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Den inneren Schweinehund besiegt

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Den inneren Schweinehund besiegt

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    Winteridylle pur! Auf der ersten Teiletappe von der Zusamquelle nach Markt Wald konnten die Teilnehmer der Extremtour noch die landschaftlichen Schönheiten genießen. Dies änderte sich in der kalten Nacht. Letztlich kamen elf Wanderer nach 22 Stunden in Bocksberg an. Fotos: Erna Hafner
    Winteridylle pur! Auf der ersten Teiletappe von der Zusamquelle nach Markt Wald konnten die Teilnehmer der Extremtour noch die landschaftlichen Schönheiten genießen. Dies änderte sich in der kalten Nacht. Letztlich kamen elf Wanderer nach 22 Stunden in Bocksberg an. Fotos: Erna Hafner

    Petrus hat sich alle Mühe gegeben und zaubert für diesen Tag eine traumhaft schöne, kristallglitzernde Schneelandschaft, die alle begeistert. Es ist fast Mittag, als der erste Halt an der Zusamquelle in Markt Wald erreicht ist. Im weiteren Streckenverlauf machen vereiste Traktorspuren, die Umgehung eines größeren Teilstücks wegen einer Treibjagd und Spurarbeit in 20 Zentimeter hohem Tiefschnee der Mannschaft zu schaffen.

    Um 15.15 Uhr ist nach 35 Kilometer das erste Etappenziel in Walkertshofen erreicht. Eine warme Mahlzeit wartet hier auf die zähen Wanderer, die sich für die jetzt folgenden Nachtetappen, auf die zwei Drittel der Streckenlänge entfallen, entsprechend rüsten. Noch sind 17 Wanderer dabei. Erst einer ist bisher ausgestiegen.

    18.20 Uhr: "Sind in Lauterbach - alles im Lot", so lautet die Nachricht, die Andreas Schmidt von unterwegs an die Familie sendet. Im Vorfeld war vereinbart worden, den Zwischenstand per SMS an den einzelnen Stationen zu melden. Diese Meldung ist jetzt das Kommando für Annemarie und Gerhardt Schmidt, die Eltern des Tourinitiators, in Sachen Verpflegung tätig zu werden. Der Kofferraum ist voll Kisten und warmen Getränken, auf dem Dach sind noch zwei Bierbänke und ein Biertisch festgezurrt, als die beiden sich in Richtung Ziemetshausen aufmachen - das Thermometer im Auto zeigt mittlerweile 15 Grad minus an. Die Zwischenstation ist kaum aufgebaut, da sieht man auch schon von Weitem die ersten Stirnlampen näher kommen. Alle sind hier noch einigermaßen fit. Noch zwei solcher Verpflegungsstationen gibt es um 22.30 Uhr in Dinkelscherben und um 2 Uhr nachts in Zusmarshausen. Für die beiden Schmidt's heißt es jetzt, schnell sein, denn nach jeder Station geht es zuerst wieder nach Hause, um neuen Tee, Kaffee oder heiße Suppe zu kochen und danach wiederum zur nächsten Station zu fahren.

    "Ohne die Verpflegungsstationen und die viel unermüdlichen Helfer hätten wir es nie geschafft", sagt ein Wanderer. Die Tourteilnehmer sind froh und äußerst dankbar für diese Zuwendung, denn bei den meisten ist nun eine erste Leistungsgrenze erreicht. Die Kälte macht sich bemerkbar, denn sie zehrt zusätzlich an den Kräften und schmerzende Muskeln stellen den Durchhaltewillen auf eine harte Probe. Jetzt meldet sich der "innere Schweinehund" heftig und nur die Unterstützung durch die Gruppe hält viele bei der Stange. Für vier weitere Wanderer ist die Tour in Zusmarshausen jedoch zu Ende, bevor das 20 Kilometer lange Schlussteilstück in Angriff genommen wird. Aufgrund der frostigen Temperaturen wird das Ziel von der Burgruine kurzfristig ins Warme verlegt.

    Sonntagmorgen, 6.30 Uhr: Pünktlich, aber sichtlich fertig, trifft die Gruppe - unter ihnen noch drei der anfänglich vier Frauen - am Bürgerhaus in Modelshausen ein. Mit letzter Kraft schleppen sich die elf Kameraden, die bis zum Ende durchgehalten haben, in die geheizten Räume. Man sieht den meisten Gesichtern an, dass sie an ihre Leistungsgrenzen gegangen sind. Alle sind froh und dankbar, wieder im Warmen zu sein und freuen sich auf den dampfenden Tee, der bereits auf dem Tisch wartet. "Die Kälte ist in jede Ritze gekrochen", erzählt einer, "vor allem im Nebel kurz vor Dinkelscherben".

    Ächzend werden Jacken, Schuhe und Socken ausgezogen, Blasen inspiziert, Waden massiert. "Krass. Die Strecke war ganz schön lang." Doch schon wenig später merkt man allen an, dass die Lebensgeister wieder zurückkehren. Der zurückliegende Weg wird bei einem zünftigen Weißwurstfrühstück noch einmal resümiert. Der beiläufige Scherz eines der Verpflegungsmitglieder "und… - morgen gleich wieder?" jedoch müde belächelt.

    "Würden Sie das noch einmal machen", lautet die Abschlussfrage, bevor alle nach Hause aufbrechen. Die Antworten gehen von einem eindeutigen "Nein, nie wieder" bis zu "natürlich, war doch super" auseinander.

    Einer hat den Kalorienverbrauch der 24-Stunden-Tour ausgerechnet: 6500 kcal sind auf der (langen) Strecke geblieben.

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