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Frauenfußball: Junge Frau ist Herr auf dem Platz

Frauenfußball

Junge Frau ist Herr auf dem Platz

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    Sandra Eisenkolb hat schon so manche Rote Karte als Schiedsrichterin gezogen. In Zukunft lässt sie es mit dem Pfeifen etwas ruhiger angehen.
    Sandra Eisenkolb hat schon so manche Rote Karte als Schiedsrichterin gezogen. In Zukunft lässt sie es mit dem Pfeifen etwas ruhiger angehen. Foto: Foto: Andreas Pfeffer

    Zusamaltheim Julia Eisenkolb ist es gewohnt, dass Männer sich nach ihrer Pfeife richten. Trotz ihres noch jungen Alters kann sie auf eine bemerkenswerte Karriere als Fußball-Schiedsrichterin zurückblicken. In der vergangenen Saison war die 19-Jährige bei sieben Spielen in der Bezirksliga Süd im Einsatz.

    Ihr Interesse am Spiel mit dem runden Leder wurde ihr quasi in die Wiege gelegt. Ihr Vater Thomas war selbst aktiver Spieler und Trainer in Buttenwiesen. Mit sechs Jahren ging sie dann selbst in einen Verein, spielte bei den Juniorinnen in Baiershofen und jetzt seit vier Jahren beim SV Donaualtheim, mit dem sie in der nächsten Saison in der Landesliga spielt. Auch ein Grund in Zukunft mit der Schiedsrichterei etwas kürzerzutreten. „Wir müssen zu Auswärtsspielen bis zu 300 Kilometer fahren“, begründet Sandra Eisenkolb ihre Entscheidung künftig nicht mehr in der Bezirksliga zu pfeifen.

    Linienrichterin in der 2. Liga

    Ein Zeitungsartikel vor fünf Jahren weckte ihr Interesse Schiedsrichterín zu werden: „Ich habe eine neue Herausforderung gesucht und wollte sehen, wie es als Schiedsrichterin so ist.“ Kurzentschlossen meldete sie sich für einen Neulingskurs bei der Schiedsrichtergruppe Donau an. Von da an ging alles ganz schnell. Beobachter ihrer ersten Spiele erkannten schnell Eisenkolbs Talent, sie wurde in den Kreisligapool aufgenommen und in der Saison 2009/10 pfiff sie erstmals in der Bezirksliga. Höhepunkte der noch kurzen „Karriere“ waren die Beförderung in den DFB-Schiedsrichterpool und Einsätze als Linienrichterin in der 2. Frauen-Bundesliga.

    Wer so viel herumkommt, hat einiges zu erzählen – auch Kurioses. „Der beliebteste Spruch von Zuschauern und Spielern war, dass Frauen doch besser an den Herd gehen sollten, statt zu pfeifen“, so Eisenkolb schmunzelnd. Solche Sprüche habe sie überhört, und die Spieler hätten sich nach dem Spiel oft für ihr Verhalten entschuldigt. Einer hatte eine besondere Idee, um die Aufmerksamkeit der jungen Schiedsrichterin zu erhaschen. „Er hat nach dem Spiel gesagt, dass er die Gelbe Karte nur wollte, damit ich seinen Namen behalte. Ich bin darauf nicht näher eingegangen“, so Sandra Eisenkolb mit einem Lächeln im Gesicht.

    Trotz allem haben ihr die Schiedsrichtereinsätze viel gebracht. „Wegen des Geldes habe ich es nie gemacht. Es ist schön, als Frau der Herr auf dem Platz zu sein“, erklärt Eisenkolb, die nach eigener Aussage auch menschlich viel gelernt hat und offener auf die Menschen zugeht. In Zukunft will sie sich verstärkt auf den SV Donaualtheim und ihr nahes Studium im sozialen Bereich kümmern. „Vielleicht denke ich in einigen Jahren anders darüber, aber derzeit habe ich einfach keine Zeit und auch weniger Lust zum Pfeifen“, sagt sie etwas traurig.

    Spiele der derzeit laufenden Frauen-WM wird sie dennoch verfolgen. Beim Finale in Frankfurt ist sie als Zuschauerin dabei. „Hoffentlich kommt Deutschland ins Finale. Das würde noch mehr Mädchen zum Fußball bringen“, hofft die sympathische Schiedsrichterin.

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