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Wertingen: Nach langer Stadtfest-Pause: Wertingen feiert vier Tage die Gemeinschaft

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Nach langer Stadtfest-Pause: Wertingen feiert vier Tage die Gemeinschaft

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    Kapfer & Kapfer brachten junge und alte Festbesucher auf dem Stadtmühlparkplatz in Stimmung. Das Musikprogramm war dieses Mal sehr vielseitig an den vier Tagen und bot für alle Geschmäcker etwas.
    Kapfer & Kapfer brachten junge und alte Festbesucher auf dem Stadtmühlparkplatz in Stimmung. Das Musikprogramm war dieses Mal sehr vielseitig an den vier Tagen und bot für alle Geschmäcker etwas. Foto: Brigitte Bunk

    Es sollte ein Stadtfest im Großformat werden - XL. Und es wurde tatsächlich ein ganz besonderes Fest. Eines, das zunächst um ein Jahr verschoben werden musste und jetzt viele Menschen wieder zusammenführte. Eines, das am ersten Abend alle Erwartungen übertraf. Und eines, das in einzelnen Teilen noch diskutiert werden darf. In einem Kopf entstehen an dem verlängerten Festwochenende bereits parallel zum aktuellen Geschehen ganz neue Ideen: Verena Beese, in diesem Jahr im Rathaus hauptverantwortlich für die Organisation, plant bereits das nächste

    Normalerweise sitzt Verena Beese als Chefsekretärin im Rathaus. Nicht so während des Stadtfestes. Gemeinsam mit Julia Tellmann schaut sie an den vier Tagen von einem Stand zur nächsten Bühne, fragt nach, wie es geht und organisiert spontan so manches Detail. "Sonntagfrüh hat ein Standbetreiber plötzlich Pferdeäpfel an seinem Platz vorgefunden", erzählt die 42-Jährige. Woher, weiß weder sie noch sonst jemand. Ein kurzer Anruf beim Betriebshof, und das Thema ist erledigt. Dankbar bezieht Beese alle Mitarbeiter des städtischen Betriebshofs in ihre Zwischenbilanz mit ein.

    Erstmals hat Verena Beese hauptverantwortlich das Wertinger Stadtfest organisiert. Zur Seite stand ihr Julia Tellmann.
    Erstmals hat Verena Beese hauptverantwortlich das Wertinger Stadtfest organisiert. Zur Seite stand ihr Julia Tellmann. Foto: Birgit Hassan

    Aufgewachsen und wohnhaft in Frauenstetten weiß sie, wie wichtig eine solche Unterstützung in einer Stadt ist. Hier brauche es eine Stelle, an der alles zusammenläuft. "Wo Ideen eingesammelt und gebündelt werden, alles organisiert und auf die Beine gestellt wird." Jahrelang hatte das vorwiegend die Wertinger Wirtschaftsvereinigung übernommen. Mittlerweile läuft alles komplett über die Stadtverwaltung und den Schreibtisch von Verena Beese.

    Die Sonne scheint an allen vier Tagen beim Stadtfest in Wertingen

    "Mein Hauptjob in den vergangenen Wochen und Tagen ist es, Ruhe zu bewahren", gesteht sie bei einer kurzen Pause auf einer Bank an der Zusaminsel. "Fast alle waren im Vorfeld nervös." Vor allem das Wetter spielt eine große Rolle bei dem Fest auf den Straßen und Plätzen der Wertinger Innenstadt. Doch das zeigte sich von seiner besten Seite. Viel Sonnenschein und eine leichte Brise vermitteln ein Urlaubsgefühl an der heimischen Zusam. Während die einen am Freitagabend noch geschwind durchschlendern, bevor es am nächsten Morgen Richtung Süden geht, reisen andere an dem Wochenende bewusst nach Wertingen an und mieten sich für mindestens eine Nacht bei den Eltern oder Großeltern ein. Das nämlich macht von jeher das Stadtfest mit aus: Einheimische und Ehemalige treffen hier aufeinander - verabredet oder zufällig.

    Die Feuerwehren der Stadt und Stadtteile boten gemeinsam ein Programm mit Spritzübungen, Sandsackstapeln und Löschtests an.
    Die Feuerwehren der Stadt und Stadtteile boten gemeinsam ein Programm mit Spritzübungen, Sandsackstapeln und Löschtests an. Foto: Birgit Hassan

    "Strahlende Augen" sieht Verena Beese so immer wieder, bei Erwachsenen wie Kindern. Die sind für sie letztendlich ausschlaggebend für den Erfolg des Festes. "Es ist einfach toll zu beobachten, wie die Menschen sich freuen." Ganz bewusst wurden in diesem Jahr alle Generationen einbezogen. So spielten am Wochenende beispielsweise erstmals Kapfer & Kapfer. Mit ihren Schlagern brachten sie . "Irgendwann hat mein Sohn Party mit der Oma gemacht", erzählt Verena Beese schmunzelnd.

