Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wertingen
Icon Pfeil nach unten
Lokalsport
Icon Pfeil nach unten

FC Augsburg: Die Zeit der Selfies im Stadion ist vorbei

FC Augsburg

Die Zeit der Selfies im Stadion ist vorbei

    • |
    „Er ist die Schaltzentrale bei uns im Übergangsbereich nach vorne. Er hat eine unglaubliche Spielintelligenz, wenn es um die zweiten Bälle geht. Er ist einer, der ein Spiel lenken und vorausdenken kann.“
    „Er ist die Schaltzentrale bei uns im Übergangsbereich nach vorne. Er hat eine unglaubliche Spielintelligenz, wenn es um die zweiten Bälle geht. Er ist einer, der ein Spiel lenken und vorausdenken kann.“

    Das letzte Mal als Daniel Baier in der WWK-Arena war, da hatte der Mittelfeldspieler des FC Augsburg vor dem Duell mit dem SC Freiburg viel zu tun. Allerdings nicht auf dem Spielfeld. Er gab Interviews fürs Fernsehen und machte zwei junge FCA-Fans glücklich, als er für das Selfie mit ihnen gleich selbst auf den Auslöser des Smartphones drückte.

    Heute um 20 Uhr, wenn es in der WWK-Arena zum bayerischen Abstiegskrimi gegen den FC Ingolstadt kommt, wird Baier wohl keine Zeit mehr für Selfies haben. Der 32-Jährige wird nach seiner Achillessehnenverletzung aller Voraussicht nach wieder in die Startelf zurückkehren. „Ich habe eine gute Woche hinter mir und bin auf jeden Fall heiß“, sagt Baier vor dem im Abstiegskampf so richtungsweisenden Spiel. Sieben Punkte Vorsprung hat der FCA (29 Punkte) als Drittletzter auf den Vorletzten FC (22 Zähler). Mit einem Sieg würde sich der FCA den größten Abstiegssorgen wohl entledigen.

    Zwar machte Trainer Manuel Baum am Montag wie immer um seine Personalplanungen ein großes Geheimnis, doch wenn Baier fit ist, wäre Baum verrückt, wenn er ihn nicht spielen lassen würde. „Daniel ist ein enorm wichtiger Spieler sowohl auf als auch neben dem Platz“, beschreibt Baum seinen Spieler. „Er ist die Schaltzentrale bei uns im Übergangsbereich nach vorne. Er hat eine unglaubliche Spielintelligenz, wenn es um die zweiten Bälle geht. Er ist einer, der ein Spiel lenken und vorausdenken kann.“

    Baier verkörpert den Aufstieg des FCA vom belächelten Aufsteiger zum respektierten Bundesliga-Mitglied mit Euro-League-Erfahrung. Begonnen hat Baiers Aufstieg, als ihn Trainer Markus Weinzierl 2014 auf die Sechser-Position stellte. Kein anderer Trainer hatte ihm diese zentrale defensive Rolle zuvor zugetraut. Doch Baier zahlte das Vertrauen mit tollen Leistungen zurück. Im Februar 2015 bezeichnete ihn die FAZ als den unauffälligsten Star der Bundesliga. Nur drei Monate später hatte sich der FCA für die Europa League qualifiziert. Beim Duell mit Liverpool fehlte er allerdings mit einer Sprunggelenksverletzung.

    Wohl der bitterste Moment seiner Karriere. Vielleicht hätte der FCA mit Baier die Sensation geschafft. Schon damals wurde deutlich, wie sehr der FCA von einem fitten formstarken Baier abhängig war. Und das ist Augsburg immer noch. Hüstelt Baier, und das tat er in dieser Saison öfters, hat der FCA Grippesymptome. Auch Baier hatte in dieser Saison Formschwankungen, doch noch schlimmer ist es, wenn er fehlt.

    Gerade die letzten fünf Spiele, als er pausieren musste, wurde seine ordnende Hand im defensiven Mittelfeld schmerzlich vermisst. Weder Dominik Kohr, Jan Moravek, Moritz Leitner, geschweige denn Tim Rieder konnten ihn und seine Ruhe nur annähernd ersetzen.

    Vielleicht hätte Baier gegen Bayern spielen können, doch gebraucht wird er wirklich heute Abend. Seine Verletzung ist abgehakt. Die Achillessehne sei nie direkt betroffen gewesen, nur das Gleitgewebe war entzündet. Deswegen, versichert er, „bin ich vom Kopf her frei“.

    Baier hat alle Höhen und Tiefen mit dem FCA durchlebt. Darum sieht er schleichenden Rückfall auf Platz 16 gelassen. „Wir wissen alle, um was es geht. Wir könne alle die Tabelle lesen“, sagt er und verweist auf einen Aspekt, der derzeit oft übersehen wird: 29 Punkte aus 26 Spielen sind eigentlich kein Abstiegswert. „Wir haben ordentlich gepunktet, aber die Tabelle ist dieses Jahr verrückt, die halbe Liga ist im Abstiegskampf noch dabei.“

    Deswegen, so seine Botschaft an alle im und außerhalb des Vereines, brauche man sich aber nicht verrückt machen zu lassen. Baier ist genauso weit davon entfernt, die heikle Mission zu unterschätzen wie in Hysterie zu verfallen. Doch er vermittelt auch: wir können mit dem Druck umgehen.

    Er sagt: „Wir sind ein eingeschworener Haufen. Wir haben solche Situationen schon oft durchlebt, egal, ob sie positiv oder negativ waren. Wie wir um Europa gespielt haben, war das auch ein Druck. Da wollten wir auch unbedingt dieses Ziel erreichen. Es gibt viel zu tun. Wir werden alles dafür tun, damit wir gegen Ingolstadt gewinnen.“ Und dann wird er bestimmt auch Zeit für ein Selfie haben.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden