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Linker Haken zwischen Bierkrug und Steckerlfisch
Das Festzelt auf der Dirrmeierwiese ist am gestrigen Fronleichnamstag um die Mittagszeit gut gefüllt. Kein Wunder, dass angesichts der zahlreichen Gäste Festwirt Werner Schmid gute Laune verbreitet. Nicht nicht nur wegen der vielen Besucher auf dem Wertinger Volksfest lacht der Geschäftsmann aus Wortelstetten. Er freut sich, weil um diese Zeit so richtig die Fäuste fliegen.
Vor allem auch deshalb, weil der Star an gestrigen Donnerstag, Nikolina Orlovic, ihr Können dort zur Schau stellen kann. Das war am Tag zuvor noch völlig unklar. Ihre vorgesehene Gegnerin Solange Boquet aus der Schweiz sagte am Dienstagabend ihren Einsatz in Wertingen kurzfristig ab. Für den Trainer von Nikolina Orlovic, Parvis Karimi, begann eine heiße Nacht mit zahlreichen Gesprächen. "Ich habe durch halb Europa telefoniert, um eine Ersatzgegnerin zu bekommen." Das war aber nicht einfach, denn angesichts der Klasse seines Schützlings trauten sich Boxerinnen aus anderen Ländern nicht gegen Nikolina Orlovic anzutreten. Die sportliche Reputation der 21-Jährigen aus Augsburg ist in der internationalen Boxszene sehr beachtlich. "Die meisten wissen, dass sie gegen sie kaum eine Chance haben", so Karimi. In der Österreicherin Marlene Rieger findet der technische Leiter des Boxsportclubs 02 Augsburg in letzter Sekunde doch noch eine Gegnerin, die sich traut, gegen Orlovic in den Ring zu steigen. Doch die 25-Jährige aus Salzburg muss anständig einstecken und wird vom Ringrichter dreimal ausgezählt. Zu Beginn der dritten Runde gibt Rieger nach dem nächsten linken Haken von Orlovic auf.
Mit Freunden und Bekannten
Aufmerksam verfolgt den Kampf der deutschen Meisterin, die im November bei der WM in China an den Start gegen wird, auch Wolfgang Reiß aus Wertingen. Er hat sich schon immer für Boxen interessiert. Die meisten Kämpfe von Ex-Weltmeisterin Regina Halmich im Fernsehen hat er sich angeschaut. Seit 10.30 Uhr sitzt Reiß gestern bei Freunden und Bekannten am Tisch. Da wird eine Maß Radler bestellt, zum Essen gibt es ein gegrilltes Hähnchen. Andere wiederum holen sich einen Steckerlfisch vom Grillwagen am Zelteingang und lassen sich dann von der Bedienung den nächsten gefüllten Bierkrug auf den Tisch stellen.
Es entsteht eine Atmosphäre, die auch Nikolina Orlovic gerne mag. "Im Zelt zu boxen, das hat etwas ganz Besonderes", sagt sie eineinhalb Stunden vor ihrem Auftritt. Die Leute seien einfach besser drauf als in reinen Sporthallen, wo drinnen Trink- und Rauchverbot herrscht. Es liegt wohl am Essen und Trinken. So richtig urig wird¿s beim Kampf des schwäbischen Meisters im Schwergewicht, Sebastian Kappler, gegen seinen Nürnberger Kontrahenten vom 1. FC Nürnberg. "Hau dem Cluberer a g´scheite nei", fordert ein offenbar nicht mehr ganz nüchterner Besucher den Augsburger Kappler auf. Gehört haben es wohl nur die Tischnachbarn. Festwirt Werner Schmid ist derweil wieder auf Achse, um seine gute Laute an diesem Tag kundzutun...
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