieser Woche ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin feststeht (Bericht folgt). So langsam macht es sich auch für ihn privat bemerkbar, dass er bald im Chefsessel des Rathauses seiner Heimatstadt sitzen wird. Bis vor seiner Wahl habe ihn kaum jemand gekannt. "Jetzt sprechen mich doch öfter Leute an, wenn ich mal einkaufen gehe", sagt der Bald-Bürgermeister. 

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