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Wertingen: Die Zwei von der Wertinger Kinderpraxis - seit 30 Jahren im Dienst

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Die Zwei von der Wertinger Kinderpraxis - seit 30 Jahren im Dienst

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    Die Kinderärzte Wolfram Berweck (rechts) uznd Josef Steinheber sind seit 30 Jahren in ihrer Gemeinschaftspraxis in Wertingen aktiv.
    Die Kinderärzte Wolfram Berweck (rechts) uznd Josef Steinheber sind seit 30 Jahren in ihrer Gemeinschaftspraxis in Wertingen aktiv. Foto: Hertha Stauch

    Ja, man darf es ihnen zugestehen: Zwei Männer im besten Alter gehören nun, nach 30 Jahren, zu Wertingen, wie der Storch auf dem Kirchturm. Und im weitesten Sinne haben sie viel mit dem Störchlein zu tun, denn ohne Meister Adebar wären sie arbeitslos. Der sorgt glücklicherweise fleißig dafür, dass die kleinen und größeren Klienten in der Kinderpraxis nicht ausgehen. Sage und schreibe 33.000 sind es, deren kleinere und größere Wehwehchen in 30 Jahren in der Praxis behandelt wurden. Die Kinderärzte Wolfram Berweck und Josef Steinheber sind eine Institution in Wertingen, an der kein kleiner Mensch vorbeikommt.

    Gleich gegenüber dem Storchennest, im Gebäude der früheren Stadtmühle, geht es zeitweise zu wie im Taubenschlag. Babygeschrei wechselt sich ab mit kreischenden Jungs und Mädels, die ins berühmte, bunte Holzhäuschen drängen und dort auch mal die Stufen raufsteigen und auf die eingebaute Rutsche wollen. Schon legendär die niedere Kinder-Tür, durch die die kleinen Patienten ins Wartezimmer kommen. Für Mamis, Papis, Omis und Opis gibt es natürlich die Extra-Erwachsenen-Tür, wenn sie ihren Nachwuchs zum Kinderarzt begleiten. Man staunt - Arztbesuche mit Kleinkindern gleichen hin und wieder einem Familien-Event. Starke Nerven und Standhaftigkeit vonseiten des Arztes sind deshalb gefordert, wenn die kleinen Patientinnen und Patienten beim Herrn Doktor vorsprechen - oder auch nicht! Denn neben äußerst mitteilsamen Dreikäsehochs gibt es auch jene, die sich strikt weigern, das T-Shirt hochzuziehen, den Mund auf zu machen, oder auch nur ein Wort zu sagen. 

    Kinder sind unverstellt und spontan

    Genau das ist es, was Wolfram Berweck und Josef Steinheber so lieben an ihrem Beruf, wie sie erzählen: Die Unverstelltheit und Spontaneität der Kinder, ihre unmissverständlichen Reaktionen, auf die der Arzt reagieren kann. “Es macht Spaß”, sagen die beiden Ärzte unisono, “mit jungen Menschen umzugehen. Denn zur Behandlung kommen nicht nur kranke, sondern auch viele gesunde Kinder. Da bleibt oft ein Späßle nicht aus”. Schwere Krankheiten seien zahlenmäßig nicht so hoch. “Und wir haben es auch mit vielen netten Eltern zu tun.”

    Die kommen aus einem weiten Umkreis. Das Einzugsgebiet der Praxis - die einzige dieser Art in Wertingen - umfasst 30 bis 40 Kilometer. Als vor 30 Jahren die Kinderpraxis noch von Matthias Wenck geleitet wurde, war sie im herrschaftlichen Gebäude des ehemaligen Amtsgerichts untergebracht. Damals trug sich der junge Josef Steinheber, gebürtig in Maihingen, Studium in Erlangen und Augsburg, nach sechseinhalb Jahren Dienst im Josefinum, mit dem Gedanken, eine eigene Praxis zu eröffnen. Über das Ärzteblatt lernte er quasi Wertingen kennen. “Was ist denn das für eine Stadt?”, so die Überlegung von Josef und Gudrun Steinheber, die vor der Entscheidung standen, ganz auf`s Land und in das damals etwas karg erscheinende Städtchen zu ziehen. Ursprüngliche Pläne für eine eigene Praxis in Neusäß wurden fallen gelassen zugunsten der Zusamstadt.

    Einer der Kinderärzte stammt aus Stuttgart

    In der Praxis Wenck in Wertingen arbeitete bereits Wolfram Berweck, der den Rest seiner Facharztausbildung dort leistete. Berweck, der aus Stuttgart stammt, hatte eine Ausbildung zum Krankenpfleger in Heidelberg und ein Studium in Marburg hinter sich. Als Wenck sich aus der Praxis zurückzog, um sich mehr der Psychiatrie zu widmen, wurde ein Kompagnon gesucht. Das ging schnell, wie sich beide Ärzte heute noch wundern. Als sich Steinheber vorstellte, war “innerhalb einer Stunde alles geschwätzt.” Vertrauen und Sympathie spontan auf beiden Seiten - ein Umstand, der sich bis heute ununterbrochen gehalten hat: “Das gibt es selten, dass eine Gemeinschaftspraxis über 30 Jahre besteht.” 

    Das gute Miteinander kam und kommt dem Praxis-Betrieb zugute. Nach acht Jahren im alten Amtsgericht folgte 2001 der Umzug in die damals vom Bauunternehmen Gundel renovierte Stadtmühle. Das Kinderärzte-Team hatte die Möglichkeit, die Praxis mitzugestalten. So kommt es, dass die Räume dort höher sind, als normal. Denn “hohe Räume waren wir gewohnt vom Amtsgericht. Und bei regem Betrieb ist das ein großer Vorteil”, schätzen die Ärzte noch heute den Bau. Mit der Praxis wuchs auch das Personal. Waren es anfangs vier bis fünf Bedienstete im Betrieb, so arbeiten heute sieben Ärzte und Ärztinnen, darunter Teilzeitkräfte, und zwölf medizinische Fachangestellte im Team. Die Praxis betätigt sich zudem als Ausbildungsbetrieb. In 30 Jahren erlernten 20 medizinische Fachangestellte dort ihren Beruf, und seit vier Jahren werden in der Praxis Fachärzte für Kinderheilkunde ausgebildet.

    Die beiden machen jedes Jahr einen gemeinsamen Urlaub

    So ist die Nachfolge gesichert und ermöglicht es den Praxisinhabern bereits jetzt, sich zeitweise auszuklinken. Bei Wolfram Berweck und seiner Frau Doris könnte es sein, dass die weite Welt noch einmal lockt. Denn nach Berwecks Krankenpflege-Ausbildung machte das Paar ein Jahr Backpacking-Tour durch Südamerika. Für Josef Steinheber stehen noch ein paar Jährchen Vollzeit an, ehe es in den schrittweisen Ruhestand geht. Dass sie sich auch in der Freizeit treu bleiben werden, steht für beide jetzt schon fest. Denn seit Jahren kennt man die zwei Ärzte in Wertingen - wenn sie nicht in der Praxis sind - vor allem auf dem Fahrrad. Die passionierten Trecking- und Rennradler machen jedes Jahr mindestens einen gemeinsamen Urlaub - und das natürlich auf dem Fahrrad. Flensburg, Nizza und Assisi standen schon zusammen mit den Wertinger Rennradlern auf dem Programm. 

    Auch mit der Familie haben die Ärzte in Wertingen eine Heimat gefunden. Zumal für die Kinder - bei Berwecks sind es drei, bei Steinhebers vier - mit allen vorhandenen Schularten gute Möglichkeiten gegeben waren. Heute ist der Nachwuchs erwachsen, das Häuschen, das sich beide Familien vor 30 Jahren mangels Mietwohnungen bauen mussten, wurde zur Heimat. Und Wertingen? Ja, auch mit dem Städtle, das ihnen zu Beginn etwas grau erschien, haben sich die ursprünglich “Zugereisten” ausgesöhnt.

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