Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wertingen
Icon Pfeil nach unten
Lokalsport
Icon Pfeil nach unten

Jugendfußball: Nachwuchs bleibt aus

Jugendfußball

Nachwuchs bleibt aus

    • |
    Ein Anblick, an den sich immer mehr Vereinsfunktionäre gewöhnen müssen. Leere Umkleidekabinen. Den Vereinen rennen die Kinder davon. Der bayerische Fußballverbandwill nun dagegen vorgehen.
    Ein Anblick, an den sich immer mehr Vereinsfunktionäre gewöhnen müssen. Leere Umkleidekabinen. Den Vereinen rennen die Kinder davon. Der bayerische Fußballverbandwill nun dagegen vorgehen. Foto: Foto: Michael Oswald

    Wertingen und Umgebung Die Euphorie nach der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 war groß. Deutschland zeigte sich von seiner besten Seite. Die ganze Welt war zu Gast bei Freunden. Poldi, Schweini und Co. spielten ein phantastisches Turnier. Das ganze Land war stolz auf seine Nationalmannschaft. Auch die Kleinsten. Scharenweise traten sie den örtlichen Vereinen bei. Sorgten für einen richtigen Boom im Jugendfußball. Fünf Jahre ist das her. Fünf Jahre, in denen sich viel geändert hat.

    Denn von Aufbruchstimmung ist beim Bayerischen Fußballverband (BFV) nicht mehr viel übrig geblieben. Im Gegenteil: Dem BFV fehlt der Nachwuchs. Immer häufiger müssen Mannschaften abgemeldet werden. Ein Problem, das in den kommenden Jahren noch gravierender werden kann. Gerade die Kleinsten bleiben „Deutschlands schönstem Hobby“ fern – doch warum? Eine Antwort liegt auf der Hand: Der demografische Wandel. Es gibt einfach weniger Kinder. Doch so leicht will es sich Bezirksjugendleiter Friedrich Glück nicht machen. Er sieht auch Versäumnisse bei den Vereinen: „Die Klubs müssen mehr auf die Schulen zugehen“, sagt Glück. „Da sind uns andere Sportarten nicht nur einen Schritt voraus.“ Volleyballer oder Handballer haben beispielsweise schon Kooperationen mit einzelnen Ganztagsschulen geschlossen. Der Verein bietet während der Schulzeit Kurse an – um den Kindern seine Sportart näher zu bringen. Hier sieht Glück beim Fußball großen Nachholbedarf: „Hier müssen die Klubs aktiver werden. Sonst rennen uns die Kinder weg.“

    Wie schwer es noch ist, genügend Jugendspieler an Land zu holen, davon kann der TSV Wertingen ein Lied singen. Seit 2008 treten dessen Jugendteams, in Zusammenschluss mit dem TSV Binswangen, unter dem Namen JFG Riedberg an. Diese stellt Teams von der U13 bis zur U19. Die jüngsten Kicker (G bis E-Jugend) laufen noch unter dem Namen des Stammvereines. Mit der Gründung dieser JFG (Jugend-Förder-Gemeinschaft) konnte man damals auch wieder eine A-Jugend stellen, da man ohne die Binswanger Unterstützung nicht genügend Mann zur Verfügung gehabt hätte. Die Zusammenarbeit der Vereine sei ausgesprochen gut und größere Differenzen wären bislang ausgeblieben, erklärt Johann Schmid, Abteilungsleiter des TSV Wertingen. Wie schwer es dennoch ist, ausreichend viele junge Spieler zu bekommen, weiß auch er: „In Wertingen herrscht ein großes Sportangebot, was uns mehr Probleme macht. Außerdem haben die Kinder heutzutage mehr Schulstress.“ Wie beugt man nun diesen Problemen vor? Der TSV veranstaltet Ferienprogramme, Mädchentage und selbst Trainingseinheiten zusammen mit der Wertinger Grundschule.

    Die Gründung einer JFG ist kein Allheilmittel, doch nach aktuellem Stand der Dinge unausweichlich. So sind die JFGs in den letzten Jahren allerorten aus dem Boden gesprossen. Sie bergen aber auch die Gefahr in sich, dass leistungsschwächere Spieler nicht mehr regelmäßig zum Einsatz kommen. Ohne JFG kommt man in der Gemeinde Meitingen aus. Hier haben sich der TSV Herbertshofen und der SV Erlingen zu einer Kooperation unter dem Mantel des TSV Meitingen zusammengeschlossen.

    Ehrenamt wird nicht bedient

    So auch beim TSV Unterthürheim. Dort spielen die Jugendteams schon seit vielen Jahren in einer Spielgemeinschaft (SG) mit den Nachbarn des TSV Pfaffenhofen, allerdings unter dem Namen Unterthürheim, da der größere Teil der Spieler von dort käme, berichtet Fritz Bühringer, Abteilungsleiter des TSV Pfaffenhofen. „Allein ist es nicht mehr zu schaffen, ausreichend viele Spieler zu mobilisieren“, weiß dessen Unterthürheimer Pendant Stefan Mayershofer, und fügt hinzu: „Nach oben wechseln immer mehr junge Leute zu anderen Sportarten oder man will sich einfach nicht mehr plagen.“ Auch hier stellt die SG, wie bei den Fußballern der JFG Riedberg, Mannschaften von U13 bis U19. Das größere Problem sieht Bühringer jedoch nicht ausschließlich am mangelnden Spielermaterial, sondern an den fehlenden ehrenamtlichen Trainern und Betreuern. „Die Bereitschaft der ehemaligen Spieler ist für den Verein nicht ausreichend vorhanden. Heute sagt sich jeder Dritte, was bekomme ich denn zurück. Das Ehrenamt ist immer schwerer zu bedienen, da auch ein gewisser Zeitaufwand von Nöten ist. Es wäre nämlich von Vorteil, wenn die Trainer einen Kurzlehrgang absolvieren, um auch pädagogisch etwas geschult zu sein,“ so der Abteilungsleiter der Seniorenmannschaft, der selbst die F-Jugend mittrainiert. Der demografische Wandel sei allerdings immer noch das größte Problem, warum der Nachwuchs schrumpft. „Die Geburtenrate in der Gemeinde Buttenwiesen lag vor vier Jahren bei 110 Geburten pro Jahr. Inzwischen sind es nur noch 58“, erklärt Bühringer. Allerdings konnte der TSV Unterthürheim zu dieser Saison sogar eine eigene G-Junioren-Mannschaft stellen. Waren es zu Beginn acht junge Spieler, sind es inzwischen bereits 25, die die Leidenschaft am Fußball entdeckten. Gründe sind möglicherweise der Halt der Hans Dorfner Fußballschule in Unterthürheim, wo 44 junge sportbegeisterte Fußballer teilnahmen. Auch ein eigener Jugendtag des TSV wirkt dem kollektiven Ausbleiben des Nachwuchses entgegen. Eine Möglichkeit, mit der mehrere Vereine wieder für die Jugend sorgen könnten.

    BFV startet ein neues Konzept

    Die Vereine haben im Großen und Ganzen massive Probleme, für die Zukunft zu sorgen – gerade bei Vereinen mit kleinem Einzugsgebiet. Deswegen hat der BFV das Konzept ProAmateurfußball ins Leben gerufen. Im Rahmen dieser Veranstaltungsreihe gibt es in ganz Bayern so genannte runde Tische. Hier sind Vereinsvertreter eingeladen, zusammen nach Möglichkeiten zu suchen, dem demografischen Wandel entgegenzuwirken.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden