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Lokale Sportgeschichte(n): Unter südkoreanischer Flagge

Lokale Sportgeschichte(n)

Unter südkoreanischer Flagge

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    Die Schützenkönige 1990 bei „Tirol“ Riedsend. Von links: Schützenbegleiter Christian Pickl, Jugendkönigin Ulrike Egger, Vorsitzender Konrad Mair und Schützenkönig Werner Mair.
    Die Schützenkönige 1990 bei „Tirol“ Riedsend. Von links: Schützenbegleiter Christian Pickl, Jugendkönigin Ulrike Egger, Vorsitzender Konrad Mair und Schützenkönig Werner Mair.

    Wenige Wochen nach dem Mauerfall im November 1989 stürmte eine aufgebrachte Volksmenge zu Beginn des Jahres 1990 die Stasi-Zentrale in Ost-Berlin. Das Misstrauen in der ehemaligen DDR-Bevölkerung über das Fortbestehen des Staatssicherheit-Apparates zeigte sich darin, dass am 15. Januar Zehntausende in den Gebäudekomplex der Stasi-Zentrale eindrangen, Mitarbeiter bedrohten und Möbel aus den Fenstern warfen. Erfreuliche Kunde gab es dafür für die Bauern. Deren Einkommen kletterte nach dem Agrarbericht der Bundesregierung auf eine noch nie dagewesene Rekordhöhe. Die Steigerung im zu Ende gegangenen Jahr 1989 betrug 38 Prozent

    Wettertechnisch war die Lage vor drei Jahrzehnten ähnlich wie in diesem Jahr. Europas Wintersportorte klagten über Schneemangel. In Österreich drohte sogar eine nationale Katastrophe sportlicher Art: Die 50. Herrenabfahrt des traditionellen Hahnenkamm-Skirennens in Kitzbühel galt als stark gefährdet. Letztlich konnte eine verkürzte Sprint-Abfahrt in zwei Durchgängen ausgetragen werden, welch der Norweger Atle Skardaal gewann.

    Das internationale Sportjahr begann mit einem Triumph von Jens Weißflog aus Oberwiesenthal beim traditionellen Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen im Rahmen der deutsch-österreichischen Vierschanzentournee der Skispringer. Den Gesamtsieg nach vier Springen trug allerdings Dieter Thoma aus dem Schwarzwald davon. Er gewann das abschließende Springen am Dreikönigstag in Bischofshofen. Auf regionaler Ebene rückte das Gastspiel der südkoreanischen Handball-Nationalmannschaft in Wertingen in den Fokus, der Hallenfußball boomte und sorgte für volle Arenen im Landkreis. Dies und einiges mehr lesen Sie in unserer Serie „Lokale Sportgeschichte(n). Heute blicken wir auf den Januar im Jahr 1990 zurück.

    Asien war schon immer ein Erdteil voller Geheimnisse. So wird es auch bei den Verbandsliga-Handballern des TSV Wertingen ein Rätsel bleiben, dass man so schnell und beweglich spielen kann, wie es die Nationalmannschaft aus Südkorea am Dreikönigstag vor über 400 Zuschauern in der Gymnasiumshalle demonstrierte. Die junge Truppe aus dem Land des Silbermedaillengewinners von 1988 in Soul setzte sich in einem begeisternden Spiel mit 34:24 (17:10) durch. „Die spielen schneller als unsere Spieler schauen können“, meinte ein Wertinger Fan in der Halbzeitpause. Beim Bankett im Wertinger Schlosskeller sagte Südkoreas Headcoach Kim Jeong-Soo: „Ich möchte mich für den hohen Sieg meiner Mannschaft entschuldigen.“

    Ausverkaufte Sporthallen waren vor drei Jahrzehnten beim Hallenfußball die Normalität. So auch bei den Vorrundenturnieren um die schwäbische Meisterschaft 1990. In Lauingen platzte die Stadthalle aus allen Nähten, als sich dort der FC Gundelfingen durch einen 9:4-Sieg im Finale gegen die SSV Glött das Ticket für die Endrunde in Augsburg sicherte. Die Gundelfinger stellten vor 800 Zuschauern mit Rainer Hander, der im Finale einen Hattrick erzielte, den erfolgreichsten Torschützen und mit Winfried Mayer obendrein den besten Turnierspieler. Eine gute Figur gab auch der SC Altenmünster ab, der nach einem 7:3-Erfolg gegen den FC Lauingen allerdings mit 4:5 gegen die SSV Glött verlor. Bereits ein Remis hätte zum Einzug ins Tagesfinale gereicht. Dieses verpasste auch der TSV Wertingen bei der Vorrunde in Donauwörth. Nach einem 4:2-Auftakterfolg gegen den TSV Bissingen mussten sich die Zusamtaler im zweiten Gruppenspiel dem TSV Nördlingen mit 4:9 geschlagen geben. Im Endspiel unterlagen die Nördlinger vor ebenfalls 800 Zuschauern dem Favoriten FC Augsburg mit 3:9.

    Die Finalrunde um die Dillinger Landkreismeisterschaft im Hallenfußball ging in der Höchstädter Nordschwabenhalle ohne ein Team aus dem Zusamtal über die Bühne. Das Endspiel bestritten der damalige Bezirksligist FC Lauingen und der FC Gundelfingen II. Die Lauinger, damals von dem in Binswangen wohnenden Hartmut Braun trainiert, gewannen mit 6:3 nach Verlängerung und sicherten sich damit zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte den Landkreistitel.

    Es lag eine knisternde Spannung in der Luft, als die Wertinger Holzbläser am 10. Januar im Festsaal des Wertinger Schlosses die Proklamation zur Sportlerwahl im Landkreis Dillingen musikalisch eröffneten. Noch war nur einigen wenigen Anwesenden bekannt, wer von den vorgeschlagenen Sportlerinnen, Sportlern und Mannschaften das Rennen in der Gunst der Leser von Donau-Zeitung und Wertinger Zeitung gewonnen hatte. Mit Ulrike Schiele, Gewichtheberin aus Höchstädt, Kai Rössler, Leichtathletik-Multitalent von der LG Donau-Brenz und den Sportkeglern des SSK Mörslingen gab es drei Sieger, die vor drei Jahrzehnten in der Lesergunst ganz oben standen. „Wir sind stolz darauf, ein Dorfverein zu sein“, bekannte Ludwig Rapp von den Mörslinger Keglern. Und dazu hatten sie allen Grund. Mit dem Rekordergebnis von 1706 Punkten wurden sie „Mannschaft es Jahres“.

    Auf Hochtouren liefen bei der LG Zusam die Vorbereitungen für die im Februar 1990 anstehenden Bayerischen Meisterschaften im Crosslauf. Unter der Schirmherrschaft von Buttenwiesens Bürgermeister Georg Kaltner wurden an die 700 Teilnehmer aus dem gesamten Freistaat für die Wettkämpfe in zwölf Kategorien erwartet. Die vielen Helfer der LG Zusam und des TSV Lauterbach warteten einen Monat vor dem ersten Startschuss auf eine Tauwetterphase, um die vielen Absperrpfähle in den gefrorenen Boden treiben zu können. Für die Großveranstaltung hatten die Genossenschaftsbank Wertingen sowie die Raiffeisenbank Unteres Zusamtal die Sponsorenschaft übernommen.

    Der Januar ist der Monat, in dem die meisten Schützenvereine ihre Könige küren. So auch bei „Diana“ Zusamaltheim, wo sich Christian Schuster mit einem 28,9-Teiler den Titel sicherte. Bei der Jugend gewann mit einem 123,8-Teiler Markus Rogulla. In Riedsend sicherte sich bei den dortigen „Tirol“-Schützen Ulrike Egger mit einem 12,9-Teiler Platz eins beim Nachwuchs, in der Schützenklasse wurde Werner Mair mit einem 11,9-Teiler als neuer Schützenkönig gefeiert. Bei „Tell“ Lauterbach konnte Petra Beutmiller ihren Titel als Schützenkönigin aus dem Vorjahr verteidigen, bei der Jugend triumphierte Erich Pest.

    Zwei Eishockeyteams stellte der Altlandkreis Wertingen bei der schwäbischen Hobbyrunde. Im Burgauer Eisstadion trafen Mitte Januar die „Cracks“ aus Eisenbrechtshofen und der EHC Hausen aufeinander. Eisenbrechtshofen führte durch Tore von Günter Jung, Florian Schlicker und Dietmar Fuhrmann nach dem ersten Drittel bereits mit 3:0, ehe die „Roten Teufel“ aus dem Villenbacher Ortsteil so richtig aufdrehten und durch Treffer von Manfred Durner, Josef Dippel und Willi Hüttmann noch zum verdienten 3:3-Ausgleich kamen. (her)

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