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Fußball: Ein Hobbykicker machte bundesweit Schlagzeilen

Fußball

Ein Hobbykicker machte bundesweit Schlagzeilen

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    Mit einem Hattrick innerhalb von sieben Minuten sorgte Christian Bestle vom SC Biberbach bundesweit für Schlagzeilen. Alle Artikel hat er fein säuberlich in einem Ordner abgelegt.
    Mit einem Hattrick innerhalb von sieben Minuten sorgte Christian Bestle vom SC Biberbach bundesweit für Schlagzeilen. Alle Artikel hat er fein säuberlich in einem Ordner abgelegt.

    Der Fußball schreibt oft die erstaunlichsten Geschichten. Für eine aufsehenerregende Story sorgte im August 1994, vor mehr als 27 Jahren, Christian Bestle vom damaligen Bezirksligisten SC Biberbach, dem in einem Spiel innerhalb von sieben Minuten ein lupenreiner Hattrick gelang. Doch das war es nicht allein, was den Kicker aus dem Schmuttertal damals bundesweit durch den Blätterwald rauschen ließ.

    Doch der Reihe nach. Wenn der Autor dieser Zeilen, mehr als zwei Jahrzehnte Fußball-Abteilungsleiter beim Traditionsklub von der Schmutter, auf der Romantischen Straße im Ries durch Marktoffingen fährt, dann bleibt sein Blick stets am Sportplatz des FSV Marktoffingen oben auf dem Ulrichsberg hängen. Erinnerungen werden wach. An den 28. August 1994.

    Der SC Biberbach, damals einer der führenden Klubs im Landkreis, gastierte an jenem Sonntag im dritten Saisonspiel beim FSV Marktoffingen. Ein mageres Pünktchen hatten die Schützlinge von Spielertrainer Siggi Tränkl nach den beiden ersten Begegnungen auf dem Konto, und dieses schien sich auch nach der Partie im Ries nicht zu erhöhen. Denn für den SCB lief es zunächst ganz und gar nicht nach Plan. Nach gut einer Stunde führten die Gastgeber scheinbar uneinholbar mit 3:0, Biberbach hatte zudem nur noch neun Spieler auf dem Feld. Schiedsrichter Isele aus Hollenbach hatte die beiden Mittelfeldspieler Reinhold Liepert (47./Notbremse) mit Rot und wenig später Rüdiger Reiss (51./Foulspiel) mit Gelb-Rot frühzeitig unter die Dusche geschickt, der Drops schien gelutscht.

    Doch dann nahm die Partie in der Schlussphase eine sensationelle Wende. Vor allem in den letzten zehn Minuten überschlugen sich die Ereignisse. In der 81. Minute wechselten Coach Tränkl und Co-Trainer Martin Stoll mit Hansi Fischer (für Stefan Mayershofer) und Christian Bestle (für Werner Plohmann) zwei frische Kräfte ein. „Na ja, dann spiel ich halt auch noch einige Minuten mit“, erzählte Bestle im Rückblick lapidar.

    Dass der damals 21-jährige Stürmer zum gefeierten Helden werden sollte, das konnte er nicht erahnen. 120 Sekunden nach seiner Einwechslung, in der 83. Minute, gelang ihm der Anschlusstreffer zum 1:3. Als Bestle nach 87 Minuten gar auf 2:3 verkürzte, lagen bei den Hausherren die Nerven blank. Nur Sekunden später dann tatsächlich noch der Ausgleich für die Biberbacher (88.). „Ich habe einen zu kurzen Rückpass erlaufen und am Keeper vorbei ins Netz geschoben“, erinnert sich Christian Bestle, der von seinen Teamkollegen unter einer Jubeltraube fast erdrückt worden wäre. Auch die Biberbacher Fans konnten ihr Glück kaum fassen. Bei der gemeinsamen Heimfahrt im Bus und anschließend noch im Biberbacher Sportheim wurde das Unentschieden wie ein Sieg gefeiert.

    Am Tag danach interessierten sich auch die überregionalen Medien für dieses sehr ungewöhnliche Match in der schwäbischen Bezirksliga Nord. Es rauschte im Blätterwald, die Deutsche Presseagentur (dpa) verbreitete die Nachricht in der ganzen Republik, auch dem Boulevardblatt mit den vier großen Buchstaben und der Münchner tz war die Partie Meldungen wert.

    Christian Bestle, dem sie in Biberbach den Spitznamen Flipper verpassten, war erst zwei Monate vorher vom C-Klassisten CSC Batzenhofen-Hirblingen zum Bezirksligisten auf den Galgenberg gewechselt. Am Ende der Spielzeit stiegen die Biberbacher trotz 16 Bestle-Treffern nach einer 3:4-Niederlage im Strafstoßschießen gegen den TSV Nördlingen II allerdings aus der Bezirksliga ab. „Nach zwei Meniskusoperationen und einem Kreuzbandriss bin ich 1999 zurück nach Batzenhofen gewechselt“, erzählt der verheiratete Vater von zwei Töchtern.

    Doch 2001 kehrte er zum SCB zurück, mit dem er 2002 wieder in die Bezirksliga aufstieg. Er wurde dort unter Coach Paul Baumann schnell wieder zu einem wichtigen Bestandteil des jungen Teams, das er in der Spielzeit 2003/04 als Spielertrainer-Duo mit Christian Kopold zum Ligaerhalt führte. Als die Gelb-Schwarzen 2005 wieder den bitteren Gang in die Kreisliga antreten mussten, übernahm er die Biberbacher Mannschaft für zwei Jahre wieder als kickender Übungsleiter. Zwischendurch erwarb der Bankkaufmann in der Sportschule Oberhaching die Fußballtrainer-B-Lizenz.

    Nächste Vereinsstation war für vier Jahre der TSV Ellgau, dann zog es ihn wieder zu seinem Heimatverein nach Batzenhofen zurück. Dort spielte er noch bei den Alten Herren, mit denen er 2013 den Hüttenhofer-Pokal, die inoffizielle Augsburger Landkreismeisterschaft, gewann. Auch beim FC Augsburg brachte er als Scout für den damaligen B-Juniorentrainer Janos Radoki sein Wissen mit ein. In den beiden vergangenen Spielzeiten war er in seinem Wohnort Achsheim beim dortigen Sportverein als Co-Trainer tätig. Fußballerisch hat sich der heute 48-Jährige zumindest vorläufig zur Ruhe gesetzt. Ob er nochmals auf die Trainerbank zurückkehrt? Fraglich, denn der Vollblutfußballer vermisst mittlerweile bei vielen Kickern die Einstellung zu ihrem Hobby. Trotzdem, ein Comeback will Christian Bestle nicht gänzlich ausschließen: „Man soll niemals nie sagen.“

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