Auerbach Die Flaggen waren gehisst, der ganze Ort herausgeputzt. Auerbach befand sich am gestrigen Sonntag im Ausnahmezustand. Zum zweiten Mal nach 2000 wurde im Horgauer Ortsteil der Landkreislauf ausgetragen. „Wenn schon, denn schon“, sagte sich Johann Kohler, „dann muss es ein Fest werden.“ Dafür hat der Vorsitzende der SpVgg Auerbach/Streitheim in den letzten Tagen laufend organisiert und gewerkelt. Und das ganz Dorf hat ihn unterstützt, Wiesen und Höfe zur Verfügung gestellt, ja sogar die Haustüren geöffnet, um das Wettkampfbüro unterzubringen. „Anders als in Garmisch haben in Auerbach alle mitgeholfen“, freute sich Kohler. Sogar das Wetter präsentierte sich von seiner besten Seite. Zunächst leicht bedeckt mit einem mäßigen Lüftchen, später dann sonnig und heiß. „Ideale Bedingungen“, konstatierte „Rennleiterin“ Michaela Schuster, die Sportbeauftragte des Landratsamtes.
Allein 120 Helferinnen und Helfer hatte die SpVgg Auerbach/Streitheim aufgeboten, 70 Kuchen hatten die fleißigen Frauen gebacken. Und nichtsdestotrotz hatte die SpVgg selbst noch neun Mannschaften ins Rennen geschickt. Das nötigte selbst Streckensprecher Wilfried Matzke, der mit sehr viel Fach- und Insiderwissen moderierte, Respekt ab.
Respekt verdiente sich auch der FC Dinkelscherben, der nach 2 Stunden 20 Minuten und 20 Sekunden als Erster im Ziel war und der favorisierten TG Viktoria Augsburg den Doppelsieg wegschnappte. Dabei war es vor allem „Altmeister“ Richard Negele, der seinem Kontrahenten 1:20 Minuten abnehmen konnte. „Dieser Titel hat mir noch gefehlt in meiner Sammlung“, freute sich Thomas Straßmair. Der Gersthofer Silvesterlaufsieger von 2008 war nicht der einzig prominente Läufer in dieser Mannschaft, die als Fußball-Club firmiert. Triathlet Michael Ender (Post SV Augsburg), Sven Herzog (SC Schriesheim), Charly Knöpfle (SpVgg Auerbach/Streitheim) sowie die aufgrund der Auflösung der Sportfreunde Friedberg derzeit vereinslosen Richard Negele, Jochen Lange, Christian Schiller und Matthias Kremers brachten Qualität auf die Strecke.
Als Landkreismeister kam diese erlesene Auswahl allerdings nicht in Frage. Diesen Titel holte sich die LG Wehringen, die im Endspurt 14 Sekunden vor der LG Reischenau-Zusamtal im Ziel war. Den Wehringern gelang der Landkreis-Doppelsieg, denn auch die Damen konnten sich hinten den beiden Staffeln der TG Viktoria Augsburg in die Siegerliste eintragen. Bei der Jugend setzten sich die LG Reischenau-Zusamtal (männlich) und die SpVgg Auerbach/Streitheim (weiblich) durch.
Für den größten Teil der 167 gestarteten Mannschaften, darunter 23 Damen- und 29 Jugendmannschaften, war jedoch die Teilnahme das wichtigste. „Unter Freunden – aber doch mit sportlichem Ehrgeiz“, so hat jemand die Atmosphäre des Landkreislaufes beschrieben. Dazu gehört zum Beispiel das Läuferlager. Auf einer Anhöhe über dem Rappental hat der Schachklub Kriegshaber seine VIP-Lounge aufgebaut, vor dem Pavillion des erstmals startenden Teams Bündnis 90/Die Grünen flattern bunte Fähnchen „Atomkraft – nein danke“. Klar, beim Landkreislauf ist Muskelkraft und Ausdauer gefragt, egal ab die Achtermannschaft aus Kampfsportlern, Feuerwehrleuten, Schützen, Rechtsanwälten oder Mitarbeitern von Firmen und Behörden besteht. Beim Laufen sind sie alle gleich. Da dürfen auch die Landtagsabgeordnete Dr. Simone Strohmayr, die für die Stadtberger Marktfrauen startet, oder Regierungspräsident Karl-Michael Scheufele im Trikot der „Schwabenpfeile“ überholt werden.
2012 in
„Es hat alles wunderbar gepasst“, strahlte Michaela Schuster bei der Siegerehrung mit der Sonne um die Wette, „selbst das rote Kreuz musste nur ein paar Papperle ausgeben.“ Da freut sich die Läuferschar schon auf das 30. Jubiläum im nächsten Jahren in Langerringen.