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Fußball: Vorteil Dorfverein?

Fußball

Vorteil Dorfverein?

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    Peter Hurler
    Peter Hurler

    Der VfB Bächingen, TSV Ellerbach oder der TSV Eppisburg haben den Spielbetrieb ihrer Fußball-Seniorenmannschaften längst eingestellt. In der Großgemeinde Buttenwiesen lösten sich die Fußball-Abteilungen des TSV Lauterbach, TSV Buttenwiesen und TSV Pfaffenhofen auf. Die Teams schlossen sich vor wenigen Jahren im neu gegründeten Verein FC Pfaffenhofen-Untere Zusam zusammen. Keine Frage, die schönste Nebensache der Welt hat in den Kommunen im Landkreis Dillingen in Sachen Quantität schon bessere Zeiten erlebt. Und wie sieht es aktuell aus? Egal, ob in einer der fünf Städte innerhalb des Kreisgebiets oder auf den Dörfern – die Verantwortlichen der Vereine geben sich allenthalben große Mühe, den Spielbetrieb aufrechtzuerhalten. Doch wer tut sich leichter: Stadtvereine, denen im Vergleich mit den Dörfern eine größere Einwohnerzahl ihrer Kommune zugutekommt? Oder doch der Klub vom Dorf, der nicht so viel mit anderen Sportarten konkurrieren muss? Wir hörten uns um.

    Der Kreis-Vorsitzende im Bayerischen Landes-Sport-Verband (BLSV), Alfons Strasser, kennt sich aus. Er weiß, dass sich Menschen, die in Dillingen, Lauingen, Gundelfingen, Höchstädt oder Wertingen leben, eher ein wenig in der Anonymität einer Stadt verstecken können, als Bewohner auf dem Dorf. „Die Klubs auf dem Land haben mehr Ehrenamtliche, die dort lebenden Menschen sind besser in den Vereinen integriert“, hat er während seiner langjährigen Tätigkeit beim BLSV festgestellt. Dass im Vergleich zu den fünf Kreisstädten in kleineren Kommunen oft die gleiche Anzahl an Fußballmannschaften – manchmal sogar mehr – am Spielbetrieb teilnimmt (siehe Infokasten unten), habe laut Strasser auch damit zu tun, dass es oft „Einspartenvereine“ sind, die außer Fußball nichts anderes anbieten: „Wenn da noch manchmal eine Damengymnastikgruppe hinzukommt, ist das Angebot oft schon erschöpft“, zählt der BLSV-Kreischef auf.

    Bei den Vereinen in den Städten werde neben Fußball unter anderem Handball, Turnen, Badminton, Tischtennis oder Tanzen angeboten. Da sei die Konkurrenz zum Kicken auf dem grünen Rasen einfach größer. Für die zahlreichen Fußball-Anhänger im Kreis, die bei einem Bundesliga-Fanklub organisiert sind, hat Strasser einen besonderen Tipp: „Lieber selbst Sport betreiben als immer nur Spiele im Stadion oder vor der Glotze verfolgen.“

    Mit knapp 11000 Einwohnern ist Lauingen die zweitgrößte Kommune im Kreisgebiet. Doch nur insgesamt drei Seniorenmannschaften jagen in der Mohrenstadt dem runden Leder nach. Im benachbarten Haunsheim (ca. 1600 Einwohner) sind es aktuell ebenfalls drei, bis Oktober vergangenen Jahres waren es gar deren vier. Ende des Jahres musste der TSV Haunsheim seine zweite Mannschaft aufgrund von Spielermangel aus dem Spielbetrieb in der B-Klasse West IV nehmen, nachdem das Team zu drei Begegnungen nicht angetreten war.

