Mit einem Nebensatz kam in der jüngsten Sitzung des Wertinger Stadtrats ein Thema aufs Tablett, das immer wieder anklingt – doch über das selten in öffentlicher Runde groß diskutiert wird. Im Wortbeitrag der CSU, vorgetragen von Fabian Braun, kam eine mögliche Überforderung der Stadtverwaltung zur Sprache. Das genannte Beispiel war der Breitbandausbau. Wörtlich sagte Braun, der im Stadtrat Referent für Digitales ist: „IT-Abteilung sowie Bauverwaltung laufen am Limit.“
Gegenüber unserer Redaktion hat sich dazu nun Verwaltungsleiter Dieter Nägele geäußert. „Die von Herrn Stadtrat Braun geäußerte Sorge, dass der Breitbandausbau gemäß der neuen Gigabit-Richtlinie für das Personal der Verwaltung eine große Herausforderung darstellt, hat sicherlich ihre Berechtigung“, sagt Nägele. Die bis zum Jahr 2025 laufende Gigabit-Richtlinie fördere Glasfaseranschlüsse privater Haushalte, welche mit einer Bandbreite von nicht mehr als 100 Mbit pro Sekunde im Download versorgt sind – 200 Mbit pro Sekunde im gewerblichen Bereich. Allein in Wertingen seien von den insgesamt rund 3500 Adressen etwa 1400 Adressen nach dieser Richtlinie förderfähig, rund 1100 Privatadressen und 300 Gewerbeadressen. Hinzu kommen noch mehrere hundert förderfähiger Adressen in den VG-Gemeinden Binswangen, Villenbach, Laugna und Zusamaltheim.
Versorgung mit schnellem Internet in Wertingen ist ein Kraftakt
Die Versorgung der gesamten Stadt mit schnellem Internet ist aber paradoxerweise eher ein Kraftakt für die Mitarbeiter der Stadt in der technischen Bauverwaltung als für die EDV. Zwar ist laut Nägele auch die EDV-Abteilung mit dem Stellen von Förderanträgen stark eingebunden. Die größten Herausforderungen bei der Umsetzung der Glasfaseranschlüsse sind die nahezu im gesamten VG-Gebiet anfallenden, umfangreichen Tiefbauarbeiten. „Ohne personelle Verstärkung in diesem Bereich – sowohl bei der Stadt als auch bei der VG – wird diese gewaltige Aufgabe des Glasfaserausbaus in der Fläche nicht zu meistern sein“, konstatiert Nägele.
Profitieren von der Förderung werden in erster Linie die Stadtteile, mit Ausnahme von Hettlingen, Possenried, dem Neubaugebiet in Rieblingen sowie teilweise der Neubaugebiete „Am Eisenbach“ und „Am Thürheimer Tor“ in Wertingen, welche bereits mit Glasfaseranschlüssen versorgt sind, wie Nägele sagt.
Doch wie ist die Gesamtsituation im Wertinger Rathaus? Bürgermeister Willy Lehmeier deutete kürzlich in einem Interview mit unserer Zeitung an, dass die Anforderungen in Sachen Bürokratie mittlerweile enorm hoch sind. Bei komplexeren Projekten ergeben sich dadurch Verzögerungen, welche die Projekte dann wiederum teurer machen könnten. Insbesondere sei das der Fall bei größeren Bauprojekten (wir berichteten).
Das Personal ist straff ausgelastet
Hat die Verwaltung also zu wenig Personal? Das kommt wohl auf den Blickwinkel an. So lassen sich zumindest Dieter Nägeles Antworten zu dem Thema interpretieren. „Die Verwaltung der VG Wertingen und auch der Stadt Wertingen ist personell vergleichsweise gut aufgestellt“, sagt Nägele. So arbeiteten beispielsweise im EDV-Bereich heute drei Personen, wovon eine Mitarbeiterin schwerpunktmäßig für die immer komplexer werdende EDV-Systembetreuung der Schulen zuständig sei. Bis zum Jahr 2018 habe die Verwaltungsgemeinschaft in diesem Bereich lediglich über eine einzige Person verfügt, nämlich den EDV-Administrator Manuel Gillich. „Gerade unsere Schulen wissen dieses personelle Engagement, welches von anderen Verwaltungen in dieser Form nicht betrieben wird, sehr zu schätzen“, so Nägele weiter.
Die VG Wertingen habe in der Vergangenheit nie große Probleme gehabt, frei werdende Planstellen mit gut qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern adäquat zu besetzen. Die überwiegende Anzahl der im Rathaus beschäftigten Personen, rund 90 Prozent, sind bei der Verwaltungsgemeinschaft angestellt beziehungsweise verbeamtet. Derzeit seien alle Planstellen mit Ausnahme einer Teilzeitstelle besetzt. Diese solle ebenfalls bald ausgeschrieben werden.
Es gibt viele neue Aufgaben für die Verwaltungsgemeinschaft
Angesichts der stetig wachsenden Aufgabenfülle, welche eine Kommunalverwaltung heute zu bewältigen habe, – der Geschäftsstellenleiter führt hier beispielhaft die relativ neuen Themen E-Mobilität, Car-Sharing, Klimaschutz, Breitbandversorgung, Rechtsanspruch auf Kita- und Ganztagsbetreuungsplätze für Grundschüler an –, könnten aber auch mehr Mitarbeiter in der Verwaltung beschäftigt werden, welche alle „voll ausgelastet wären“. Im Stellenplan der Stadt 2022 wurde insbesondere im Hinblick auf den Breitbandausbau eine zusätzliche Stelle für einen Bautechniker geschaffen, welche im Laufe des Jahres 2022 ausgeschrieben werden soll.
Die Zusamstadt und die anderen Kommunen der Verwaltungsgemeinschaft stehen mit ihren Herausforderungen und Nöten nicht allein da. „Dies trifft auf alle Kommunalverwaltungen in Bayern mehr oder weniger gleichermaßen zu“, sagt Nägele, es handele sich keinesfalls um eine Besonderheit von Wertingen. Die liege eher darin, dass die VG Wertingen mit fünf Mitgliedskommunen und nahezu 15.000 Einwohnern sowie insgesamt sechs Verbänden, – darunter drei Schulverbände, ein Wasserversorgungsverband sowie ein Abwasserzweckverband – die mit Abstand größte Verwaltungsgemeinschaft im Landkreis Dillingen sei.