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Wertingen: Die Lage am Wertinger Krankenhaus bleibt „wirtschaftlich prekär“

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Die Lage am Wertinger Krankenhaus bleibt „wirtschaftlich prekär“

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    Kliniken-Geschäftsführerin Sonja Greschner schilderte unter anderem, wie die Akutgeriatrie am Wertinger Krankenhaus anläuft.
    Kliniken-Geschäftsführerin Sonja Greschner schilderte unter anderem, wie die Akutgeriatrie am Wertinger Krankenhaus anläuft. Foto: Laura Gastl

    Dass die Kreiskliniken Dillingen-Wertingen wirtschaftlich nicht gut da stehen, ist seit Jahren kein Geheimnis. Dabei sind die Bemühungen groß, beide Häuser auch künftig halten zu können. Nun hat Geschäftsführerin Sonja Greschner im Stadtrat Wertingen über aktuelle Entwicklungen informiert und ging dabei in erster Linie auf den Standort in der Zusamstadt ein. Auch Bürgermeister Willy Lehmeier ordnete aus seiner Sicht ein, wo die Schwierigkeiten liegen und wie um das Fortbestehen der Kliniken gerungen wird.

    Geschäftsführerin Greschner benannte die „wirtschaftlich prekäre Lage“ ihrer Einrichtungen ganz offen. 2023 lag das Defizit der Kreiskliniken bei 11,8 Millionen Euro, und auch 2024 sei ein „hartes Jahr“: Sie gehe von einem Minus in Höhe von 15 Millionen Euro aus. Die Gründe für den Negativtrend seien vielschichtig. Durch die bevorstehende Krankenhausreform des Bundesgesundheitsministeriums gerieten die Kliniken stark ins Wanken. Veränderungen, das betonte Greschner, seien „wichtig und richtig“. Denn das Krankenhaussystem sei schon lange krank, der Zeitpunkt also reif. Doch wie die Politik damit umgehe, sorge in erster Linie für eine „Marktbereinigung“: Während große Zentren gestärkt würden, werde der ländliche Raum ausgedünnt – das sorge für eine Insolvenzwelle. Bürgermeister Lehmeier ergänzte, dass angesichts der Reform der rote Faden fehle, die Hilfestellung. So müssten die Verantwortlichen der Kreiskliniken Dillingen-Wertingen eigene Wege finden.

    Sparmaßnahmen an den Kreiskliniken Dillingen-Wertingen

    Problematisch seien Greschner zufolge auch Preis- und Kostensteigerungen, in personeller Hinsicht ebenso wie in anderen Bereichen. Dass zu wenig Geld hereinkomme, liege unter anderem an zu wenigen Patientinnen und Patienten. Die Geschäftsführerin sprach von einer „Ambulantisierung“: Nach so manchem Eingriff geht es für viele direkt nach Hause, ein mehrtägiger Aufenthalt in der Klinik entfällt. Außerdem wollten viele Menschen nach Corona überhaupt nicht mehr ins Krankenhaus. Hinzu komme dem Wertinger Rathauschef zufolge, dass sich die Menschen aussuchen, wo sie behandelt werden wollen. Obwohl sie im Landkreis Dillingen wohnen, fahren sie zum Beispiel nach Nördlingen, Günzburg, Augsburg oder Donauwörth. So sind die Häuser in der Nachbarschaft Konkurrenz – aber gleichzeitig auch wichtige Kooperationspartner, wie zum Beispiel Nördlingen im Hinblick auf Eingriffe am Herzen. Weitere Themen sind die schrittweise Digitalisierung, Fachkräftemangel, neue Regularien und Gesetze. Ärztinnen und Ärzte müssten laut Greschner inzwischen minutiös dokumentieren, was sie gerade tun – dabei „gehören sie zum Patienten und nicht ans Papier“.

    „2024 ist ein Jahr der Veränderungen“, fasst die Geschäftsführerin zusammen. Um zu sparen, wurde etwa die Speiseversorgung an den beiden Kliniken umgestellt: Die Küchen der beiden Kliniken wurden zusammengelegt, nun kümmert sich ein Catering-Service um die Versorgung. Bisher stoße das neue Catering-Konzept, das sich noch in der Umstellungsphase befinde, auf „keine große Zufriedenheit“, wie Greschner zugab. Es bestehe „Handlungsbedarf“. Und auch anderswo hätten die Verantwortlichen umgestellt, wie zum Beispiel bei der Versorgungsapotheke und im Transportdienst. Andere Ressourcen wiederum – wie etwa Labor- und Röntgenbereich – wurden gebündelt. Um die Nachwuchsgewinnung zu sichern, steht nach Jahren der Planung jetzt auch der Neubau der Pflegeschule in Wertingen an. Im Oktober sei der Spatenstich angesetzt, so Greschner.

    Wie läuft die Akutgeriatrie im Krankenhaus Wertingen an?

    Aus den Reihen des Stadtrats folgten einige Fragen. Unter anderem ging es darum, wie die in Wertingen neu eingerichtete Akutgeriatrie anläuft. Die Hauptabteilung ist mit 20 Betten an den Start gegangen und wird von der Geschäftsführerin angesichts des demografischen Wandels als „zukunftsorientiert“ beschrieben. Denn hier werden ältere Menschen, etwa nach einem Sturz, zurück in die Selbstständigkeit geführt. Dazu gehören verschiedene Formen der Therapie. Die Betten seien „relativ voll belegt“, so Greschner, die davon überzeugt ist, dass sich die Akutgeriatrie in Zukunft wirtschaftlich lohnen wird.

    Bürgermeister Lehmeier sagte, dass kleine Krankenhäuser rund um große Kliniken auch in Zukunft benötigt würden. Das habe unter anderem die Pandemie gezeigt. Man werde also weiterhin darum kämpfen, beide Häuser im Kreis Dillingen zu halten. Ob und in welcher Form das möglich ist, bleibt abzuwarten. Bis dahin zeigt sich der Rathauschef dankbar für Geschäftsführerin Greschner und die vielen Kräfte außen herum, die aus seiner Sicht optimistisch arbeiten, leiten, lenken und organisieren.

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