    Für den Vorsitzenden des FC Lauingen, Roland Sommer, hinkt der Vergleich der Einwohnerzahl zur Anzahl der Mannschaften in den jeweiligen Kommunen. „Im Amateurfußball läuft viel mit Geld, da kann auch ein Dorfverein durchaus seinen Kader mit externen Spielern auffüllen.“ Bei seinem FC Lauingen sind derzeit 35 bis 40 Akteure in den beiden Seniorenteams (Kreisliga West und A-Klasse West II) aktiv. Mehr als zwei Drittel, so Sommer, wohnen im Stadtgebiet von Lauingen, der Rest komme von den umliegenden Nachbarkommunen. Etliche von diesen hätten aber eine Lauinger Vergangenheit. Der ein oder andere, der beim FCL spiele, sei durch berufliche oder private Gründe weggezogen, dem Verein seien diese Spieler aber treu geblieben. Während Sommers FC Lauingen nur Fußball als Sportart anbietet, ist das Angebot beim TV Lauingen wesentlich größer. Da konkurrieren die Gelb-Schwarzen unter anderem gegen Handball, Badminton, Turnen, Basketball, Tischtennis, Volleyball und Stockschießen. Aber auch die demografische Entwicklung macht Roland Sommer dafür verantwortlich, dass im Fußball die Anzahl der Seniorenmannschaften rückläufig geworden sei. Im Nachwuchsbereich steht der FC Lauingen mit derzeit zehn eigenen Mannschaften im Spielbetrieb aber relativ gut da. „Zum Glück sind wir nicht auf Spielgemeinschaften angewiesen“, betont Roland Sommer.

    Im kleinen Unterliezheim – ein Ortsteil von Lutzingen – hat eine gute Jugendarbeit seit vielen Jahren ebenfalls Tradition. In den älteren Jahrgängen hat der SC Unterliezheim – neben der SG Lutzingen der einzige Sportverein im Gemeindegebiet – allerdings keine Mannschaften im Spielbetrieb. „Dazu reicht die Anzahl der Spieler nicht aus“, erklärt Vorsitzender Peter Hurler. Doch etliche Akteure, die einst in den jüngeren Altersklassen beim SCU gespielt haben, sind in den vergangenen Jahren, als sie altersbedingt in den Seniorenbereich aufrückten, nach Unterliezheim zurückgekehrt. Vor allem deshalb, so Hurler, weil man zu diesen Akteuren stets einen guten Kontakt gepflegt habe. Zudem seien das große Miteinander und die Kameradschaft innerhalb des Vereins ein „großes Pfund“, welches dem SCU bei der Kaderzusammenstellung für die Herrenmannschaft zugutekomme. Das Einzugsgebiet der Spieler des kleinen Landvereins erstrecke sich unter anderem auf Nachbarorte wie Diemantstein, Fronhofen, Oberliezheim, Schwennenbach oder Oberglauheim. Kein Wunder, dass Peter Hurler die sportlichen Perspektiven beim SC Unterliezheim auch deshalb positiv einschätzt („Einen Aufstieg in die A-Klasse in den nächsten Jahren würden wir schon mitnehmen“), wichtiger sei ihm jedoch weiter das große ehrenamtliche Engagement der Mitglieder für den Verein.

    In die gleiche Kerbe schlägt Villenbachs Bürgermeister Werner Filbrich. Er selbst hat in jungen Jahren für den SV Villenbach Fußball gespielt, jetzt sind seine beiden Söhne für den SVV am Ball. Dass ein Landverein wie der SV Villenbach beim Zusammenstellen von Mannschaften gegenüber Klubs aus den Städten Vorteile hat, gesteht er durchaus ein. „Im Dorf kennt jeder jeden, in den größeren Kommunen ist es leichter, sich in der Anonymität zu verstecken.“ Jedoch fügt Filbrich an, dass in den Städten mehr Menschen leben. Diese Tatsache dürfe nicht außer Acht gelassen werden. Dass beim SV Villenbach bis auf zwei, drei Ausnahmen alle Spieler der ersten und zweiten Mannschaft aus dem Gemeindegebiet kommen, spreche durchaus für die Vorzüge eines Landvereins.

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