    Historisches Fest und Lagerleben sind geplant

    300 Schreiben gingen im Vorfeld an die Anlieger raus mit der Ankündigung, dass es an vier Tagen laut wird. Beese weiß die Akzeptanz zu schätzen. "Doch wir feiern ja nur alle zwei Jahre." Sprich wieder im Jahr 2024. "Da legen wir noch was drauf", verspricht die städtische Organisatorin bereits jetzt. Dann nämlich sei man direkt im Jubiläumsjahr, sprich 750 Jahre nach der Stadterhebung. Einen historischen Anstrich, stellt die Organisatorin in Aussicht, mit einem historischen Festumzug und Lagerleben an der Zusam.

    Familien, Kinder und Jugendliche,  Senioren und  Menschen mit Handicap - einfach alle - waren dieses Mal bewusst mit einbezogen in das Programm beim Wertinger Stadtfest. Hier zeigen junge Teakwondo-Sportler ihre Künste.
    Familien, Kinder und Jugendliche, Senioren und Menschen mit Handicap - einfach alle - waren dieses Mal bewusst mit einbezogen in das Programm beim Wertinger Stadtfest. Hier zeigen junge Teakwondo-Sportler ihre Künste. Foto: Birgit Hassan

    und Montag sieht man die Kinder noch in der Kleidung des 21. Jahrhunderts herumspringen. Auf der Zusambühne zeigen junge Taekwondoler ihre seit Jahren trainierten Künste. In den kurzfristig gesperrten Straßen rund um den Zusamkreisel versuchen sie, mit Feuerwehrspritzen den Ball die Rampe hochzuspritzen. Wer will, kann Sandsäcke richtig stapeln lernen oder einfach mal ganz pragmatisch einen Feuerlöscher in die Hand nehmen. Alle Feuerwehren der Stadt und Stadtteile haben sich mit ihren Fahrzeugen und Mitgliedern eingefunden, demonstrieren allein dadurch, was eine Gemeinschaft ausmacht.

    Nach Corona suchen viele Weringer Vereine nach einer neuen Struktur

    Diese Gemeinschaft wieder aufzubauen, ist auch ein Anliegen der Vereine. Manchen, die früher teilnahmen, fehlen derzeit die Helfer und Helferinnen. "Vielen ist die Vereinsstruktur weggefallen", weiß Beese. "Sie muss nach zwei Jahren Pause erst wieder aufgebaut werden." Bei den Wertinger Handballern und den Hirschbacher Firehawks, die beide große Bars mit eigener Musik aus der Box anbieten, scheint der Zusammenhalt auch Corona-Zeiten überstanden zu haben und kann sich beim Stadtfest neu zeigen.

    Von einem festlichen Schleier, den die Menschen derzeit mit aller Freude im Städtchen genießen dürfen, spricht Pfarrer Rupert Ostermayer in seiner Predigt am Sonntagmorgen auf dem Wertinger Marktplatz. Gleichzeitig erinnert er daran, dass es im Alltag auch Diskussionen brauche und erinnert daran, dass Jesus ebenfalls das Schwert gebrauchte, das für klare Worte steht. Dabei zitiert er Jesus, als er davon spricht, dass er gekommen sei, das Feuer auf die Erde zu bringen und wie froh er wäre, wenn es schon brennen würde. "Für wen oder was brenne ich innerlich" - mit dieser Frage, die sich alle immer wieder selbst stellen dürften, schickt Ostermayer die Besucher und Besucherinnen des Sonntagsgottesdienstes in den Alltag.

    Diesen irgendwann ökumenisch abhalten zu können, dafür brennt nicht nur Verena Beese. Vor drei Jahren hätten sie einen entsprechenden Antrag an die Diözese und den Bischof gestellt, ob es möglich wäre, einen gemeinsamen Gottesdienst am Sonntagvormittag im Rahmen des Stadtfestes abzuhalten, allerdings nie eine Antwort erhalten. Pfarrer Ostermayer erklärt bei einer spontanen Begegnung am Sonntag, dass auch ihm die Hände gebunden seien. Von oberer Stelle sei es vorgeschrieben, am Sonntagvormittag einen rein katholischen Gottesdienst zu feiern. Wer daran teilnehmen wollte, darüber entschieden alle eigenmächtig. So zeigten sich auch evangelische Christen auf dem Marktplatz.

    Heißbegehrt waren die Plätze vor der Bühne am Wertinger Marktplatz am Samstagabend.
    Heißbegehrt waren die Plätze vor der Bühne am Wertinger Marktplatz am Samstagabend. Foto: Brigitte Bunk

    Ihren direkten Draht nach ganz oben scheinen die Verantwortlichen des Stadtfestes jedenfalls intakt gehalten zu haben während des Stadtfestes. Auch am Montagnachmittag erklärt Julia Tellmann: "Es läuft hervorragend, alles ruhig." Die häufigste Anfrage, die sie über das stets besetzte städtische Notfalltelefon immer wieder erhalten hatte: "Wo bekommen wir Klopapier für die WCs?"

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