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FCA: Zweifacher Premieren-Jubel

FCA

Zweifacher Premieren-Jubel

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    Arkadiusz Milik
    Arkadiusz Milik

    Augsburg Gut, wenn man als Souvenirjäger direkten Zugang zu der Spielerkabine hat. Darum hatte auch André Hahn, 23, kein Problem, sich ein Andenken an sein allererstes Bundesliga-Tor zu sichern. „Ich habe mein Trikot in der Halbzeit schon ausgezogen und in den Spind gelegt, das kommt an die Wand“, erklärte der Fußball-Profi des FC Augsburg aufgekratzt nach dem 2:2 (1:1) gegen Borussia Mönchengladbach.

    22 Bundesliga-Spiele Anlauf brauchte der dynamische Außenbahnspieler, um zu treffen. Am Freitag war es nach 27 Minuten so weit. Hahn brachte den FCA mit 1:0 in Führung und küsste gleich danach das Tattoo auf seinem rechten Arm. Dort ist seine ganze Familie durch schmerzhafte Nadelstiche verewigt. „Der widme ich das Tor. Sie waren heute alle vor dem Fernseher gesessen“, erklärte Familienmensch Hahn, der die Gladbacher noch länger in ihren Träumen verfolgen wird.

    Denn die Gäste steuerten durch Treffer von Max Kruse (33.) und Branimir Hrgota (71.) direkt auf ihren ersten Auswärtssieg in dieser Saison hin, als Hahn in der 88. Minute von rechts flankte. Dort stand der in der 76. Minute eingewechselte Arkadiusz Milik, 19, goldrichtig und drückte den Ball zum 2:2 über die Linie. Auch für die Leihgabe von Bayer Leverkusen war es der erste Bundesliga-Treffer.

    Erst im Winter hatte Bayer den Stürmer, der als das größte Talent Polens gilt und mit 19 schon Nationalspieler ist, nach Deutschland geholt. Eine Investition in die Zukunft. Stefan Kießling ist in Leverkusen derzeit im Sturmzentrum gesetzt. Darum wollte Bayer Milik für ein Jahr ausleihen. Der FCA griff sofort zu. „Nicht umsonst hat Leverkusen so viel Geld ausgegeben. Er besitzt unheimliches Potenzial, zeigt vor dem Tor Präsenz“, sagt FCA-Trainer Markus Weinzierl. Das zeigte Milik am Freitag.

    Darüber reden wollte der Pole ohne Übersetzer-Hilfe aber nicht. Er lernt zwar intensiv Deutsch, spricht nach nur neun Monate auch schon sehr gut, ist aber noch etwas unsicher und hält sich darum in der Mixed-Zone noch zurück. Auf dem Platz aber nicht. Nur zwei Kurzeinsätze über insgesamt 15 Minuten brauchte er, um zu treffen.

    Das Duo feierte dann auch nach dem Schlusspfiff mit den begeisterten FCA-Fans ihre Tor-Premiere. Und nicht nur das. Zehn Punkte hat der FCA nach nur sieben Spielen gesammelt, einen mehr als in der gesamten Hinrunde in der vergangenen Saison. In nicht einmal zwölf Monaten hat sich aus einem Punktelieferanten ein Team entwickelt, das mit viel Selbstvertrauen die Liga durcheinanderwirbelt. „So ein Spiel hätten wir vor einem Jahr noch 1:3 verloren. Heute sind wir mannschaftlich intakt, es ist eine Mannschaft, die weiß, was sie macht, die fightet, die mir Spaß macht, wie sie verteidigt, wie sie arbeitet und wie sie Fußball spielt“, staunt Trainer Markus Weinzierl wohl manchmal selbst über die Verwandlung.

    Er und Manager Stefan Reuter haben seit dem Jahreswechsel das Augsburger Puzzle zu einem stimmigen Bild zusammengesetzt. Dabei können sie bei der Suche nach den passenden Einzelteilen bei einem Etat von rund 40 Millionen Euro (Mainz hat, zum Vergleich, knapp 70 Millionen Euro zur Verfügung) kein Vermögen einsetzen, sondern nur ihr gutes Näschen für preiswerte Schnäppchen.

    So wie bei André Hahn, den man bei den Offenbacher Kickers gefunden hat. „Seine Entwicklung ist sensationell. Vor neun Monaten hat er noch in der dritten Liga gespielt und jetzt ist er Stammspieler in einer der europäischen Top-Ligen“, erzählt Weinzierl stolz.

    Oder man holt die Talente der Großvereine auf Leihbasis und bildet sie weiter aus. So wie Jens Hegeler, Ja-Cheol Koo, Dong-Won Ji, Hajime Hosogai, Raphael Holzhauser oder jetzt eben Milik.

    Das Gesamtgebilde sorgt derzeit für Party-Stimmung in Augsburg. Ein Teil der Mannschaft war am Samstag auf der Wiesn. André Hahn hat die zwei freien Tage genutzt, um heim nach Cuxhaven zu fahren. Das Trikot hatte er mit im Gepäck.

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